64.

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Jake und ich bekamen jeweils unsere alten Zimmer zugeteilt. Ich fühlte mich beinahe wie am ersten Tag, als ich mich durch die kleine, schmale Tür der Abstellkammer zwängte.
Es war draußen bereits dunkel und ich trug endlich meinen Koffer über die Schwelle und hievte ihn auf das frische bezogene Bett. Es stand jetzt näher am Fenster, da ein zweiter Schrank in den kleinen Raum gequetscht wurde.

Außerdem stapelten sich Kisten in den verschiedensten Größen an den Wänden.
Jakes Lichterkette war verschwunden.
Überhaupt wies nichts darauf hin, dass ich einmal diesen Raum bewohnt hatte. Ich hatte keine Spuren hinterlassen.

Ich ließ meine Hände sinken, in denen ich gerade ein T-Shirt hielt und blickte durch das kleine Fenster. Ich weiß noch, als ich das erste Mal hindurchgeschaut hatte und mein Atem weiß auf der Scheibe niedergeschlagen war. Ich hatte mich und diesen Hof verflucht, wollte einfach nur weg - die Flucht nach vorn.

Als ich den Kleiderschrank öffnete, bemerkte ich, dass Fionas alte Kleidung hierher ausgelagert wurde und fand lediglich drei freigeräumte Fächer, die für meine Sachen ausreichen mussten.
Mit Zahnbürste und Waschsachen bewaffnet, trat ich den Weg zum Bad an.
Vorhin hatte ich kurz überlegt zu Eddy reinzuschauen. Es kam mir unhöfflich vor, aber ich hatte mich dann doch entschloss, nur an seiner Tür zu lauschen, da es besser war ihn heute nach der Ankunft seines Sohnes in Ruhe zu lassen.

Im Flur kam mit Jake entgegen. Seine blauen Augen wirkten beinahe schwarz im dämmrigen Lichteinfall.
"Hey schöner Mann", sagte ich in leisem Tonfall.
"Hey."
Jake fuhr sich über die Augen und sah mich unverwandt an. Ich ließ meinen Arm mit meinen Waschsachen langsam sinken und schritt auf Jakes breite Statur zu.

Meine Lippen küssten die Stoppeln an seinem Kinn.
"Nicht hier."
Ich wurde sanft aber bestimmt nach hinten geschoben.
"Wo sonst, wenn nicht hier?", fragte ich aufmüpfig.
"Noah ... Ich habe heute wirklich keinen Nerv für -"
"Für mich?"

"Nein." Er sah mich aus treuen Augen an. Ich wusste, dass er sich an mich pressen wollte, aber die Anwesenheit seiner Eltern hielt ihn zurück.
"Das ist alles ein bisschen viel für dich, oder?"
Als Jake nach einer Weile immer noch nicht auf meine Frage geantwortet hatte, setzte ich erneut mit einer Frage an: "Wo bist du vorhin so eilig hingegangen?"

Jake lehnte sich an die Wand und ließ seine Hände in den Hosentaschen verschwinden, sein Blick ohne unterlass auf mich gerichtet.
"Zu Patrick."
Er seufzte.
"Oh, dem wollte ich auch noch schnell Hallo sagen. Ich habe ihn noch gar nicht -"
"Nein. Keine gute Idee, glaub mir. Schlechte Stimmung. Mehr als das."

Er stieß sich von der Wand ab und kam auf mich zu. Sofort breitete sich ein warmes Kribbeln von meiner Kopfhaut abwärts über meine Schultern aus.
"Ich habe mich mit ihm über seine Pläne unterhalten. Er will den Hof aufgeben, zu einhundert Prozent. Er ist ziemlich sauer ... weil ... weil wir erst jetzt gekommen sind."
Ich presste meine Lippen aufeinander.

"Verstehe."
"Wir haben uns darauf geeinigt zu verkaufen. Mum will, dass wir entscheiden. Er hat mir gesagt, dass sie ... dass sie definitiv in die Stadt ziehen will."
"Oh, okay."
Auf meiner Stirn hatten sich tiefe Falten gebildet. Irgendwie wollte ich nicht, dass Mary die Farm schon so schnell aufgab. Das hier war immerhin mein Lichtblick, wenn ich in der Stadt mal wieder gegen die graue Hauswand starrte und mich an die Weite hier draußen erinnerte. Es würde diesen Ort für mich nicht mehr geben, wenn sie ihn verkauften.

Ich unternahm einen zweiten Versuch Jake näherzukommen, aber er wich mir aus.
"Jake, wegen deiner Mum, ich glaube, sie weiß -"
"Ich will jetzt wirklich nicht über sie sprechen,okay? Ich muss das alles in meinen Kopf kriegen. Die Farm wird uns zwar eine ordentliche Summe einbringen, aber geteilt durch vier, wird es nicht ewig reichen. Außerdem müssen noch die Medikamente und Arztrechnungen von Dad abbezahlt werden. Ich ..."

Er sah mich einen Moment lang einfach nur an, als hätte er vergessen, was er sagen wollte.
"Ich habe einfach das Gefühl, dass mich das alles erdrückt."
"Wenn du mich braust, du weißt, wo du mich findest", sagte ich und deutete auf die kleine Tür hinter mir.
Jake schüttelte den Kopf.

"Wenn es wegen deiner Eltern ist, ich glaube wirklich, deine Mutter weiß -"
"Ich will jetzt wirklich nicht darüber sprechen. Lass uns einfach ... du weißt schon. Gute Nacht."
Wut und Enttäuschung hielten Gleichgewicht.
"Seit wann unterbrichst du mich eigentlich ständig, Walsh?", murmelte ich vor mich hin, während ich seinem T-Shirt dabei zusah, wie es sich beim Gehen um die Schultern spannte.

Demonstrativ schloss ich die Badezimmertür etwas lauter als nötig hinter mir, bevor ich mich an der Wand auf den Boden gleiten ließ.
Diese Farm tat uns nicht gut, nicht als Paar. Aber mir als einzelne Person tat sie sehr wohl gut.
Und genau über dieses Zwiespalt regte ich mich auf. Wieso konnte Jake nicht einfach zu seinen Gefühlen stehen? Und wieso konnte er mich nicht ausreden lassen?
Ich war mir so sicher, dass Mary mehr von uns wusste, als wir es bis jetzt geglaubt hatten.

Ich hörte noch jemanden die Treppe heruntergehen - Patrick. Meine Hand lag schon wieder auf der Klinke, doch mir wurde schnell bewusst, dass ich ein Gegenüberstellen mit Jakes jüngerem Bruder heute nicht mehr schaffen würde.

***
Hallo friends.
Ich weiß, ich glänzte durch Abwesenheit und es tut mir leid.

Am Anfang des Monats ist meine Katze gestorben. Das hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen. Und wie das so ist, wenn man erstmal aus dem Schreib-Rhythmus raus ist, denkt man sich jeden Tag "Ach, ich schreibe morgen."

Ich werde jetzt auf jeden Fall wieder aktiv sein!
In der Zwischenzeit ist es euch hoffentlich gut ergangen :)
Ich lese jetzt schon das 2. Harry Potter Buch - keine Ahnung wie ich mich dieser Welt so lange entziehen konnte...

Bis ganz bald (aka Sonntag)
Eure Lisa ♡

The Irish Boys {boyxboy} ✔Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz