Chapter 122

1.1K 49 1
                                    

"Amelie, ich mach Schluss, wir reden demnächst... Okay, spinnst du jetzt komplett?! Ich will mich sicher nicht scheiden lassen! Das wollte ich noch nie! Wie kommst du da drauf?"
"Weil unsere Kinder unten gerade darüber reden, wo sie wohl leben, wenn wir uns scheiden lassen. Joel denkt, dass er ins Heim kommt und sie sind der Meinung, dass, egal wie wir es regeln würden, es komplette Scheisse wäre. Jetzt ist nur die Frage, wie die auf sowas kommen."
"Naja, wir reden zwar wieder immer mehr miteinander, aber wir sind uns nicht annähernd so nah wie vor dem ganzen Drama" meint sie leise und stellt sich vor mich hin.
Vorsichtig lege ich meine Hände an ihre Taille und ziehe sie noch dichter an mich ran, bevor ich mich mit ihr im Arm auf die Couch fallen lasse.
"Was können wir machen, damit sie nicht mehr denken, wir lassen uns scheiden?"
"Naja, für den Anfang wäre es gut, wenn wir uns wieder einander annähern" flüstert sie und kuschelt sich dann richtig an mich ran "Ich liebe dich, Wincent."
"Ich liebe dich auch" murmle ich und lege meine Lippen auf ihre.
Ich grinse leicht in den Kuss hinein und ziehe Mira so auf die kleine Couch, dass ihre Beine über meinem Schoss liegen. So nah waren wir uns tatsächlich lange nicht mehr und grade ist es, als würde einfach eine riesige Last von meinen Schultern fallen, während ich meine Frau im Arm halte.
"Aber jetzt müssen wir bei den Kindern definitiv erstmal klarstellen, dass wir uns mit Sicherheit nicht scheiden lassen. Wie kommen die da drauf und noch viel wichtiger, warum kommen sie nicht direkt zu uns?"
"Und wie kommt Joel auch nur der Gedanke, dass er ins Heim kommen würde, nur weil er nicht unser leiblicher Sohn ist?"
Mira steht dann auf, zieht auch mich auf die Beine und dann direkt runter. Dort sitzen die Kids immer noch bei Kaia im Zimmer auf dem Boden und unterhalten sich. Dabei hat Zoe sogar die Ehre, die Haare gemacht zu bekommen. Mira lehnt sich dann seitlich an den Türrahmen und ich stelle mich dicht hinter sie. Es dauert eine ganze Weile, aber irgendwann werden wir dann auch mal bemerkt.
"Wie lange steht ihr da schon?"
"Habt ihr uns belauscht?!"
"Ein paar Minuten und nein, haben wir nicht. Türen sind offen und deswegen hört man euch ganz gut" entgegne ich den Fragen, die auf und ein prasseln.
Sie müssen jetzt nicht unbedingt erfahren, dass ich wirklich ein wenig gelauscht hab, zumal ich selber nicht unbedingt stolz drauf bin.
"Rutscht mal ein bisschen" meint Mira dann.
Wir setzen uns also zu den fünf auf den Boden, wobei Kaia sich direkt auf meinen Schoss kuschelt.
"Mama und ich lassen uns definitiv nicht scheiden" stelle ich klar "Wie kommt ihr da drauf?"
"Alles ist irgendwie so anders in letzter Zeit."
"Ausserdem sagen doch alle immer, dass es genau so anfängt."
"Ja, es gab da ein bisschen Stress bei Papa und mir, aber wir sind auf einem guten Weg. Also macht euch keine Sorgen, wir trennen uns nicht."
"Wirklich?"
"Wirklich!" stelle ich auch nochmal klar "Und Joel, denk nie wieder, dass du ins Heim kommst! Du bist unser Sohn, wir sind deine Eltern, die vier sind deine Geschwister. Egal was ein Bluttest sagen würde oder was das Aussehen angeht, das juckt keinen!"
"Siehst du!" richtet sich Kaia dann auch nochmal an ihn.
Warum ist er sich manchmal immer noch so unsicher? War er doch früher auch nie. Auch Mira scheint das schon bemerkt zu haben, da müssen wir unbedingt demnächst nochmal drüber reden, zusammen mit Joel aber vielleicht eher ohne die anderen vier. Mal sehen.

Nachdem wir noch eine Weile unten im Wohnzimmer auf der Couch rumgegammelt haben, liege ich jetzt schon im Bett, während Mira noch im Badezimmer ist. Ich beschäftige mich noch mit meinem Handy, bis auch Mira ins Schlafzimmer kommt und sich etwas an mich kuschelt.
"Ich mach mir etwas Sorgen um Joel. Sonst hat es ihn nie gekümmert, dass er adoptiert ist. Woher kommt das alles gerade?" murmelt sie.
"Keine Ahnung, nicht, dass in der Schule jemand was blödes gesagt hat?"
"Das allein könnte es nicht sein, immerhin hat es ihn nie gekümmert. Er war und ist unser Sohn! Daran hatte er nie Zweifel."
"Ich weiss, vielleicht ist es soweit und er will mehr über seine leiblichen Eltern erfahren."
"Aber warum fragt er uns nicht einfach? Deswegen sind wir doch immer so offen damit umgegangen. Wir haben ihm damals gesagt, dass er uns immer und alles fragen kann, wenn er will."
Ja, wir haben mit ihm offen drüber geredet und er hatte es gut aufgenommen und mit seinen fünf Jahren auch schon ganz gut verstanden gehabt. Er hat dann immer mal ein paar Fragen gestellt, die wir ihm so gut wir konnte beantwortet haben. Aber er hat uns immer als seine Eltern gesehen und Zoe, Lion, Nick und Kaia immer als seine Geschwister.
"Ich hab keine Ahnung" murmle ich und streichle Mira beruhigend über den Rücken.
"Ob es was mit unserem Streit zutun hat?"
"Wie?"
"Naja, dass der Streit bei ihm eine Unsicherheit ausgelöst hat."
"Das war nicht unser erster heftiger Streit."
"Aber der erste, den die Kinder in dem Ausmass mitbekommen haben. Vielleicht war da auch noch was anderes... Wincent, ich will einfach wissen, was mit unserem Sohn ist."
"Ich weiss, das will ich auch" flüstere ich gegen ihren Kopf und drücke ihr einen Kuss auf den Haaransatz "Versuch jetzt trotzdem ein bisschen zu schlafen, okay? Wir beobachten das noch eine Weile und wenn es nicht besser wird beziehungsweise er nicht alleine zu uns kommt, setzen wir uns mal mit ihm zusammen hin."
"Okay, klingt gut" murmelt sie "Es war so viel leichter, als sie noch klein waren."
"Haha das stimmt" lache ich "Eine Kleine haben wir ja noch."
"Aber nicht mehr lange, nur noch wenige Jahre und sie interessiert sich für Jungs, will auf Partys und ist von uns genervt" zählt sie auf.
"Dann lass uns noch ein Kleines kriegen" brumme ich.
"Bestimmt nicht! Die nächsten Babys werden unsere Enkelkinder! Wir bekommen kein sechstes Kind! Ausserdem sind wir über vierzig Jahre."
"Das war nen Scherz!" lache ich "Fünf Kinder, ein Hund und du sind Glück genug für mich."

Auf ganzem Weg Where stories live. Discover now