Chapter 26

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-SICHT MIRA-
Gestern Abend sind wir schon fast ins Bett gefallen. Ich hab nur nochmal kurz mit Wincent geschrieben, mir meinen Wecker gestellt und bin dann sofort eingeschlafen.
Die Nacht war eigentlich recht ruhig, nur werde ich jetzt schön von der Übelkeit geweckt. Es geht noch klar und ich kann alles ruhig wegatmen.
Als alles wieder gut zu sein scheint stehe ich auf und ziehe mir einen Hoodie von Wincent über, welchen ich mir noch von ihm geklaut hatte. Er konnte nur leicht lachend den Kopf schütteln und meinte, dass ich doch eigentlich genau den selben hätte. Naja, ist nur eben meiner und nicht der von Wincent, der nach ihm riecht und sich irgendwie noch weicher anfühlt.
Ich gehe also ins Wohnzimmer und setze mich mit einem Glas Wasser aufs Sofa.
"Guten Morgen" kommt Amelie dann gut gelaunt zu mir.
"Morgen" lächle ich.
"Wie geht's dir?"
"Mir geht's gut."
"Keine Morgenübelkeit oder so?"
"Nur leicht. Irgendwie seltsam. Am Anfang war das richtig schlimm und jetzt, wo ich weiss, was los ist, geht es mir blendend."
"Schlimm?" grinst sie.
"Ach du, schlimm und seltsam sind zwei komplett unterschiedliche Dinge."
"Hahaha... Na dann ist doch alles gut... Du sag mal, irgendwie kam mir Wincent noch ein wenig anhänglicher vor, als er es sonst ist. Liegt das nur an deiner Schwangerschaft?"
"Ja... Also naja... Wincent hat jetzt schon eine riesige Panik. Er freut sich unglaublich auf die beiden, aber er macht sich irgendwie Sorgen, dass er kein guter Vater werden wird, weil er öfter mal weg muss."
"Wie kommt er denn da drauf? Ich meine, klar weiss er, dass er mal weg sein wird, aber das ändert doch nichts daran, dass er ein unglaublich toller Vater werden wird."
"Auf diese Idee kam er, als er mal wieder vor Augen gehalten bekommen hat, dass Shay erwachsen ist. Er weiss, dass sie damals, am Anfang, sehr gelitten hat und jetzt stellt er sich vor, wie das wohl bei den Kleinen aussehen wird."
"Nichts wird ihn von den beiden fern halten können."
"Ja, nur hab ich das Gefühl, dass ihm das erst nach der Geburt wirklich richtig klar sein wird."
"Aber dir ist das doch jetzt schon richtig klar, oder?"
"Mehr als klar. Du hättest ihn mal sehen sollen, als er von der Schwangerschaft erfahren hat. Seine Augen, dieses Leuchten, so wie es in dem Moment war, habe ich noch nie bei ihm gesehen. Zumindest nicht so, wie es in dem Moment war."
"Wenn du an ihn glaubst, kann man ihn auch noch davon überzeugen."
"Das muss einfach klappen. Anders bekommt er bei der Geburt so eine Panik... Da hab ich ja schon fast Angst, dass er aus dem Kreissaal rennt. Alleine schaffe ich das auf keinen Fall."
"Du glaubst wirklich, dass er dich bei der Geburt im Stich lassen könnte?"
"Nein, natürlich nicht... Wincent hat mich noch nie im Stich gelassen und das wird er bestimmt auch nie tun..."
"Aber?"
"Amelie, du hättest ihn sehen sollen. Die Panik in seinen Augen."
"Aber das ist doch auch irgendwie verständlich."
"Das sag ich ja auch nicht. Ich hab ja auch ein bisschen Angst, beziehungsweise Respekt, aber was ist, wenn das statt besser, schlimmer wird?"
"Ich denke, je mehr ihr wisst und euch drauf vorbereitet, desto besser wird es werden. Ich meine, jetzt seid ihr ja noch nicht annähernd vorbereitet. Die zukünftigen Kinderzimmer sind noch nicht im Ansatz Kindertimmer, ihr habt keine Klamotten, keinen Kinderwagen oder so und auch keine Ahnung. Noch nicht. Und jetzt werdet ihr ja nicht nur in kaltes, sondern eiskaltes Wasser geworfen. Zwei auf einen Streich sind ja schon mehr, als man erwartet, wenn man das erste Mal Eltern wird."
"Wobei Wincent da eher gelassen reagiert hat. Ich war da nach aussen hin schon etwas panischer."
"Vielleicht hat er nach aussen hin gelassener reagiert, aber in Wirklichkeit war er definitiv genauso überfordert."
"Ja... Ach man, ich hoffe einfach, dass wir das zusammen schaffen werden."
"Ihr habt schon mehr zusammen geschafft. Da werden zwei Babys wohl im Rahmen des Möglichen sein. Zumal ihr bestimmt nich alleine seid."
"Danke."
"Kein Problem... Komm, wir essen eine Kleinigkeit und fahren dann ins Büro. Heute Abend machen wir uns einen entspannten. Zusammen kochen, mit Bailey raus, Netflix?"
"Klingt perfekt."
"Ich würd ja noch fragen, ob ein Glässchen Wein, aber das lassen wir mal lieber."
"Ja, das ist jetzt wirklich nicht gut. Aber nur weil ich nicht darf, heisst das nicht, dass du auch nicht darfst. Du kannst ruhig trinken, das macht mir nichts."
"Nope, ich werde nicht trinken."
"Wie du meinst, aber es stört mich wirklich nicht."
"Ich weiss, aber ich mache es trotzdem nicht."

