37.

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Mia rauchte. Und an diesem Tag befand sich auch zwischen meinen Fingern eine schlanke Zigarette. Ich schaute der Asche beim Zerbröseln zu. Ich war eigentlich nicht der Typ fürs Rauchen, nur in schlechter Gesellschaft oder eben heute mit Mia, aus Protest.
Ich konnte auch bad-ass sein. Allein das Wort ließ mich zusammen zucken, das war nicht ich.

Mia legte ihren kleinen Kopf in den Nacken und pustete den grauen Rauch hoch in den Himmel. Ihre kurzen Beine waren auf dem Asphalt ausgestreckt.
"Du willst mir also wirklich erzählen, dass Jake der Typ von deiner irischen Farm ist? Noah, ich fasse es nicht!"
Sie klemmte sich die Zigarette zwischen die Lippen und faste ihre Haare zu einem Dutt zusammen.

Ich kickte einen Stein von der Stufe, bevor ich mich darauf und neben Mia setzte.
"Doch, er ist es. Er ist er älteste Sohn der Familie, von dem ich dir ab und an erzählt habe."
"Erzählt? Jetzt mach mal halblang, Milles. Ich habe dir jedes einzelne Wort aus der Nase gezogen."
Verlegen hielt ich mich an meinem rechten Handgelenk fest und schaute auf meine Schuhspitzen.

Ich nahm einen kleinen Zug und genoss den kurzen Moment, indem mir der Rauch das Sichtfeld vernebelte. Die kleine Asiatin neben mir wand den Kopf und legte ihr Kinn auf ihrem Arm ab, um mich besser beobachten zu können.
"Ich fasse noch mal zusammen; dieser Jake ist der mysteriöse Junge, der dich einen ganzen Tag lang gesucht hat, nachdem du in diese einsame Hütte gelaufen bist? Und er ist jetzt hier in London und möchte unbedingt Zeit mit dir verbringen? Aber bei eurem Essen hat er sich in ein Arschloch verwandelt."

Ich nickte.
Die Hütte. Sein Rückzugsort, den Ort, zu dem niemand erlaubten Zutritt hatte. Nur mich hatte er in sein Reich eintreten lassen. Ich unterbrach den intensiven Blick mit Mia. Ihre braunen Augen leuchtete.
Ich wünschte, ich wäre ihm in dieser Hütte nicht ausgewichen. Da draußen, weit ab von der Farm, wären wir ungestört gewesen.

"Willst du einen Rat hören"
Ich hatte keine Möglichkeit zu antworten, da sagte sie schon: "Natürlich willst du einen Rat, du bist völlig verzweifelt ... Sprich dich mit ihm aus, selbst wenn das vielleicht bedeutet, dass ihr keine Zukunft habt."
"Zukunft?" Jake und ich hatten keine Zukunft.
"Halt die Klappe. Ihr beide hört euch nach einem Coming-Of-Age-Film-Paar an, aber ihr seid real und ich werde nicht mit dir rauchend im Hinterhof sitzen und dich dabei ermutigen alles hinzuschmeißen. Reiß dich zusammen und zeig Eier."

Mein Blick schnellte zu dem Mädchen rüber und ich verschluckte mich beinahe. Dann blickte ich schnell wieder auf den grauen Boden und lachte.
"Guck nicht so." Mia rempelte mich von der Seite an.
Ich nahm einen letzten tiefen Zug, bevor ich die Zigarette wie in Zeitlupe ausdrückte.

Mia hatte die Farm wieder vor meinen Augen erscheinen lassen. Dieses heruntergekommene Gebäude mit der Unordnung im Inneren, aber dem unheimlich gemütlichen Wohnzimmer mit dem Kamin und dem Blick über den verschneiten Hof.
Als der Schnee verschwunden war, war es auch Jake. Mein Herz zog sich zusammen.
Ich war damals zu feige, zu verletzt, um mich von ihm zu verabschieden. Deswegen sah ich mich immer noch vor meinem kleinen Fenster in der Kammer stehen und seinen Truck dabei beobachten, wie er hinter dem letzten Hügel für immer verschwand.

