Chapter 116

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-SICHT ZOE-
Das war wirklich einer der schönsten Geburtstage überhaupt. Zwar war Rafael nicht da, weil er gerade mit seiner Mum im Urlaub ist, aber trotzdem war es so schön, den Tag mit Freunden zu verbringen und den Abend mit meiner Family im Garten entspannt ausklingen zu lassen. Gerade liege ich noch im Bett und kann einfach nicht einschlafen, als ich Mama und Papa oben höre. Warum schlafen die noch nicht und viel wichtiger, warum streiten die? Leise stehe ich auf und schnappe mir mein Handy, um zur Tür vom Treppenhaus zu schleichen. Die Türen sind da sowieso immer offen und so kann ich ganz gut verstehen, was die beiden sagen. Naja, eher was sie schreien. Die Wände hier im Haus sind zwar dick, aber gerade sind alle Türen offen und die beiden sind echt laut. Ich hoffe nur, dass die anderen schon tief und fest schlafen, vor allem Kaia.
"Weisst du, vielleicht war es ein Fehler."
"Was war ein Fehler?! Unsere Ehe?!"
"Vielleicht war es zu früh. Bei uns ging immer alles unglaublich schnell, vielleicht war das der Fehler. Wir haben und noch nichtmal ein Jahr gekannt, da sind wir zusammengezogen."
"Weil wir uns lieben! Es war doch sonst auch nie ein Problem!"
"Wir hatten unser erstes richtiges Date, als wir nen halbes Jahr zusammen waren. Wir waren verlobt, da waren wir anderthalb Jahre zusammen. Wir haben geheiratet, nachdem wir zwei Jahre zusammen waren. Wir haben Zwillinge bekommen, da waren wir drei Jahre zusammen."
"Bereust du gerade, dass wir Zoe und Lion bekommen haben?!"
"Spinnst du?! Niemals! Ich liebe die beiden, wie auch unsere anderen Kinder! Ich sage nur, dass man sich nach vier Jahren Beziehung gerade mal richtig kennengelernt hat. Da waren wir schon zwei Jahre verheiratet, hatten zwei Kinder und wollten ein Drittes!"
"Na und? Wir waren immer glücklich!"
"Ja, wenn du so unglaublich glücklich warst, warum hast du mich betrogen?"
"Schatz, ich sag doch, wir haben nen bisschen geflirtet, mehr war da nicht!"
"Mehr war da nicht? Du hast mit einer anderen Frau geflirtet! Wincent, ich brauche gerade Abstand."
"Und deswegen packst du jetzt deine Sachen und haust ab?! Mira, bleib hier!"
"Nein, ich brauche Abstand."
"Schatz, ich liebe dich."
"Deswegen betrügst du mich?"
"Ich habe dich nicht betrogen! Das würde ich nie tun! Ich liebe dich, dich und unsere Familie. Das würde ich doch nie aufs Spiel setzen."
"Trotzdem brauch ich Abstand! Wincent, bitte! Bitte lass mich gehen!"
"Nein! Mira, bleib hier!"
"Ich brauche ein paar Tage Abstand. Wir haben uns hier ein Leben aufgebaut, wir haben fünf Kinder, ich werde nicht für immer verschwinden können. Ich brauche einfach nur etwas Abstand. Sag den Kindern, dass ich schon früher zu Amelie musste. Ich brauche Abstand von dir!"
Ich höre, wie die beiden die die Treppe runterkommen und renne zurück in mein Zimmer. Zwar können sie mich definitiv nicht sehen, wenn sie nur vorbeigehen, aber Mum würde niemals fahren, ohne nochmal bei uns reinzuschauen. Ich liege jetzt also fest in meine Decke gekuschelt mit dem Gesicht zur Wand und halte die Tränen zurück. Ich kann nicht glauben, was ich da gerade gehört hab. Mama und Papa waren immer so glücklich. Jetzt sind es nur wir, die sie zusammenhalten? Sie hatten immer so eine Verbindung, die ich mir immer gewünscht hab. Sie waren mein absolutes Traumpaar, sie sind es immer noch. Ich höre dann wie meine Zimmertür vorsichtig geöffnet wird und dann spüre ich einen sanften Kuss auf meinem Hinterkopf.
"Bis bald, Grosse" flüstert meine Mum kaum hörbar und mit brüchiger Stimme "Passt ein bisschen auf Papa und euch selber auf, ich komme bald wieder. Hab dich lieb."
