58. Köstlicher Blutgeruch

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Ihre Eltern unterhielten sich immer noch mit Asato. Leise stiess sie zu ihnen. "Na wenn das nicht Lizzy ist. Hast du den Abend genossen?", fragte der Vampir charmant. "Ja, war ganz in Ordnung. Ich hab mich gut mit den anderen Schülern verstanden", antwortete sie höflich. "Gut, ich denke für uns heisst es jetzt nach Hause zu fahren. Mein kleiner Spatz ist schon längst eingeschlafen", lächelte Kimiko und streichelte die Wange ihres Sohnes. "Es hat mich gefreut euch wiederzusehen auch dich Lizzy. Wir werden bestimmt noch voneinander hören Michael", verabschiedete sich Asato.
Die Uminos gingen weiter zum Reinblüter, welcher es sich gemütlich gemacht hat auf einem Sofa mit einem Glas falschem Blut. "Kuran-sama, meine Familie und ich werden uns empfehlen. Es war uns eine Ehre sie kennenlernen zu dürfen und wir hoffen, dass wir uns in Zukunft vielleicht wieder einmal sehen werden", bedankte sich Michael und alle verbeugten sich tief vor dem Vampirn ausser Lizzy, welche ihm einen bösen Blick zuwarf.
"Es hat mich ebenfalls gefreut, euch kennenzulernen", hielt sich der Vampir knapp. Die Familie verliess die Veranstaltung nur Lizzy blieb noch kurz stehen. "Ich bring meine Familie bis zum Tor und verschwinde dann wieder in mein Zimmer", erklärte sie Kaname. "Ich vertrau darauf, dass du nichts Dummes anstellst", witzelte der Vampir, wofür er nur einen bösen Blick bekam.
Seit wann war der Reinblüter so ein Witzbold?
Hastig trottete sie ihren Eltern hinterher. Es wurde kein Wort mit ihr gewechselt. Sora hatte einzig allein die Aufmerksamkeit der beiden. Beim Auto wurde das junge Mädchen von Daisuke begrüsst "Es freut mich sehr sie wiederzusehen, Lizzy." Lizzy lächelte ihn freundlich an. Sofort war die Aufmerksamkeit, den Kinderwagen in den Kofferraum zu packen. Die beiden Männer machten sich da ran, während sich Kimiko mit Sora auf dem Arm daneben stand. Sora guckte über die Schulter seiner Mama und bestaunte Lizzy mit grossen Augen. Sie schenkte ihm ein leichtes Lächeln und winkte ihm zu. Das Baby fing an zu giggeln und zu lachen, worauf sich Kimiko wütend umdrehte.
"Was hast du gemacht? Lass es sofort bleiben. Du fasst den Kleinen nicht an!" "Ich hab ihm doch nur zugewunken", murmelte die Braunhaarige. Sie ergatterte nur böse und missbilligende Blicke. Alles war fertig verstaut und die Familie Umino war bereit abzureisen. Lizzys Eltern sahen ihre Tochter mit einem strengen Blick an.
"Wehe du bist nicht auf Platz 1 in deinen Prüfungen", drohte ihr Vater. "Jawohl, Vater", murmelte das Mädchen nur. Ohne ein weiteres Wort trennten sich ihre Wege. Als das Auto in der Ferne nicht mehr zu sehen war, streckte das Mädchen beide Mittelfinger hinterher.
"Haltet doch einfach die Schnauze, ihr habt doch gar keine Ahnung!"
In ihrem Zimmer konnte sie ihren Augen nicht trauen. Hanabusa Aido hatte die Dreistigkeit mit einem halbaufgeknöpften Hemd auf ihrem Bett zu sitzen.
"Was willst du, Aido?", fragte die Braunhaarige zickig und schoss ihre Schuhe in die nächste Ecke des Zimmers. Der Vampir spürte die Wut nur zu gut "Ich wollte nur nach dir sehen, da ich vermutet habe, dass deine Eltern dir ziemlich zusetzen werden." "Ja, haben sie. Jetzt kannst du auch wieder gehen. Ich will allein sein und du störst. Was sitzt du da eigentlich so halbnackt auf meinem Bett herum? Wo ist deine Jacke?", zickte Lizzy ihn an.
Aido konnte nicht anders, als darüber zu lachen "Du bist wirklich goldig. Du versuchst mich runterzumachen, damit es dir besser geht, aber das funktioniert bei mir nicht, meine Liebe." Mit Hochgezogener Augenbraue sah sie ihn an, liess es jedoch bleiben und ging ins Bad, um sich abzuschminken. Aido folgte ihren Bewegungen wie mit Adleraugen.
