Chapter 46

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"Guten Morgen, Wincent Weiss!"
"Moin beisammen" grinst er und stützt sich dabei auf dem Tisch ab.
"Wincent, schön, dass du mal wieder hier bist."
"Ja, war ich schon lange nicht mehr."
"Genau, aber seit Anfang des Jahres ziehst du dich ja auch sowieso schon etwas zurück, was Interviews angeht."
"Wir haben jetzt in den letzten zwei Monaten etwas an neuen Songs getüftelt, wir waren im Urlaub und haben in den letzten zwei Wochen auch noch etwas Family and Friends Time zuhause oben im Norden verbracht. Aber ja, dieses Jahr soll wirklich ziemlich ruhig werden. Das hatte ich mir ja auch eigentlich schon für 2021 vorgenommen gehabt, nachdem 2020 ja dann gezwungenermassen sehr ruhig war. Aber dann ist irgendwie doch alles ein bisschen so gekommen, dass wir nochmal richtig durchgestartet sind und dann jetzt erstmal wieder mehr die Familie im Vordergrund steht."
"Familie also, ihr musstet ja wohl ein paar Daten der Tour ändern und da wird gemukelt, dass da ein kleines Wunder Weiss auf dem Weg ist. Was ist an den Gerüchten dran?"
Oh oh... Wincent wird so gut es geht nicht lügen, aber er wird bestimmt nicht sagen, dass ich schwanger bin.
"Haha, diese Frage verfolgt mich auch wirklich überall hin, oder?"
"Naja, du hast nie ein Geheimnis draus gemacht, dass du gerne früh Papa werden willst und das am liebsten von einer ganzen Fussballmannschaft. Seit bekannt war, dass du in festen Händen bist, warten alle ja nur so drauf, dass die Musikwelt Nachwuchs bekommt."
"Also, von Anfang an waren Kinder bei uns ein grosses Thema. Schon ganz am Anfang, wo man über sowas eigentlich noch nichtmal nachdenkt, aber es hatte einfach alles gepasst..."
"Ist das Kind also schon da und keiner wusste was?"
"Gott nein!" lacht Wincent dann los, bevor er doch nochmal kurz Inne hält und dabei etwas in sich hinein grinst "Nein! Um Himmelswillen. Wenn ich schon Vater wär, hätte man das denke schon lange mitbekommen. Kinder sind bei uns einfach schon immer ein sehr grosses Thema gewesen und wir beide wollen auch definitiv welche. Am Ende weiss dann aber auch keiner, wie viele es irgendwann sein werden. Mindestens zwei bis drei bestimmt. Ich könnte mir auch so zwanzig Racker vorstellen."
Zwanzig? Aber ganz sicher nicht!
"Zwanzig? WOW! Das sind dann aber schon fast zwei Mannschaften. Macht deine Frau da überhaupt mit?"
"Also zwanzig wird sie jetzt vielleicht wirklich nicht machen, aber wie viele es im Endeffekt dann irgendwann in der Zukunft sein werden, steht wirklich noch in den Strernen."
Ja, das steht in den Sternen, aber bestimmt keine zwanzig.
"Na dann, es trudeln hier ja schon die ganze Zeit ein paar Fragen ein und die schauen wir uns jazzt mal an... Wie stehst du dazu, sich den Namen oder das Gesicht des Partners zu tattoowieren?"
"Gute Frage, ich weiss gar nicht, ob ich das machen würde, aber ich glaube das Gesicht bestimmt nicht. Da würde sie mich bestimmt auch noch zwei Köppe kürzer machen und allein aus Protest die Scheidung einreichen."
"Das klingt hart."
Das klingt verdammt hart! Könnte aber so eintreffen, wenn er das machen sollte.
"Ja und sie hat ja auch nichts dagegen, dass ich Tattoos habe, weil sie immer meint, dass mein Körper ist und damit machen kann, was ich will. Wenn es aber um solche Liebeserklärungen geht, kann man bei Mira definitiv nicht punkten."
"Das kann ich auch wirklich nachvollziehen. Würde ich mit sowas nachhause kommen, würde meine Frau mich bestimmt direkt vor die Tür setzen. Was hast du dir denn zuletzt stechen lassen?"
"Ehm, mal überlegen... Letztes Jahr Ende November war das und zwar eine Textzeile aus einem Song von Dermot Kennedy. Bin schon seit Jahren ein riesiger Fan und ja."
"Und welche Zeile war das genau?"
"Incredible what is happening,
Just when someone believes in you."
"Und wo?"
Unaufgefordert zieht er sich sein Shirt über den Kopf und dreht sich um, sodass die zwei Zeilen auf seinem rechten Schulterblatt gut erkennbar sind. Dann zieht er sich wieder an und widmet sich wieder dem Interviewer.
"Okay, jetzt geh ich nachher doch nicht ins Fitnessstudio sondern auf die Couch zum Essen und draussen im Foyer sollte mal durchgewischt werden. Da wurde grad ein wenig gesabbert. Aber cooles Tattoo."
"Danke."
"Man ey, du machst sichtlich viel Sport."
"Ja, ich brauch am Tag schon so meine ein bis zwei Stunden, um mich auszupowern. Ohne bin ich auch ziemlich anstrengend."
"Du hast nie mal nen Tag, an dem du so gar keine Motivation hast?"
"Doch definitiv, nur schickt meine Frau mich dann trotzdem zum Sport, weil ich, wie sie es zu sagen pflegt, 'anstrengender als ein Kleinkind' bin und sie das ja 'ertragen' muss."
"Echt? So schlimm?" lacht der Reporter.
"Ja, meint sie zumindest."
"Also mich könnte man wirklich eine Woche lang auf dem Sofa parken und ich wär geschmeidig."
"Wenn ich zu unausgelastet bin und dann zum Abend hin Terz mache, um es mal wie meine Frau auszudrücken, darf ich nicht im Bett schlafen. Oh man, und nachher sieht sie das auf Instagram und ich krieg den Arsch voll."
"Wofür? Blankziehen in ner Liveübertragung oder die Sache mit dem Bett?"
"Ou fuck, wir sind ja in ner Liveübertragung. Ich bin ein toter Mann."
»Ich lasse dich im Bett schlafen! Was erzählst du bitte?«
"Ich bin mehr als tot. Sie hört das hier gerade."
"Im ernst?" lacht der Moderator und krümmt sich dabei ein wenig.
»Ich schau sogar zu. In der DB gibt's WLAN 😂 und jetzt pack das Handy weg«
"Okay, das war's. Ich kann mir nachher richtig was anhören."
Das denke ich auch.

In Köln angekommen werde ich auch schon von Lena erwartet. Wir umarmen uns lange und machen uns dann auf den Weg.
"Wie geht es dir?" fragt meine Schwägerin dann, als wir im Auto sitzen.
"Mir geht es echt gut und den beiden auch. Hier, das ist das letzte Ultraschallbild" lächle ich und gebe ihr das Bild.
"So süss!"

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