Bei den teuren Schuhen, die er jetzt trug, hatte er sich bestimmt auch einen neuen Wagen zugelegt.
Ein dicker Regentropfen fiel vor meine Füße. Mia und ich schauten zeitgleich hoch in den Himmel. Tiefhängende Wolken hatten sich während unseres Gesprächs über unseren Köpfen breitgemacht.
"Wir sollten reingehen."
Als Antwort erhob ich mich und öffnete die schwere Metalltür.

Der Bratfett-Geruch schlug uns entgegen. Ich zog den Kopf zwischen die Schultern und wünschte mich weit weg, an einen anderen, besseren Ort.
Plötzlich krallte sich Mia in meinen Arm. Sie krallte sich wirklich fest, ich spürte, wie sich ihre Nägel in mein Fleisch senkten. Ich drehte mich zu ihr um, doch ihr Blick ging starr an mir vorbei und sie nickte in Richtung Restaurant.

Ich folgte ihrem Blick, drehte mich langsam um und erblickte Jake in der Tür des Ladens stehen. Mein Herz setzte einen Schlag aus.
Mit weit aufgerissenen Augen schaute ich zurück zu Mia. Ich wollte mich an ihr vorbeischieben und nach hinten verschwinden, aber sie hatte andere Pläne. So stur wie sie war, schob sie mich bestimmt in Jakes Richtung.
"Nichts da mein Lieber! Ihr werdet jetzt reden, mach dir um die Burger keine Sorgen, dass kriege ich schon allein hin."

Ich stolperte. Peinlich berührt fuhr ich mir über den Nacken und schaute in Jakes Augen. Selbst auf dieser Distanz konnte ich das Blau seiner Augen hinter seinen langen, blonden Haaren ausmachen.
Meine Lippen ließen ein Lächeln nicht zu, mein Kopf warnte mich davor, mich ihm gleich wieder in die Arme zu werfen. Aber gerade das wollte ich jetzt mehr als alles andere tun.

Doch ich blieb stark. Ich tat es für das letzte bisschen Würde, das mir geblieben war. Jake zog sich seine schwarze Mütze vom Kopf und entblößte seine verwuschelten Haare.
Meine Lippe zog sich automatisch zwischen meine Zähne und ich begrüßte den süßen Schmerz, der mich daran erinnerte, nicht die Fassung zu verlieren.

Jake hob eine große Hand und lächelte mir zu. Auch ich hob meine, fühlte mich aber im gleichen Moment absolut dämlich und ließ sie ganz schnell wieder sinken.
Auf seine vollen Lippen schlich sich ein Lächeln.
"Noah! Geh hin!", zischte Mia hinter mir.

Ich presste meine Augen zusammen und hätte sie am liebsten beleidigt, aber das hätte alles nur noch peinlicher gemacht. Also machte ich einen wackligen Schritt in Jakes Richtung, nur um im selben Moment zu bemerken, wie sehr mich sein Körper und seine Anwesenheit in den Bann zogen.
"Noah ..." Seine Stimme war so leise. "Können wir reden?"





***

Hallo ihr Lieben :)

Mir wurde ein Weisheitszahn gezogen und das hat mich dann doch mehr aus der Bahn geworfen, als ich dachte... Naja, aber ich denke, ich bin jetzt wieder im Schedule. Ich freue mich wirklich unheimlich, dass ihr "The Irish Boys" so verschlingt :)

Wer mag kann ja mal bei meiner anderen gerade laufenden Story "almost Hate" vorbeischauen. Eine etwas andere Liebesgeschichte ... hihi. Mein Plan ist es, sie noch diesen Monat auf 1k hoch zu kriegen, wäre nett, wenn ihr mir dabei helfen könntet.

Lasst euch die Haare nicht vom Kopf wehen und bis Dienstag

Lisa, xoxo

The Irish Boys {boyxboy} ✔Where stories live. Discover now