Lizzy versuchte ihren Pferdeschwanz zu lösen, jedoch hatte sie massive Probleme damit und wurde von Sekunde zu Sekunde immer ungeduldiger. Schlussendlich riss sie förmlich an ihren Haaren, aber es brachte nichts.
"Das ist ja erbärmlich dir zu zusehen. Lass mich helfen", murmelte der Blonde und stand plötzlich hinter ihr. Im Spiegelte beobachtete die Schülerin ihn genau. Ihr fiel erst jetzt auf, wie viel grösser er eigentlich war. Mit einigen sanfte Bewegungen waren die Haargummis und Spangen draussen. Aido bestand darauf, ihre Haare durchzubürsten.
"Du gehst viel zu grob mit ihnen um, dabei hast du solch schöne lange Haare. Es wäre Schade drum." Lizzy liess ihn einfach machen, nicht weil sie nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte, sondern einfach weil er recht hatte.
"Warum bist du plötzlich so freundlich?", fragte sie ihn. Der Vampir war überrascht von ihrer Frage und sah sie verdutzt an. "Anfangs warst du so versessen darauf, dass ich Kaname respektiere, und hast mich wie eine bedeutungslose Schülerin behandelt, deren Blut du trinken kannst. Was ist passiert? Wo ist der freche überhebliche Aido hin?", verdeutlichte sie ihre Frage.
"Gefällt dir dieser Aido etwa nicht, meine Liebe? Ich kann auch gerne zurück und dir hemmungslos das Blut aussaugen, jedoch bezweifle ich, dass das jemanden anderem ausser mir gefallen würde", murmelte er nur und bürstete weiter ihre Haare. Eigentlich würde es ihm ebenfalls nicht gefallen, wenn er gewaltsam ihr Blut trinken müssste. Sie hatte schon genug leiden müssen.
Lizzy verschränkte die Arme "Das beantwortet nicht meine Frage." "Sagen wir so, ich denke, ich kann nachvollziehen, wie du dich fühlen musst mit deiner Familie und habe Mitleid mit dir", Aido legte die Bürste weg und ging zurück ins Zimmer.
"Ich brauche dein Mitleid nicht", rief sie aus dem Bad. "Wenn der richtige Zeitpunkt kommt, dann wirst du es brauchen", wisperte er nur in die Dunkelheit hinein, sie konnte ihn nicht hören.
Lizzy zog sich währenddessen im Bad um. Sie wechselte zu einer einfachen kurzen Hose und einem Top. Als sie sich ins Bett legen wollte, hatte die Braunhaarige eigentlich erwartet, dass Aido bereits verschwunden war, doch da lag er. Auf ihrem Sofa und grinste sie nur breit an.
"Wenn Kaname wüsste, dass du..."
"Krieg ich ne saftige Strafe, schon klar. Ich darf mich eben nicht erwischen lassen, aber ich denke ein wenig Gesellschaft tut dir gut. Sonst nimmst du uns noch das ganze Zimmer auseinander mit deiner Wut", meinte er und streckte sich ausgiebig.
"Mach doch, was du willst", brummte Lizzy, legte sich ins Bett und ignorierte ihn.
Von Draussen hörte man noch immer die Party, jedoch nicht so, wie man sie bei den Menschen erwarten würde mit lauter Musik und viel Gelächter. Nein, es war ruhige, aber stielvolle Musik und viel Gemurmel. So wie es sich für eine Vampirgesellschaft gehörte. Aber was sich ebenfalls für eine Vampirgesellschaft gehörte, war es, ihr Blut mit jemand anderem zu tauschen.
Da war er, dieser köstlicher Blutgeruch.
Aido wusste sofort, dass es Shikis Blut war.
Er kannte jeden einzelnen Blutgeruch aus der Nightclass. Bei einigen konnte er sich durchprobieren und bei anderen wussten er es einfach wegen sowas. Er liebte diesen Geruch, doch plötzlich traf es ihn auf einen Schlag. Er setzte sich auf und starrte zu Lizzy. Diese hatte sich in ihrem Bett eingewickelt und atmete flach und schnell. Aido wusste, dass sie kurz vor einem Anfall war und in einem Haus voller Vampire einen Anfall zu haben, war alles andere als angenehm. Sofort ging er zu ihr.
"Lizzy? Was ist los?", flüsterte ihr leise zu und legte die Hand auf die Decke. "Verschwinde", brachte sie gerade noch so hervor. Die Umino war ihm komplett ausgeliefert. Wenn er jetzt unter ihre Decke gucken würde, wusste er, was sie war und das wollte sie auf alle Fälle verhindern. Sie wäre geliefert, ihre Tarnung aufgeflogen, ihr normales Leben weg.
