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In der Nacht hatte es geschneit

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In der Nacht hatte es geschneit. Aus der dünnen Schneedecke von gestern ist eine fast 50 cm dicke Schicht geworden.
Als ich mich am Morgen meines ersten Tages auf der Farm gleich an mein kleines Fenster stellte, bemerkte ich den kalten Luftzug, der durch dieses herein kam. Kein Wunder, dass ich in der Nacht unter meiner Decke gefroren habe.

Ihre ehemalige Abstellkammer war eben nicht als Schlafzimmer geeignet. Noch bevor ich das Bad aufsuchte, zog ich mir Hose, Shirt und darüber noch einen Pullover an. Das gesamte Haus war ausgekühlt.
Außer mir schien noch niemand wach zu sein. Ich hatte keine Uhr in meinem Kämmerlein und mein Handyakku hatte gestern, nachdem Jake gegangen war, den Geist aufgegeben.

Das Erdgeschoss wurde von Licht durchflutet und es sah weniger düster aus, als gesten Abend. In der Küche klapperten Teller. Ich brauchte nur den leisen Geräuschen zu folgen und stand mitten in dem kleinen ländlich eingerichteten Raum.

Jake stand vor einem offenen Hängeschrank, in seinen Händen verschiedene Schüsseln.
"Oh, guten Morgen, Frühaufsteher." Er drehte sich zu mir um. Sein Körper wurde lediglich durch einen langen Wollpullover vor meinen Blicken geschützt. Ich vermutete, dass er darunter auch eine Boxershorts trug.

"Ich habe schon den Kamin angeheizt, es dauert aber eine Weile bis sich das Haus aufwärmt. Unsere Heizungen sind nicht mehr die Neusten, du musst entschuldigen." Sein Blick glitt an mir herunter. Augenblicklich fühlte ich mich unwohl in meiner Haut und wollte aus meinem Körper ausbrechen.
Seine Augen blieben an meinen Füßen haften. "Ich würde dir empfehlen, dir Schuhe für das Haus anzuschaffen. Eine Fußbodenheizung haben wir hier nicht."

Ich blickte an mir herunter, auf meine dicken Socken. "Kein Geld."
"Wir können nachher mal im Keller gucken, ob noch ein paar alte Hausschuhe von mir herumstehen."
Alte, bereits getragene Schuhe von jemand anderem tragen? Mein Gesicht schien meinen Gedankengang wieder zu spiegeln, denn Jake fügte schnell hinzu: "Nur wenn du willst."

Seine Schuhe. "Ja", war alles, was ich über die Lippen brachte.
Achselzuckend drehte sich der ältere wieder um und hantierte mit den Schüsseln herum. "Kannst du die schon mal da auf den Tisch stellen?" Er zeigte mit seinem langen Finger auf besagte Stelle auf einem fleckigen Holztisch, der nur ein paar Schritte von mir entfernt stand.

Ich nickte und ging zur Anrichte, griff nach den Schüsseln und platzierte sie auf dem Esstisch. Ich lehnte mich gegen das dunkle Holz und schaute Jake dabei zu, wie er verschiedene Cornflakes-Packungen aus einem anderen Schrank holte.
"Sonntags schlafen hier eigentlich immer alle länger. Ich kümmere mich morgens immer darum, dass die Bude im Winter warm wird. Die Tiere versorge ich auch, da Mum Fiona und Patrick immer zur Schule fahren muss. Dad fällt für alle Arbeiten aus. Du weißt ja, deswegen ..."

"Deswegen bin ich hier. Schon klar." Ich stoße mich vom Tisch ab und schaue mir die Frühstücksauswahl von nahem an. Nichts Besonderes, aber der Hunger wird es rein treiben.
"Hey." Er trat näher an mich heran. "Du weißt, dass das nicht so ist."
"Ach nicht?" Ich drehte mich zu ihm, bereute es aber im nächsten Moment, denn nun stand er mir eindeutig zu nah.

Jake nahm mir die Cornflakes aus der Hand. "Die schmecken nicht. Nimm die." Ich war nicht in der Lage, die neue Packung anzunehmen.
Er griff hinter mich und zog eine Tasse hinter meinem Rücken hervor. Unterdessen brach er den Blickkontakt nicht ein einziges Mal ab. Hätte ich meinen Kopf nicht zurück gezogen, hätten sich womöglich unsere Nasenspitzen berührt, als er auf mich herunter sah. Er lächelte. Dann ging er wieder auf Abstand.

Ich schnappte nach Luft.
"Alles okay?"
"Ja. Ich ... merke nur das der Fußboden echt kalt ist." Innerlich schlug ich mir vor den Kopf. Mit großen Schritten ging ich auf die Sitzbank zu, die zum Esstisch gehörte.

"Wo kann ich sitzen?"
"Da." Er wies auf den äußeren Platz der Bank. "Wir essen hier eigentlich alle zusammen, Noah."
Bei meinem Namen aus seinem Mund zuckte ich innerlich zusammen. Seine tiefe Stimme vibrierte in meinem Gehörgang.
"Ich hatte gestern kein Abendbrot."

Der breitschultrige Junge nickte. Er goss Milch in einen Topf, erhitze sie. Ich beobachtete währenddessen seinen Rücken, seine langen, nackten Beine und die dunklen Haare daran. Sein Kopf wippte ab und an zu einem nicht hörbaren Lied. Das brachte mich auf eine Idee, die unangenehme Stille zu überbrücken. Mein Blick fiel auf ein Radio. Ich traute mich allerdings nicht es anzuschalten.

Kurz bevor die Milch dampfte, trat ich doch hinter Jake und schob mich an ihm vorbei, drückte den Knopf am Radio. Im ersten Moment hörte man nur rauschen. Wir sahen uns an. Dann schallte eine Melodie durch den Raum.
Als ich mich wieder zum Tisch bewegte, war mir, als befände ich mich in einer anderen Zeit. Alles hier war so alt, so anderes.

Jake stellte mir die heiße Milch auf den Tisch.
Zu gerne hätte ich gesehen, wie er auch davon aß und ihm die Milch aus dem Mundwinkeln lief, so wie mir an diesem Morgen. Aber er verließ den Raum.

***

It's getting hot in here!

Mir macht es unglaublich Spaß diese Geschichte zu schreiben. Am Anfang war ich mir nicht ganz sicher, ob ich in so kurzer Zeit genug interessante Handlungen finden würde.

An dieser Stelle DANKE an Lucanic - ich habe mich gestern sehr über deinen lieben Kommentar gefreut <3

Habt ihr schon alle Weihnachtsgeschenke beisammen? (Ich noch nicht haha)

Lisa xoxo

The Irish Boys {boyxboy} ✔Where stories live. Discover now