18. Den Frieden bewahren

109 8 1
                                    

Die nächste Angestellte wurde angetippt "Fräulein Lizzy, was kann ich für euch tun?", fragte sie. "Öffne mir bitte das Wohnzimmer. Ich muss mich kurz hinsetzen und allein sein", sagte sie zu ihr. Die Angestellte nickte und tat, was man ihr sagte. Die Tür wurde von aussen wieder verschlossen und Lizzy liess sich aufs Sofa fallen. Warum taten ihre Eltern ihr das an? Sie haben mit keinem Wort erwähnt, dass sie ein weiteres Kind wollten. Ausserdem schien es für sie, als wollten sie gar kein Kleinkind an der Backe haben oder war das nur so, weil sie ein Mädchen war? "Sie waren wohl enttäuscht, als sie herausfanden, dass ihr erstes Kind ein Mädchen wird", murmelte sie. Daraufhin begann sie leise zu lachen. Sie wusste nicht wieso, aber sie begann einfach zu lachen. "Meine Eltern hassen mich", murmelte sie weitere vor sich hin und kicherte vor sich hin. Plötzlich bemerkte sie, wie wässrig ihre Augen waren und versuchte sofort, all ihre Emotionen zu unterdrücken. Sie durfte nicht weinen vor allem nicht jetzt, wenn ihre Eltern im Raum neben an waren und jederzeit hereinkommen könnten. Also sass Lizzy stumm da und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. Ihr war gar nicht bewusst, wie schnell die Zeit verging.

Als die Tür ruckartig aufgerissen wurde, löste sich die Braunhaarige von ihrer Starre. Ihr Eltern sahen sie nicht besonders erfreut an. "Einfach zu verschwinden und sich dann nicht mal von unseren Gästen zu verabschieden ist sehr sehr unfreundlich, junge Dame!", motzte ihre Mutter los. Lizzy achtete bloss auf ihren Babybauch. "Warum habt ihr es mir nicht vorher erzählt?", fragte sie verletzt. Michael und Kimiko sahen sie zunächst verwirrt an, aber begriffen kurz um, was sie meinte. "Wir hatten keine Zeit es dir zu erzählen. Du warst da bereits an der Akademie und wir wollten deine Ausbildung nicht stören", sagte ihr Vater. Lizzy guckte ihn nur an und meinte "Aber bei der Ankündigung habt ihr gesagt, dass ihr es schon seit Jahren versucht! Warum habt ihr mir nie was davon gesagt?! Immerhin betrifft es auch mich, wenn ihr ein weiteres Kind bekommt! Wir sind doch eine Familie, sowas erzählt man seiner erstgeborenen! Immerhin werde ich jetzt eine grosse Schwester sein!" In ihrer Stimme lag Verzweiflung und Hilflosigkeit. Tief in ihr drin wusste sie, dass sie eigentlich keinen kleinen Bruder haben wollte. Wenn er auf der Welt wäre, wird man ihr noch weniger Beachtung schenken als auch schon. Ausserdem war sie sich nicht sicher, wie schön sein Leben in dieser Familie wäre.

"Lass es sein, Lizzy. Es ist passiert. Was sollen wir jetzt noch machen? Uns entschuldigen löst das auch nicht, aber das Baby einfach entfernen können wir auch nicht. Find dich damit ab", sagte ihr Vater streng. Lizzy wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie stand nur da und guckte Michael direkt in die Augen. Ohne dass sie es eigentlich wollte, schaute Lizzy in sein innerstes. In das, was er am meisten begehrte. Sie sah Michael und Kimiko. Kimiko sass auf dem Krankenbett mit einem schlafenden Baby auf dem Arm. Beide sahen sehr glücklich aus, aber nirgends in diesem Bild sah Lizzy sich selbst. Sie guckte noch tiefer in ihn hinein. Da sah sie sich endlich, aber nicht so wie sie es eigentlich wollte. Lizzy sah sich selbst abgeschottet von allen Leuten im Haus in einem Zimmer, das versteckt hinter einem Regal im Wohnzimmer stand. Sie sah ausgehungert und schwach aus. In ihrem Augen widerspiegelte sich die komplette Leere und die Einsamkeit.