"Lizzy, ich kann dir helfen", versuchte er es weiter. Auch wenn es ihm nicht gefiel, ihr sagen zu müssen, dass er längst Bescheid weiss, konnte er sie so nicht leiden lassen.
Die Umino wollte nicht.
<<Dann geht es nur mit Gewalt>>
Aido zog die Decke mit einem Ruck von ihr weg. Da lag sie wie ein Häuschen Elend mit ihren blutroten Augen, die sich nur nach dieser einen Flüssigkeit sehnten. Geschockt sah Lizzy ihn an. Schweigend knöpfte der Vampir sein Hemd weiter auf und machte seinen Hals weiter frei.
"Ich weiss, was du bist. Wehr dich nicht dagegen. Wir beide wissen, wie sehr du dich danach sehnst. Ich werd schon ne Ausrede finden, warum es nach meinem Blut gerochen hat", sprach er auf sie ein. Er kam ihr immer näher, doch Lizzy sah ihn nur geschockt an. Zum einem, weil er von ihrem Geheimnis wusste, zum anderen, weil sie nur auf seinen Hals starren konnte.
Sie erreichte einen Punkt, da übernahm ihre Vampirseite ihren Körper. Sie packte Aido, zog ihn zur Seite und setzte sich auf ihn. Langsam kam sie seinem Hals näher, zögerte jedoch. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrem Kopf, welche sie behutsam streichelte.
"Es ist wirklich in Ordnung. Ich kann mir denken, wie schwer es für dich ist, das Blut eines Adligen riechen zu müssen." Sie zögerte noch für einige Augenblicke, bis sie sich nicht mehr kontrollieren konnte und kräftig zubiss. Aido musste zugeben, dass es schon ziemlich weh tat. Man merkte, dass sie noch nicht sehr viele Leute gebissen hatte, denn mit einer Zeit wusste man, wie man behutsam jemandes Blutes trinken konnte. Gierig trank das Mädchen all das Blut, was sie bekam, um ihren Durst zu stillen.
Der Geschmack kam ihr äusserst bekannt vor.
Einige Minuten verblieben sie so, bis Lizzy sich zusammenreissen konnte und aufhörte. Mit blutverschmierten Lippen sah sie den Jungen unter sich an.
Ihre roten Augen begangen zu tränen.
"Wieso, hast du mich dazu verleitet?", wisperte sie ihm entgegen. Sie war kurz davor zu weinen. Niemals wollte sie, dass es jemand erfährt, was sie war. "Ich wusste es schon seit geraumer Zeit. Damals an Silvester hatte ich einen Verdacht und dieser hatte sich bestätigt, als du mich damals gebissen hast. Du musst dich dafür nicht schämen. Ich werde auf dich aufpassen", versprach er ihr.
Tränen kullerten ihrem Gesicht hinunter "Idiot, erzähl es ja nicht weiter." "Natürlich nicht, wasch dein Gesicht und geh ins Bett. Ich sollte verschwinden, bevor mich noch jemand sieht", sagte er ihr. Sie nickte schluchzend und schlich zitternd ins Bad, wo sie sich sauber machte. Als Lizzy wieder zurückkam, war ihr Zimmer leer.
Aido machte sich ganz schnell auf den Weg in sein eigenes Gemach. Die Wunde an seinem Hals hatte sich bereits wieder geschlossen, doch wusste er, dass die anderen seinen Blutgeruch riechen konnten. In seinem Zimmer erwartete sein Cousin ihn schon.
"Sag mal, wer hatte denn das Vergnügen, dich beissen zu dürfen? Kommt ja nicht sehr häufig vor", fragte Kain neugierig. Normalerweise liess sich Aido nicht so einfach beissen. Er bevorzugte es, derjenige zu sein, der zubiss, doch bei Lizzy machte er eine grosse Ausnahme.
"Geht dich nichts an", zischte der Kleinere von beiden und zog sich seine Schlafsachen an. "Wieso so zickig? Prallst doch sonst auch immer herum, wenn du wieder wen rumgebracht hast", brummte Kain beleidigt. Er mochte es nicht, wie sein Cousin gerade mit ihm umging. Immerhin waren sie schon immer ein Herz und eine Seele, seit sie klein waren. Alledem bekam er keine Antwort, weswegen er es sitzen blieb und sich anderen Dingen widmete.

Verlorene SeeleWhere stories live. Discover now