Chapter 144

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-SICHT ZOE-
Letzte Woche ist Papas neues Album rausgekommen. Klar kannten wir die Songs schon was früher, aber jetzt wo sie veröffentlicht sind, sind wir alle noch stolzer auf ihn.
Mama ist jetzt auch schon wieder Zuhause, Papa war auch kurz da, musste jetzt aber doch nochmal weg und kommt erst nächste Woche wieder.
Am Montag hat Rafael Geburtstag, er wird 17, und ich muss Mama noch irgendwie davon überzeugen, dass ich auf seine Party darf. Das kann ja was werden, immerhin ist am Montag Schule und wir wollen reinfeiern. Aber ich hab nen Plan! In den letzten Tagen, Wochen, hab ich ohne Ende Haushaltsaufgaben übernommen und nur gute Noten mit nach Hause gebracht. Heute Abend muss ich sie dann endlich mal fragen. Kann ja nur schiefgehen. Ach was, positiv denken, Zoe, positiv denken und alles wird gut.
Es ist ja keine riesige Party und ich habe meinen Eltern noch nie Grund zu Sorgen gegeben, deswegen wird Mum es mir sicher erlauben. Ich kann ja dann auch bei Rafael schlafen, mehr als das wird nicht passieren. Rafael hat Verständnis dafür, dass ich noch nicht soweit bin. Wer weiss, vielleicht bin ich bald soweit. Jetzt muss ich aber erstmal dafür sorgen, dass ich auf diese Party darf.

"Zoe" holt mein Bruder mich dann mitten im Matheunterricht aus den Gedanken.
"Ja?"
"Auch wenn du noch überlegst, wie du Mum von der Party überzeugst, wir haben Mathe und wenn du dich nicht konzentrierst und die Alte da nen Wutanfall bekommt, wird Mum dir das noch weniger erlauben als so schon."
"Ich kann mich nicht mehr konzentrieren."
"Können wir alle nicht, aber tu wenigstens so."
"Okay, wo waren wir?"
"Hier, bei den Vektoren" schmunzelt er und zeigt auf einen Abschnitt in unserem Buch.
Wir bringen also Mathe hinter uns und dann haben wir endlich Mittagspause. In den letzten Wochen sind wir immer drinnen geblieben, es ist draussen einfach arschkalt und seit gestern schneit es sogar durch. Wir haben bestimmt schon zwanzig Zentimeter und der See ist auch schon gefroren. Vielleicht darf man auch bald schon rauf.
Lion, Alex, Elena, Tobi und ich setzen uns also im Deutschraum zusammen und essen einfach was, während wir uns unterhalten.
"Lion, bist du am Wochenende eigentlich auch dabei?"
"Ja klar!"
"Wo dabei?" frage ich an die Jungs gerichtet.
"Nichts besonderes" machen sie sofort einen auf unschuldig und wechseln das Thema, meinen Bruder knöpfe ich mir später nochmal vor.
"Ah Ja... Zoe, kommst du mit auf Toilette?"
"Ja, klar."
"Warum gehen Mädels nie alleine aufs Klo?" fragt Tobi, während Elena und ich aufstehen.
Schmunzelnd verlassen wir den Raum und gehen zur Toilette. Auf dem Rückweg treffen wir auch auf meinen Bruder, was mich doch etwas verwirrt, da es nicht abgeklingelt hat.
"Zu kalt draussen?" lache ich.
"Alter, das ist Folter da draussen. Wir haben gesagt, wir müssten auf Toilette."
"Aber hey, es soll bald wieder wärmer werden und ab nächstes Jahr dürft ihr auch drinnen bleiben."
"Jajaja, trotzdem arschkalt draussen."

Als wir gerade an der Bushaltestelle stehen, schlingen sich plötzlich zwei Arme von hinten um mich. Rafael.
"Ist dir nicht kalt?" schmunzelt er.
"Doch und wie!"
"Ey, müsst ihr vor meinen Augen rumschmusen?" murrt Lion dann und verzieht komplett übertrieben das Gesicht.
"Sei doch nicht so eifersüchtig" lache ich "Nur weil deine Liebste in Berlin wohnt?"
"Warte, deine Liebste?! Was haben wir verpasst?" grinst Elena.
"Nichts, wir haben nichtmal Kontakt. Wie auch immer du darauf kommst, dass sie meine Liebste ist."
"Weil du sie auf Social Media regelrecht ausstalkst, du bekommst sie einfach nicht aus dem Kopf, seit wir sie in Berlin getroffen haben." 
"Stimmt doch gar nicht!"
"Hm... is klar."
"Ey, Schwestern sind soo anstrengend."
"Brüder noch anstrengender" entgegne ich ihm.
Wir lachen noch ein wenig, bis unser Bus kommt. Von Rafael bekomme ich noch einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor wir endlich in den Bus steigen. Hier drinnen gibt es wenigstens eine Heizung.
Die zwanzig Minuten Fahrt haben Lion und ich auch schnell hinter uns gebracht und Zuhause setzen wir uns direkt, mit etwas Süsskram, an unsere Hausaufgaben. Mama sitzt gerade unten zusammen mit Nick und hilft ihm bei den Aufgaben, während Kaia schon beim Schwimmen ist und Joel drüben in seinem Zimmer auch lernt.

Wir hängen gerade über unseren Aufgaben in Biologie, als Mama in mein Zimmer kommt.
"Ich hole jetzt Kaia ab, Nick sitzt mit Joel unten und spielt mit Lexi. Wir würden dann auch nochmal kurz einkaufen fahren, braucht ihr noch was?"
"Ne, denke nicht."
"Ich auch nicht."
"Okay, bis später, ich bin dann weg."
Damit verschwindet Mum wieder und wir widmen uns dem Rest unserer Aufgaben.
"Wann fragst du Mum jetzt eigentlich wegen der Party?"
"Heute Abend, ich helfe ihr beim Abwasch und dann frag ich sie."
"Dabei wünsch ich dir dann mal viel Glück, das kannst du nämlich brauchen."

Das Abendessen war verdammt lecker und entspannt, meine Geschwister sind jetzt schon abgehauen und ich helfe meiner Mutter beim Abräumen.
"Du Mama?" beginne ich dann.
Okay, noch dümmer kann man das ja nicht anfangen, oder?
"Ich wusste, dass du irgendwas haben willst. Was ist es?"
"Rafael hat am Montag Geburtstag, am Sonntag wollen wir reinfeiern. Darf ich hin?"
"Wurden die Ferien um zwei Wochen vorverlegt? Ist ein verlängertes Wochenende, von dem ich nichts weiss?"
"Nein, aber ich bereite mich schon am Wochenende auf alles vor, ich verspreche es."
"Nein, vergiss es. Du kannst so viele gute Noten schreiben und so viel im Haushalt helfen, wie du willst, du wirst nicht auf eine Party gehen, wenn am nächsten Tag Schule ist. Vergiss es."
"Aber..."
"Nein, wenn am nächsten Tag keine Schule wär, würd ich's vielleicht erlauben, nach Absprache mit Papa, aber so ist es nunmal nicht. Ich diskutiere da auch nicht mehr."
"Du bist scheiße!"
Ich nehme mir mein Handy von der Bank und stapfe nach oben. Ja, mir war bewusst, dass die Chancen nicht unbedingt gut stehen, aber trotzdem!

Auf ganzem Weg Where stories live. Discover now