Lizzy blinzelte und kam wieder zurück. Sie sah ihre Eltern nur emotionslos an. Ihre Eltern mochten sie nicht. Sie würden sie am liebsten für immer wegsperren und ihr neues Familienleben geniessen. "Bin ich so schlimm für euch?", flüsterte Lizzy ihren Eltern zu. Beide wussten nicht so recht, was sie sagen sollten. Es herrschte Stille. "Okay, ich hab verstanden. Ich bin auf meinem Zimmer. Falls es euch überhaupt interessiert", murmelte ihre Tochter und sie lief mit gesenkten Kopf zu ihrem Zimmer. Auf halbem Weg kam ihr Akito entgegen, aber diesem schenkte sie keine Beachtung. Lizzy wollte niemanden mehr sehen, niemanden mehr hören, einfach nur allein sein. Sie warf ihre Schuhe in die nächste Ecke und ihr Kleid riss sie sich förmlich von Leib. Halbherzig entfernte sie ihr Makeup und schmiss sich auf ihr Bett. Ihre Tränen kullerten ihr die Wangen hinunter, aber sie gab keinen Mucks von sich.

Hanabusa kam an der Cross Academy wieder an. Bevor er aussteigen konnte, hielt sein Vater ihn auf "Mach keine Dummheiten mehr. Sonst musst du mit Konsequenzen rechnen," "Jawohl, Vater", sagte Hanabusa und stieg aus. "So eine dämliche Veranstaltung", murmelte der Blonde zu sich. Es war etwa zwischen 2-3 Uhr morgens. Die anderen Nightclass Schüler hatten bald Unterrichtsschluss. Hanabusa wollte direkt zum Mondwohnheim laufen, da wurde er aber von Zero aufgehalten. "Du solltest im Unterricht sein", sagte der Silberhaarige und richtete seine Pistole auf Aido. Der Vampir hob beide Hände und meinte "Beruhige dich, ich komm gerade von einer Gala zurück und ich hab Unterrichtsverbot. Ich wollte gerade zurück zum Mondwohnheim. Du musst mich nicht gleich so anfahren." Zero sah ihn mit prüfendem Blick an, aber liess es bleiben.

"Hanabusa! Du bist bereits zurück?", hörte man die Stimme von Kain. Beide Vampire guckten zu ihm. "Ja, es ging zu ende, als die Uminos ihre grosse Ankündigung erzählt haben. Danach ging ein Gast nach dem anderen", erzählte Aido. "Umino? Meinst du etwa Lizzys Familie?", fragte Zero nach. Aido sah ihn verwirrt an und sagte "Ja, ihre Eltern haben heute einen Wohltätigkeitsball veranstaltet. Lizzy hatte ebenso wenig Lust wie ich, dort sein zu müssen. Gegen den Schluss hab ich sie gar nicht mehr gesehen." Aido lief weiter und liess Zero stehen. Die Nightclass kam auf ihn zu. "Was hatten denn die Uminos für eine eine Ankündigung?", fragte Senri und nahm Rima noch ein Pocky ab. Hanabusa löste seine Kravatte ein wenig. "Sie erwarten in drei Monaten ihren ersten Sohn. Anscheinend haben sie es seit Jahren versucht und es endlich geschafft", erklärte der Blonde und gähnte eine Runde. "Oh, da wird sich Lizzy bestimmt freuen, einen kleinen Bruder zu kriegen", grinste Ichijou. "Da bin ich mir nicht so sicher. Sie sah ziemlich geschockt aus, als ihre Eltern es angekündigt haben. Ich glaub, sie wusste gar nichts von der Schwangerschaft. Danach hab ich sie auch nicht mehr gesehen, als man uns verabschiedet hatte", erzählte er weiter. Der Reinblüter, welcher der Konservation zunächst nur mitlauschte, meldete sich auch zu Wort "Wir sollten dieses Thema lassen. Man schnüffelt grundsätzlich nicht in anderen Familienproblemen hinein. Es ist sehr unhöflich. Die Uminos haben bestimmt ihre Gründe." Jeder der Nightclass akzeptierte seine Entscheidung sofort und das Thema wurde sofort gewechselt. Insgeheim hatte Kaname die Schnauze voll, ständig Dinge von Lizzy zu erfahren. Er kann ihren Namen nicht mehr hören und ihre Probleme im Leben. Seine Geliebte Yuki war ihm so viel wichtiger, aber Lizzy zerstörte dieses harmonische Bild immer wieder. Sie war ihm ein Dorn im Auge und Kaname würde sie nur zu gerne verschwinden lassen, dafür bräuchte er aber noch einen guten Plan. So schnell wie möglich sollte Lizzy vor seinen Augen verschwinden. Der Reinblüter wollte den Frieden zwischen ihm und Yuki bewahren ohne ständig an eine andere denken zu müssen. 

Verlorene SeeleWhere stories live. Discover now