55. Wunderschön, aber so fragile

21 1 0
                                    

So schnell es ging, huschte er zurück ins Mondwohnheim. Da es noch früh morgens war, traf er nur auf die Bediensteten. Er rief eine Maid zu sich "Mach das Zimmer gegenüber meinem Büro bitte bereit und gibt mir Bescheid, sobald du fertig damit bist. Sie wird für die restliche Woche hier bleiben. Bitte schau, dass nicht zu viele der Nightclass mitkriegen, dass eine Dayclass Schülerin hier ist." "Natürlich, Kaname-sama", sagte sie und verbeugte sich vor ihm. Was der Reinblüter jedoch nicht mitbekam, war Aido, welcher sich hinter einer Tür versteckt hielt. Mit ihr auf dem Arm lief er in sein Zimmer und legte sie auf sein Bett. "Du machst einem wirklich nur Probleme", murmelte er und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Einige Stunden später wurde die Umino auch schon wach. Es war mitten in der Nacht. Langsam rollte sie sich zur Seite und musterte ihre Umgebung. Es kam ihr bekannt vor. "Kanames Zimmer?", murmelte sie. Genau in diesem Moment kam der eben Genannte auch schon herein. "Ah gut, du bist wach. Steh auf, ich zeig dir dein Zimmer", meinte er monoton und ging zurück in sein Büro. Verwirrt sah sie ihm hinterher <<Zimmer? Was meint der jetzt mit Zimmer?>> Langsam stand sie auf und ging zu ihm. Der Reinblüter sah sie nicht an, aber es schien nicht so, als würde er auf sie herabblicken. <<Was ist denn bloss mit ihm los?>> Er ordnete kurz einige Dokumente, zeigte ihr mit einer Handbewegung, dass sie ihm folgen sollte. Stillschweigend tat sie es und huschte ihm hinterher. Im Gebäude war es sehr ruhig und keine Menschenseele war zu sehen. Die Nightclass hatte Unterricht. Kaname öffnete das Zimmer direkt gegenüber von seinem Büro. Es war riesig mit einem Himmelbett, mehreren leeren Regalen, einer Sofaecke, Schreibtisch und eigenem Badezimmer. "Das wird jetzt etwas plötzlich kommen, aber der Rektor hat angeordnet, dass du die restliche Woche hierbleibst. Er möchte, dass du dich ausruhst, und hat mir die Verantwortung darüber gegeben. Die anderen Schüler der Nightclass wurden nicht darüber informiert und ich wäre froh, wenn sie es nicht mitbekommen würden. Es gibt einige hier, die sich nicht sehr gut im Griff haben. Sprich, komm nachts auf keinen Fall aus dem Zimmer heraus. Ausser Ichijo und ich schlafen alle bis zum Nachmittag. Falls du irgendwas brauchst, komm in mein Büro. Kleidung wird dir noch gebracht", erklärte der Reinblüter monoton und ohne auf irgendeine Reaktion oder eine Frage zu warten, verliess er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

Perplex blieb Lizzy mitten im Raum stehen. "W-Was?", fragte sie sich und legte ihren Kopf schief. <<Ich soll eine Woche hierbleiben und mich ausruhen? Ich muss lernen!>> Eigentlich hätte sie einen Anfall gekriegt, aber nach dem sie gesehen hat, wie miserabel Kaname aussah, konnte sie es nicht tun. Er wirkte verletzt und scheute es nicht zu zeigen. Lizzy liess es bleiben, zog sich aus und legte sich ins Bett. Es wird direkt noch eine zweite Runde geschlafen.

Als die Nightclass zurückkam, war es mitten in der Nacht. "Warum wohl Kaname-sama nicht zum Unterricht gekommen ist?", fragte Ruka besorgt. Kain versuchte sie aufzumuntern "Er wird einfach zu viel zu tun haben, mach dir darüber keinen Kopf." "Stimmt, heute Morgen ist er ziemlich früh aus dem Haus gegangen. Ich wundere mich, wo er hingegangen ist", murmelte Ichijo. Stillschweigend lief Aido neben seinen Mitschülern mit. Er fragte sich, warum der Reinblüter sie hergebracht hat. Zunächst verknüpfte er es mit dem letzten Vorfall, jedoch würde es keinen Sinn machen, die Quelle direkt auf den Präsentierteller zuzubereiten. "Lasst doch die Sorgen sein. Bald ist Valentinstag und wir kriegen Unmengen an Schokolade!", versuchte der Blauäugige das Thema zu wechseln. "Genau! Machen wir eine Wette, wer am meisten Geschenke kriegt, gewinnt!", schlug Ichijo vor. Genervt stöhnte Kain auf "Müssen wir das wirklich wieder durchmachen? Die Schülerinnen der Dayclass sind so nervig." "Es gehört zum Plan des Rektors also ja", murmelte Rima. "Kommt schon, seit nicht so pessimistisch. Es gibt endlich wieder mal einen Anlass, bei dem wir tanzen und uns amüsieren können!", Ichijo war völlig begeistert.

Im Mondwohnheim liessen sich nur Aido und Kain auf den Sofas im Eingangsbereich nieder und tranken Wasser mit Bluttabletten drin. "Freust du dich wirklich so sehr auf diesen Ball?", fragte Akatsuki seinen Cousin. "Natürlich! Vielleicht würde sich da auch die eine oder andere Chance bieten, wer weiss", posaunte der Blonde heraus, jedoch war ihm dieser Anlass gar nicht zu Mute. Zu viel war los, um sich auf sowas freuen zu können. "Wir müssen immer noch klären, was es mit Maria Kurenai auf sich hat und ihre Verbindung zu Zero", murmelte Kain und fuhr sich gestresst durch die Haare. "Vielleicht ist es besser, wenn wir es einfach auf uns zukommen lassen. Ich meine, wir sind nicht weit gekommen. Maria sagt nichts und Zero konnte mir auch nichts Weiteres berichten. Warten wir ab und schauen, was passiert. Ich denke, dass ist die beste Lösung", schlug Aido vor und trank sein Glas leer. Missmutig sass sein Cousin da. Ihm gefiel dieser Weg nicht, aber es war wohl die einzige Wahl, die sie hatten. In einem Zug trank Akatsuki sein Glas leer und verschwand in sein Zimmer. Ganz im Gegensatz zu Aido, der sein Glas für Stunden anstarrte. Er konnte sich einfach nicht erklären, warum der Reinblüter das Mädchen hierherbrachte. Zuerst verknüpfte der Vampir es mit dem Vorfall von letztens, aber dies schien im absurd. Kaname würde niemals so ein Risiko eingehen. Lizzy schien auch nicht freiwillig hier zu sein, sonst wäre sie wach gewesen, als Kaname sie hergebracht hatte. Aido seufzte laut aus. Fragen über Fragen und keine Antwort befriedigte ihn. Sein Blick huschte immer wieder zur Tür, wo Lizzy drin sein sollte.

Verlorene SeeleWhere stories live. Discover now