Den lieben langen Tag telefonieren wir mit genervten Veranstaltern, alle sind ziemlich sauer, dass wir verlegen oder absagen müssen.
Wincent und ich haben nur einmal ganz kurz telefoniert. Die Jungs sind im Studio voll dabei, was man daran erkennt, dass ihre Stories komplett voll mit irgendwelchen Schwachsinn sind.
Gegen 18 Uhr sind wir dann endlich aus dem Büro zurück und machen uns erst nochmal mit Bailey raus.
Das ist pure Entspannung... Ich will irgendwann unbedingt auch einen Hund... Am liebsten einen Berner Sennenhund... Oder einen Golden Retriever... Oder einen Collie... Einfach einen Vierbeiner, der da ist.
Naja, wir werden noch ein bisschen warten müssen. Babys und Welpe auf einmal? Noch was? Wir sind ja so schon ein wenig überfordert.

Wieder bei Amelie zuhause, kochen wir uns Nudeln und essen entspannt, bevor wir uns aufs Sofa setzen und Netflix anschalten.
»Gute Nacht schöne Frau😘« ploppt irgendwann eine Nachricht von Wincent auf.
»Gute Nacht schöner Mann❤️« schreibe ich zurück und lächle unwillkürlich.
»Noch wach?«
»Ja, deine Frau ist 25 Jahre alt und ist um 22:30 Uhr noch lange wach«
»Ja, nur habt ihr vermutlich wirklich viel Stress und Arbeit um die Ohren und du sollst dich immer noch schonen❤️«
»Ich weiss, dass du dir Sorgen machst, aber das brauchst du nicht😉 wenn mir was zu viel wird, mache ich ruhig❤️«
»Ich weiss... Ich vermisse euch😕❤️«
"Wie soll das dann erst werden, wenn die beiden da sind?" schmunzelt Amelie leicht, nachdem sie einen kurzen Blick auf mein Display geworfen hat.
"Er wird ein toller Vater."
"Und du eine Wahnsinns Mutter."
»Wir vermissen dich auch❤️ Aber in einer Woche hast du uns wieder😉«

Auf ganzem Weg Where stories live. Discover now