Danach verlässt sie mein Zimmer wieder und ich setze mich etwas auf. Ich stehe wieder auf und verlasse wieder mein Zimmer. Unten höre ich Mama und Papa noch kurz streiten und dann das Haus verlassen. Schnell gehe ich ins Treppenhaus und stelle mich ans Fenster. Unten auf dem Hof wirft Mama Taschen in ihr Auto und Papa steht einfach da. Sie schauen sich dann nochmal an, sagen aber kein Wort und dann steigt Mama ins Auto, um wegzufahren. Ich renne zurück in mein Zimmer und sehe raus. Unten höre ich dann wie irgendwas umgestossen wird. Somit gehe ich wieder in den Flur und kurz darauf stehen auch Kaia, Lion, Joel und Nick im Flur.
"Was ist denn hier los?" kommt es ziemlich verschlafen und auch sehr verwirrt von Joel.
"Mama und Papa haben sich gestritten" murmelt Kaia dann und kuschelt sich an Lion.
"Alle in mein Zimmer" flüstere ich.
Die anderen holen also schnell ihre Decken und Kissen und kurz darauf liegt Kaia mit mir zusammen und ihrem Kuscheltier in meinem grossen Bett, die Jungs liegen auf dem Teppich.
"Papa hat gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen soll."
"Du wusstest, dass sie Probleme haben?!" kommt es von Nick und er setzt sich auf.
"Das war offensichtlich!"
"Nein, nicht für jeden!"
"Dann wisst ihr es jetzt!"
"Okay, Stopp! Es hilft jetzt nicht, wenn wir hier sitzen und uns gegenseitig irgendwie beschuldigen. Lasst uns lieber irgendwie versuchen zu helfen!" kommt es von Joel.
"Lasst uns morgen mit Papa reden" schlägt Nick vor.
"Als ob er uns zuhört" zweifelt Lion.
"Dann zwingen wir ihn dazu. Er muss uns zuhören, er ist unser Dad."
"Ausserdem hat er mir versprochen, dass er immer um Mama und uns kämpfen würde" meint Kaia "Er liebt uns und Mama und er lieben sich doch."
"Sie sind seit 19 Jahren zusammen und seit fast 17 Jahren verheiratet, das geben sie nicht direkt nach einem Streit auf" werfe ich ein.
"Kaia hat doch gesagt, dass es schon seit Monaten schlecht läuft."
"Na und? Sie lieben sich!"
"Kaia, nicht so laut! Papa ist unten und hat sowieso gerade den Kopf voll."
Gerade als ich ausgesprochen habe, höre ich wie er die Treppe hoch kommt. Wir sind also alle totenstill, bis wir sicher sind, dass Papa oben ist.
"Und wie machen wir das jetzt genau? Sollen wir einfach hoch und was sagen wir dann?"
"Nee, lasst uns ihm jetzt erstmal ein bisschen in Ruhe lassen. Morgen früh sehen wir weiter."
"Und dann? Wir haben nur noch sieben Tage Ferien, ab Montag müssen wir wieder in die Schule. Glaubt ihr, wir bekommen die beiden bis dahin wieder zusammen? Ihr habt den Streit nicht gehört. Mama ist weggefahren und wir haben keine Ahnung, wann sie wieder nach Hause kommt. Papa ist grade komplettes Wrack, hat was weiss ich unten kaputt gemacht und liegt jetzt bestimmt nicht ruhig schlafend im Bett. Das bekommt man nicht in in ner Woche gerade gebogen!"
"Aber vielleicht bekommen wir einen Anfang hin. Zumindest müssen wir ihnen irgendwie helfen."
"Hast du mitbekommen, was genau passiert ist?" richtet Nick sich dann nochmal an mich.
"Sie reden seit Monaten, wenn sie mal reden, nur über Arbeit und uns. Sonst hab ich nur mitbekommen, wie er versucht hat sie zu überreden nicht zu gehen, aber Mama will gerade Abstand von ihm. Sie muss auch bei uns allen nochmal drinnen gewesen sein. Sie hat geweint. Wir sollen auf Papa und aufeinander aufpassen."
"Das zeigt doch, dass Papa ihr immer noch super wichtig ist."
"Natürlich ist Papa ihr wichtig, die sind seit zwei Jahrzehnten zusammen, sowas geht nicht einfach weg" entgegnet Joel Kaia.

Auf ganzem Weg Where stories live. Discover now