COREY - Kapitel 51

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Alex fährt mich bereits morgens um sechs zum Flughafen. Ausgeschlafen zu sein, fühlt sich anders an. Obwohl ich schon vor Mitternacht im Bett lag, bin ich völlig fertig.

Vor lauter Nervosität habe ich kaum ein Auge zugemacht, sondern eher an die niedrige Decke gestarrt und mir überlegt, was ich Cat sagen soll. Ich weiß noch nicht mal richtig, wo ich anfangen soll.

„Hat der harte Kerl etwa schlecht geschlafen?", zieht Alex mich auf.

Statt zu antworten starre ich auf die vorbeiziehende Landschaft und trinke den starken Cappuccino, den Alex an einer Tankstelle besorgt hat.

„Über was machst du dir eigentlich Gedanken? Das Mädchen ist für dich durch den halben Bundesstaat gefahren. Da kannst du grad wirklich nicht viel falsch machen. Blumen und eine nette Liebeserklärung, mehr erwartet sie nicht."

So einfach könnte es sein, ist es aber nicht. Und so kommt es, dass ich zwar fünf Stunden später an Cats Tür klingle, meine kleine Reisetasche und einen Strauß Blumen in der Hand, aber mit völlig leerem Kopf.

„Oh, wow, Corey! Blumen! Das wäre gar nicht nötig gewesen!", scherzt Niall.

„Ähm, die sind für Cat."

„Was du nicht sagst! Wäre ich nie draufgekommen..." Er grinst.

Dann fragt er: „Was machst du hier? Musst du nicht irgendwo singen oder dich besaufen?"

„Ich bin hergeflogen, weil ich mit Cat reden muss."

Niall zieht eine Augenbraue hoch, so wie Cat es auch immer macht.

„Das hättest du einfacher haben können. Ich meine mich zu erinnern, dass meine Schwester dir etliche hundert Meilen nachgefahren ist. Das wäre der perfekte Zeitpunkt für ein Gespräch gewesen. Aber jetzt komm erstmal rein."

Er zieht die Tür weiter auf.

„Sie ist noch bei Sam, aber du kannst gerne hier auf sie warten."

Bei Sam? Mein Herz setzt für einen Moment aus. Das heißt was genau? Dass sie sich mit ihrem Ex tröstet?

Niall lacht. „Du solltest mal dein Gesicht sehen, Corey! Sie besprechen nur den Umbau unten und wie es mit dem Café für die Eltern laufen könnte."

„Für einen Moment dachte ich...", fange ich meinen Satz an, doch er lässt mich nicht ausreden.

„Denk nicht so viel, ist besser, glaub mir. Und jetzt stell mal die Blumen ins Wasser, sonst sehen die genauso Scheiße aus wie du, wenn Cat heimkommt."

Nett. Echt, Niall. Er zeigt mir, wo Cat die Vasen hat und dann trage ich die Blumen zum Tisch.

Kurz darauf öffnet sich die Wohnungstür. Niall klopft mir auf die Schulter, geht dann in Richtung seines Zimmers, flüstert mir zu: „Viel Glück, Kumpel!"

„Was machst du hier, Crow?"

Cats Stimme klingt eisig, aber zumindest nennt sie mich Crow, das ist ein gutes Zeichen, oder?

„Ich würde gerne mit dir reden", fange ich an. „Aber zuerst, also... Herrgott, Cat. Setz dich doch bitte. Das ganze hier ist eh schwierig genug für mich!"

Ihre Mine wird etwas weicher und seufzend setzt sie sich. „Besser?"

„Ja. Nein." Ich lasse mich auf den Sessel ihr gegenüber fallen, wo sonst Niall sitzt und reibe mir mit den Händen über das Gesicht. Sie sieht mich aufmerksam an.

„Du siehst ziemlich scheiße aus, Crow"

Ja, das habe ich heute schon ziemlich oft gehört, aber darum geht es jetzt nicht. Oder eigentlich schon. Im Grunde ist es egal, an welchem Ende ich anfange.

„Ich habe die letzten zwei Wochen ziemlich viel getrunken, Cat. Die ersten Stunden dachte ich, ich krieg es irgendwie hin. Aber dann ist alles völlig aus dem Ruder gelaufen."

Ihre verschlossene Mine macht es nicht leichter für mich, trotzdem rede ich weiter, weiß, wenn ich jetzt nicht weitermache, tue ich es nie mehr.

„Ich habe dich so schrecklich vermisst, Cat. Nicht nur den Sex mit dir. Alles. Dich. Und ich konnte immer nur daran denken, dass du mich nicht willst. An dem Tag, wo du zum Konzert kamst, war ich lattenvoll. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit dir umgehen soll, wollte dich auf Distanz halten. Du bist mir einfach zu nahegekommen, ich wusste nicht, wie ich dir gegenübertreten soll, wenn ich dich nicht mehr küssen darf, dich nicht mehr berühren darf."

Meine Hände zittern und eigentlich würde ich gerne eine rauchen gehen. Ich bin mit meinen Nerven am Ende.

Trotzdem stelle ich noch meine Frage, die mich seit Tagen umtreibt: „Warum wolltest du mich an dem Abend sehen?"

„Weil ich lieber zurück zum Bonusprogramm wollte, als dich ganz zu verlieren", flüstert sie leise und sieht dabei so elend aus, wie ich mich seit Tagen fühle.

Ohne nachzudenken setze ich mich neben sie auf die Couch und ziehe sie in meine Arme. Ich vergrabe meine Nase in ihrem Haar und sage leise:

„Ich will keine halben Sachen mehr, Cat. Ich will richtig mit dir zusammen sein. Mit allem Drum und Dran."

Bestimmt eine halbe Stunde sitzen wir eng umschlugen auf der Couch und ich genieße das Gefühl, sie einfach nur im Arm zu halten. Erst dann fällt mir auf, dass sie noch kein Wort gesagt hat.

„Cat, sag was", bitte ich sie. „Könntest du dir vorstellen mit mir... also... willst du... auch, dass wir..." Scheiße. Ich krieg es nicht hin, meinen Wunsch in Worte zu fassen. Weil ich selber gar nicht so genau weiß, was ich will.

Ich will morgens neben ihr aufwachen, abends mit ihr einschlafen. Ich will mit ihr Händchen halten. Will sie von Kopf bis Fuß küssen. Und jedem zeigen, dass sie mein Mädchen ist. Ich will sie vögeln, bis sie meinen Namen schreit und sie lieben bis meine Seele im Fegefeuer verbrennt.

„Crow, sei still und küss mich einfach, okay?"

Das tue ich und nicht nur einmal... und dann nehme ich diese wunderbare Frau auf meine Arme, trage sie hinauf in ihr Bett und nehme mir alle Zeit der Welt, um nicht nur mit ihr zu schlafen, sondern sie so zu verwöhnen, wie sie es verdient hat.

Dolorous LoveWhere stories live. Discover now