CAT - Kapitel 72

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Wir schleppen Kiste um Kiste nach oben und Crow verteilt sie der Beschriftung entsprechend in die jeweiligen Zimmer. Seine Besitztümer sind ziemlich überschaubar und ich freue mich, dass es so schnell geht. Wobei schnell relativ ist, denn als Crow den letzten Karton raufträgt, ist es bereit nach neun und ich bin total ausgelaugt und halb verhungert.

Crow bietet an, Pizza für uns zu bestellen und ich nehme das Angebot dankend an, biete ihm aber im Gegenzug an, Salat zu machen. Ich weiß genau, dass einer im Kühlschrank ist, denn ich habe für ihn eingekauft. Mona und ich waren sehr schnell überzeugt, dass sein spontaner Auszug völlig unkoordiniert von statten gehen wird, wenn wir nicht hier und dort eingreifen.

Er nimmt mein Angebot dankend an und ich mache mich der Erschöpfung zum Trotz daran, dass vitaminreiche Grünzeug zu waschen.

Bald darauf sitzen wir am Küchentisch und Crow mustert mich prüfend.

„Du siehst müde aus", stellt er fest. „Ich glaube, du solltest schlafen."

Ich nicke. Schlafen klingt nach einem tollen Plan, den ich am liebsten sofort nach dem Essen umsetzen würde.

„Fährst du heim oder bleibst du?", fragt Crow. Über seine betont unbeteiligte Miene muss ich beinahe lachen. Sein Blick sucht meinen, dann sagt er:

„Du kannst gerne hier schlafen, aber mehr als die Matratze kann ich dir nicht bieten."

Bei dem Gedanken an das schwere Monster, dass wir am Nachmittag in den zweiten Stock geschleppt haben, ächzen meine Muskeln noch nachträglich.

„Das ist doch total in Ordnung. Ich glaube ich könnte auch auf dem Boden schlafen, so kaputt bin ich."

Er steht auf und zieht mich vom Stuhl. „Dann komm, du bist viel früher aufgestanden als ich. Lass uns schlafen gehen."

Nach dem Kurzwaschprogramm im Bad machen wir es uns auf der Matratze gemütlich und Crow zieht mich in seine Arme. Erschöpft schließe ich die Augen, lausche seinem ruhigen Atem und dem regelmäßigen Herzschlag. Sein Duft umhüllt mich und nach wenigen Minuten gleite ich bereits in den Schlaf.

Nach einer Weile spüre ich, dass er wieder aufsteht, aber ich bin viel zu müde, um zu protestieren und bar jeder bewussten Entscheidung drehe ich mich um, ziehe die Decke bis zur Nasenspitze hoch und schlafe weiter.

Was mich später wieder weckt, kann ich nicht genau sagen. Ich taste nach Crow auf der anderen Seite der Matratze, die später sein Bett füllen soll, doch er ist nicht da.

Im Halbschlaf beschließe ich, mich auf die Suche nach ihm zu machen, denn mein Gefühl sagt, dass er schon zu lange weg ist, als dass das normal wäre. Barfuß tappe ich in Richtung Wohnzimmer, vermute, dass ich ihn dort in einen seiner Mangas vertieft vorfinde. Doch er liegt auf dem Sofa, die Beine angezogen, ein Fotoalbum an seine Brust gedrückt. In der anderen Hand hält er eine Flasche Gin. Heilige Scheiße, was ist nur mit ihm los?

Jetzt, im Schlaf, ist sein Gesicht völlig entspannt. Im Schein der Stehlampe, werfen seine unglaublich langen Wimpern Schatten auf seine Wangen. Seine Haare hängen ihm ungebändigt ins Gesicht. Eine ungeahnte Anwandlung von Zärtlichkeit überschwemmt mich, zwingt meine Hand an seine Stirn und ich streiche die wirren Haare aus seinem Gesicht.

Ich entwinde ihm die Flasche und stelle sie auf den Tisch. Ich gehe jede Wette ein, als er aufgestanden ist, war die Flasche noch deutlich voller. Seufzend taste ich nach dem Deckel, der ihm runtergefallen ist. Als ich ihn endlich habe, schraube ich ihn auf die Flasche.

Dann nehme ich ihm auch das Buch mit den Bildern ab und überlege, ob ich versuchen soll ihn zu wecken, aber er schläft so tief, dass ich ihn lieber nicht störe. Er braucht seinen Schlaf mehr als dringend.

Eine der Decken, die an Ende des Sofas über der Armlehne hängen, ziehe ich über seinen zusammengerollten Körper.

Unschlüssig, was ich nun mit seinem Fotoalbum tun soll, wiege ich es in der Hand. Dann entdecke ich den Karton mit der Aufschrift „Fotos" vor einem der Regale. Auf leisen Sohlen schleiche ich zu dem Pappkarton und klappe die Flügel des Deckels hoch, woraufhin ich feststellen muss, dass der Karton komplett leer ist. Er muss den Inhalt ausgeräumt haben, während ich geschlafen habe.

Suchend blicke ich mich um, stelle dann fest, dass die restlichen Alben bereits in dem Regal stehen, vor dem ich den Karton entdeckt habe und beschließe, es einfach dazu zu stellen.

Dolorous LoveWhere stories live. Discover now