"Ist es nicht wunderschön?", fragte ich leise, als ich mich neben ihn stellte. Unsere Füße standen dicht nebeneinander, auf dem höchsten Punkt des Hügels. Nur zehn Zentimeter weiter begann eine steile Absenkung.
Auch ich schob meine Hände in die Taschen meiner Hose und folgte Jakes Blick über die Felder und Wiesen. Etwas tief in mir zog sich schmerzlich zusammen.

"Du liebst es hier, oder?", fragte er dann nach einer ganzen Weile.
Er drehte seinen Kopf und blickte mich zum ersten Mal an. Das Blau seiner Augen war bei Sonnenlicht noch viel intensiver. Fast so, als wären das hier die idealen Bedingungen für sie.
Eine lange, blonde Strähne löste sich hinter seinem Ohr und wurde vom Wind in sein Gesicht getrieben. Er ließ sie vor seiner blauen Iris weiterwehen.

Ich zählte seine Sommersprossen unter diesen durchbohrenden Augen, bis mein Blick auf die Hütte hinter Jakes Schulter fiel. Die zugenagelten Fenster sahen mittlerweile etwas schäbig aus. An einigen Stellen hingen die Bretter nur nach an wenigen Nägeln und gaben Stück weit die Fensterscheiben frei. Das Holz war verwittert und erst jetzt bemerkte ich, dass eine Treppenstufe ein Loch hatte.
Dennoch hatte die Hütte den gleichen Charme wie vor drei Jahren. Ein Schmunzeln eroberte meine Lippen.

Ich schaute wieder in Jakes Gesicht, das sich so dicht vor meines geschoben hatte, dass ich ihn beinahe unscharf wahrnahm.
"Ja", brachte ich endlich hervor. "Ja, ich liebe es hier. Ich glaube, jetzt realisiere ich das mehr denn je."
Seine blauen Augen tasteten prüfend mein Gesicht ab. Dann drehten wir uns beide wieder der Aussicht zu. Die Frühlingssonne brannte in unsere Nacken. Die Vögel zwitscherten hoch über uns und irgendwie fühlte es sich nach Urlaub an.

Da standen wir. Zwei junge Männer mit ihren Händen in den Taschen, auf einem Hügel, der ihnen erlaubte, dass Land zu ihren Füßen zu überblicken. Wie zwei Könige.
Ich traute mich nicht, Jake zu berühren, auch wenn ich es wollte. Aber es schien nicht der Moment zu sein. Dies war der Moment, um schweigend nebeneinander zu stehen und in die Weite zu blicken.

"Wir holen uns die Felder zurück", sagte er dann.
Mein Blick schnellte zu ihm, ich wiederholte seine Worte in meinem Kopf, bevor ich fragte: "Was?"
Jake seufze und strafte sein Kreuz, drehte sich zu mir.
"Du hast mich schon verstanden. Wir holen uns unser Land zurück und dann bestellen wir es. Wir werden die Farm weiter auf Vordermann bringen. Wir werden sie behalten."

Ich starrte auf seine pinken Lippen, unfähig mich zu bewegen.
"Ich bleibe", flüsterte er dann.
Ich schaute in seine Augen und dann hoch in den Himmel, an dessen Farbe mich Jakes Augen gerade so sehr erinnerten.
"Das ist gut." Ein Lächeln lag auf meinen Lippen. Jake würde hier bleiben, wo er hingehörte, schon immer.

"Bleib."
Ich spürte seine Hand an meinem Arm.
"Bleib bei uns, bleib auf der Farm. Bleib ... bei mir."
Meine Lippen spalteten sich, ohne das ich die Absicht hatte, etwas zu sagen. Jake bat mich wirklich bei ihm zu bleiben?

"Ich habe keine Bleibe in London. Die letzten Jahre habe ich in Hotels und auf Wohnzimmer-Sofas verbracht. Ich habe noch ein bisschen Erspartes, dass könnte der Startschuss für die Farm sein. Wir könnten ein paar Dinge modernisieren und für unsere Erzeugnisse werben. Wir -"
Unsicher starrte er mich an.
"Wir könnten uns hier etwas aufbauen."

Plötzlich verschwamm Jakes Antlitz vor meinen Augen. Grün und Blau der Landschaft vermischten sich, aber dieser goldblonde Fleck vor meinen Augen blieb.
"Ja. Ja, ich werde bleiben. Wenn du das willst, bleibe ich."
Starke Arm umschlungen mich, wie sie es schon so oft getan hatten, nur dieses Mal war es anders. Es bedeutete etwas. Einen Neuanfang.

Ich begann an Jakes Hals zu lachen und spürte, wie sich die Euphorie auf meinen gesamten Körper ausbreitete.
Wir lösten uns wieder voneinander und ich schaute über die Schulter nach rechts. Zur Farm.
"Ja Eddy, ich bin wieder nach Hause gekommen", wisperte ich leise.

"Was hast du gesagt?"
Jake grinste mich breit an.
"Nichts. Nur, dass ich mich freue."
Ich zog Jake zu mir und presste meine Lippen auf seine. Seine Hände schlangen sich um meinen Rücken und übten Druck auf meine von der Sonne gewärmten Haut aus.

Seine Lippen schmiegten sich an meine und es fühlte sich wie schweben an. Seit langem war er mir wieder so nah und vertraut. Und plötzlich wusste ich es. Er hatte seit unserer Ankunft hierüber nachgedacht.
"Ich liebe dich, weißt du das?", fragte ich heiser gegen seine Lippen.
Jake gab einen kehligen Laut von sich.
"Und ich liebe dich, Kleiner."

Ich legte meine Arme um seinen Nacken und zog ihn noch näher zu mir. Die Sonne strahlte auf uns herunter, wärmte unsere Körper und das Gras unter unseren Füßen.
Unter uns lag das Land, das bald wieder vollständig der Familie Walsh gehören sollte.
Jake und ich ließen noch lange Arm in Arm unsere Blicke darüber schweifen.

Am Horizont türmten sich weiße Wolken auf, die beinahe aussahen wie Schlagsahne. Ich lehnte mich an Jakes Körper und lächelte. Ja, dass hier war mein zu Hause. Und ich, Noah Milles, war nach Hause gekommen. Ich hatte endlich einen Ort und Menschen gefunden, die mir das gaben, was ich so lange gebraucht und gesucht hatte. Ein Zuhause.

Zum ersten Mal in meinem Leben schien es keine Sorgen mehr zu geben. Meine Morgen war sicher, weil es ein Morgen mit Jake sein würde.

The Irish Boys {boyxboy} ✔Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora