COREY - Kapitel 17

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Das war blöd von mir. Richtig blöd!

Meine Mum hat mir oft genug gesagt, dass ich in Extremsituationen die Finger von Gras und Alk lassen soll, weil man dann blöde Entscheidungen trifft, die man nüchtern nie getroffen hätte.

Das ist so eine Situation. Was für eine bescheuerte Idee, sie zu küssen! Nicht nur einmal, sondern gleich zweimal.

Ich kann nur hoffen, dass Cat mir die dämliche Aktion nicht übelnimmt. Oder ihr Bruder. Dass die beiden heute bis tief in die Nacht für mich da waren, Niall so viel Mühe in die Noten gesteckt hat und Cat sich bereiterklärt, mich auf dem Klavier zu begleiten, das ist mehr wert, als ein flüchtiges Abenteuer.

Sie war so nett zu mir. Irgendwie wollte ich ihr dafür etwas zurückgeben und gleichzeitig diese Leere in mir füllen. Für einen Moment diese nagende Angst vergessen, die mich in den Wahnsinn treibt.

Ob sie eine Entschuldigung annimmt?

Warum hat sie mich geküsst? Habe ich sie in Versuchung geführt? Oder wäre sie unverbindlichem Sex gegenüber aufgeschlossener, als ich es mir vorstellen kann?

Ich kann sie da schlecht einschätzen. Sie kommt immer ein bisschen verklemmt rüber, andererseits war ihr Kuss einfach nur heiß.

Neue Regel lautet: kein Gras mehr, keinen Alkohol mehr, wenn ich eine emotionale Krise habe, während sie in meiner Nähe ist.

Eigentlich dachte ich, dass ich nie schlafen könnte, dass ich die ganze Nacht wach liegen würde und an Lilly und Meg denken würde. Mir Sorgen um meine Schwester machen würde und abwechselnd Sorgen darum, wie Cat morgen früh reagieren wird.

Aber irgendwann fordern Schlafmangel, Alkohol und die Kifferei ihren Tribut und ich versinke in wirren Träumen, aus denen ich schweißgebadet aufwache.

Als erstes wühle ich mein Handy aus der Jeanstasche.

Keine Anrufe. Gottseidank. Aber drei Nachrichten von Mum.

Lilly ist weiter stabil. Die zweite lautet: Geht es dir gut, Schatz?

Die dritte: Guten Morgen, leichte Besserung bei Lilly. Bist du ok?

„Guten Morgen, alles okay. Habe bei Freunden geschlafen, wollte nicht allein zu Hause sein. Wann soll ich dich ablösen kommen?", texte ich an Mum.

„Ich bleibe heute bei Lilly. Habe morgen frei bekommen. Ruh dich aus. Ich liebe Dich", schreibt sie mir zurück.

Scheiße. Jetzt heul ich schon wieder!

„Ich dich auch! Komme dann am Abend. Indisch?" Sie muss ja auch mal essen...

Mum schickt einen Daumen hoch zurück.

Leise stehe ich auf und schlüpfe in meine Jeans, in mein Shirt. Nächster Stopp: Küche. Kaffee.

Ich nehme die Dose mit dem Kaffeepulver vom Regal, dann fülle ich Cats italienische Espressokanne mit Wasser und Pulver und stelle sie auf den Herd.

Kurz nach dem ich die Milch für Cats Milchkaffee in den Topf geschüttet habe, öffnet sich leise die Tür und sie steckt ihren Blondschopf in die Küche.

Für einen Moment habe ich wirklich Angst. Angst, dass sie jetzt irgendwie seltsam ist. Sie wünscht mir aber ganz normal guten Morgen und nimmt ohne weiteren Kommentar zwei Tassen vom Regal, stellt sie auf die Arbeitsplatte.

„Konntest du schlafen?", fragt sie voller Anteilnahme.

Ich nicke.

„Hör mal, das gestern Abend, also...", beginne ich, komme dann aber ins Stocken. Mensch, ist das schwierig. Es wäre einfacher, wenn ihre grünen Augen mich nicht so freundlich mustern würden! „Das war unpassend. Ich wünsch mir von dir eigentlich nur Freundschaft. Manchmal brauche ich aber einfach ein bisschen mehr Nähe, und dann passiert so ein Scheiß." Singen kann ich hoffentlich besser als reden!

„Crow, lass uns einfach keine große Sache daraus machen."

Sie klingt ehrlich, weder sauer, noch enttäuscht. Vielleicht habe ich nochmal Schwein gehabt.

„Meinst du dein Bruder nimmt mir das übel?"

„So, wie ich ihn kenne, wird er kein Wort darüber verlieren", antwortet Cat lächelnd und ich starre auf ihre Lippen, die gestern mit nur einem Kuss meinen Körper unter Strom gesetzt haben. Wäre sie nicht geflüchtet, keine Ahnung, was ich mit ihr angestellt hätte.

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