Die Jungs wollen hinterher feiern, aber ich nehme mich da raus. Ich habe Schiss, dass ich meine Grenzen grad nicht so im Griff habe und Scheiße baue.

Wenn ich Cat gleich mal am ersten Abend betrüge, dann kommt das sicher nicht gut an. Vermutlich kommt es so schlecht an, wie mein Bild auf dem Sperrbildschirm. C, der mir Gesellschaft leistet, ist nicht so begeistert von Cat und meinem Selfie, wie ich.

„Corey, das ist krank", knurrt er. „Und gerade dieses Foto kann dich echt in richtige Schwierigkeiten bringen!"

Er hat recht, man kann mir das wirklich krumm auslegen. Aber für mich ist es sowas wie ein Neuanfang. Wenn es blöd läuft, dann kann das ein echter Bumerang werden oder mir im dümmsten Falle mit hundertachzig Sachen im Gesicht explodieren.

Alex, die mich vom Flughafen abgeholt hat, stellt mir und C ein Bier hin, nimmt sich dann selber eines. Es ist Peters Schicht und er sitzt draußen vor dem Bus, arbeitet an dem dritten oder vierten Tierchen seit Beginn unserer Tour. Er hat mir erklärt, er würde jede Woche eines schnitzen und es seiner Tochter in einem wattierten Umschlag schicken. Das finde ich eine sehr hübsche Idee. Leider kann ich nicht schnitzen, aber was ich ziemlich gut kann, zumindest behaupten das alle, ist texten.

Vielleicht kann ich ja für Cat jede Woche ein kleines Gedicht schreiben. Ob sie das blöd findet?

Sie liebt mich, hat sie gesagt. Bei dem Gedanken daran gerät mein armes Herz völlig aus dem Takt. Und sofort packt mich auch die Panik, weil ich ihr was Wesentliches verschwiegen habe.

„Ich habe nachgedacht, C", sage ich.

„Hoffentlich hat das nicht zu sehr wehgetan!"

„Ja, spotte du nur. Ich habe aber über das nachgedacht, was du zu mir gesagt hast. Über meine Mum und das ich irgendwie mit meinem Zeug mal klarkommen muss."

„Hm, ja, ich erinnere mich, dir das geraten zu haben. Ich glaub du fandst meine Idee ziemlich Scheiße und hast fluchtartig die Kneipe verlassen."

Alex lacht. „Das sieht ihm ähnlich, könnte so sicher öfter mal vorgekommen sein, oder?"
Giftig schaue ich sie an, aber sie verbringt so viel Zeit mit uns, dass sie schon ziemlich viele Einblicke in unsere Privatleben hat und es ist ja auch nicht gerade so, dass wir unserer zwei Securities auf Distanz halten würden.

Unsere Techniker allerdings sehen wir kaum. Sie bauen auf, bevor wir kommen, bleiben in der Regel zum Abbau länger als wir und dann sind sie vor uns wieder an der nächsten Location.

„Okay, ich fand es an dem Tag nicht so toll." Das kann man ruhig zugeben. Aber jetzt muss ich noch was anderes zugeben: er hatte recht.

„Ich nehme mir, wenn wir zurück sind ein eigenes Appartement. Mum will ihre Arbeitszeit reduzieren und das scheint zum fünfzehnten August auch zu klappen. Und wenn ich ihr nicht mehr auf der Tasche liege, dann kommt sie mit Lilly und der Wohnung sicher über die Runden. Vielleicht kann sich ja Greg auch eher überwinden, die beiden zu unterstützen, wenn ich nicht mehr bei Mum wohne."

„Cool", sagt C. „Hast du schon was in Aussicht? Wohnungsmäßig, mein ich?"

Ich schüttele den Kopf. Die Idee habe ich erst auf dem Flug ausgebrütet.

„Rita und ich ziehen nach der Tour zusammen, sie will ihre Wohnung aber behalten, für den Fall, dass es mit uns nicht hinhaut. Vielleicht kannst du die ja derweil übernehmen? In Untermiete quasi."

Ritas Wohnung liegt ziemlich in der Mitte zwischen dem „Monkeys" und Mum, auch nicht weit von Cat entfernt. Eigentlich wäre die fast perfekt. Aber ich wollte mal was alleine auf die Beine stellen, dass das jetzt so einfach und unkompliziert sein soll, das ist beinahe frustrierend!

Andererseits muss ich ja nicht für immer dort wohnen. Die nächste Bleibe kann ich immer noch selbst suchen.

„Okay", sage ich, „ich überlege es mir."

„Ist gut. Aber nicht zu lange, nicht das Rita die Bude jemand anderem anbietet." Langsam zähle ich bis zehn, dann bis zwanzig, nochmal bis zehn. Soll ich? Soll ich nicht? Was wird Mum sagen? Und Cat? Cat und ich allein in einer Wohnung. Kein Niall, keine Lilly, keine Mum. Wir können tun und lassen was wir wollen, wann und wo, wie oft und so laut wie wir es wollen.

„Ich nehme die Wohnung."

„Willst du sie nicht erst anschauen?"

„Ich nehme sie. Ist sie für Rita gut, dann wird sie für mich auch passen."

Nach dem Bier verabschiede ich mich ins Bett. C und Alex schauen mir irritiert hinterher, aber viel geschlafen habe ich nicht. Und ich will unbedingt Cat schreiben, dass ich mir eine Wohnung nehme. Dass ich sie vermisse. Dass ich die Tage zähle, bis ich sie wiedersehe.


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