45.

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"Noah! Mach die Tür auf!"
Fäuste hämmerte gegen das dünne Holz meiner Tür. Ich wollte nicht. Ich wollte nichts mehr wissen. Mein Kopf brachte Ruhe, ich musste mir klar darüber werden, wer Jake war und womit er sein Geld verdiente.

Das Geld, mit dem er mich zum Essen eingeladen und mir eine Bratwurst gekauft hatte.
Seine teuren Sneaker, der Wintermantel, alles machte auf einmal Sinn. Kein Unternehmensberater - eine männliche Prostituierte. Mir schnürte sich die Kehle zu, die Luft surrte.

"Noah!"
"Geh weg!"
Ich ließ meinen Kopf auf die Knie sinken. Die Stimme sollte verschwinden, an ihren Worten ersticken und sich in Luft auflösen.
Das Hämmern und Klopfen hörte nicht auf. Nach einer Ewigkeit erhob ich mich seufzend und schlurfte zur Tür.
Das Klopfen wurde lauter und lauter, je näher ich kam.

Ich drehte den Schlüssel.
Mias kleine Augen waren aufgerissen und schauten mich forschend an.
"Du siehst ja völlig fertig aus!"
Sie trat ein, ohne das ich sie dazu gebeten hätte.
"Mia, was willst du hier? Ich wäre jetzt gerade lieber allein."

Es war denkbar schlechtes Timing. Ich hatte sie nicht angerufen, ich wollte gerade niemanden sehen, meine Gedanken waren laut genug, ich brauchte keine Unterhaltungen, die sich dazumischten.
Die kleine Asiatin stemmte die Hände in die schmalen Hüften und sagte in einem Atemzug: "Jake war bei mir, er hat mir angedeutet, was vorgefallen ist und mich gebeten, nach meiner Schicht vorbeizuschauen. Er sorgt sich um dich und ich mich auch, du siehst schlecht aus."

"Ich fühle mich ja auch schlecht."
"Was hat Jake -"
"Hat er dir gesagt, was hier los war, was er mir gestanden hat?", unterbrach ich sie.
"Nein, nicht direkt, er meinte -"
"Er ist ein verdammter Escort! Mia, er..."
Ich schlug mir die Hände vor dem Gesicht zusammen. Es war peinlich das laut auszusprechen.

Mias Stimme ließ ein "Oh" verklingen. Dann war es für eine Weile ruhig.
Ich sank wieder zu Boden und hörte, wie sie sich ihre Jacke auszog und in die Küche ging. Der Wasserhahn wurde aufgedreht.
"Hier, trink das." Sie hielt mir ein Glas vor das Gesicht. "Wie ich dich kenne, hast du noch nichts getrunken, außer das Bier da auf dem Tisch."
Sie wies mit einer abfälligen Handbewegung hinter mich.

Ich brauchte ihrer Hand nicht folgen, wusste, wie es dort aussah.
"Mia, ich fühle mich so benutzt, ich -"
"Trink."
Sie drückte mir das Glas an die Lippen.

"Mein Großvater hat immer gesagt, wer sich bemitleidet wie ein Opfer, der wird zu einem."
"Das ist die dümmste asiatische Weisheit, die ich je gehört habe."
"Es ist keine asiatische! Was ich sagen will ist, du kannst an der Situation gerade nichts ändern. Und wenn Jake eben ein Arschloch ist, dann musst du ihn vergessen."

Ich seufzte. Da lag das Problem zwischen mir und Mia. Sie sah manche Dinge - wie die Liebe - zu rational. Wenn ich Jake einfach so ad acta legen könnte, hätte ich es längst getan und wäre nie in seinem Hotel aufgetaucht. Aber ich konnte ihm nicht widerstehen. Wenn er in meiner Nähe war, wollte und konnte ich keine Minute mit ihm missen.
Da war etwas zwischen uns, was auf der einen Seite so gut war und mich doch innerlich zerstörte.

Ich schaute in Mias Augen und fragte mich, ob Jake genauso empfand. War das, was zwischen uns funkte genauso anziehend und faszinierend für ihn? Hatte er es ernst gemeint, als er sagte, dass er Angst davor hatte, mich zu verletzen? Tat er es, weil er nicht anders konnte, weil wir zu verschieden waren oder weil ihm meine Gefühle egal waren?

Ich schlug mir gegen den Kopf.
"Ich bin so dumm, dass ich es nicht bemerkt habe! Wie konnte es mir entgehen, dass er sich mit anderen Männern trifft?!"
Die glatte Stirn von Mia legte sich in tiefe Falten. Sie sah auf mich herab und strich mir sanft über den Kopf.
"Noah, manchmal ist man blind, wenn man sich einbildet jemanden zu lieben."
"Ich liebe ihn."

Mir blieb der Atem weg, als ich das sagte.
"Nein, mein dummer Blondie, tust du nicht. Du glaubst es, aber wenn Jake deine Liebe nicht erwidert und dich hintergeht, dann ist es keine echte Liebe, sondern nur die Illusion davon. Dann weißt du gar nicht, was echte Liebe ist."

Ich musste schlucken, überlegen und feststellen, dass Mia Unrecht hatte.
Das zwischen mir und Jake war echt. Mehr als das. Es überschritt den Zustand der Realität. Es konnte nur Liebe sein.
Wir hatten nach drei Jahren praktisch dort wieder angesetzt, wo wir auf der kleinen irischen Farm aufgehört hatten.

"Das zwischen uns ist echt. Ich glaube, ich weiß nur nicht, ob ich stark genug bin, dass auszuhalten, was er mir da gerade zumutet."
"Manche Beziehungen muss man abbrechen, bevor sie einen gänzlich zerstören."
"Und was war das jetzt für ein Sprichwort."
"Eins das wahr ist ... Ich sehe, du kannst wenigstens noch lachen."

Ich schaute zu Boden. Konnte ich das?
Plötzlich wusste ich, was ich zutun hatte.



***
O.M.G.
Ich weiß ehrlich gesagt, gar nicht was ich sagen soll!!
Platz 1! In boyxboy von insgesamt 26 700 Geschichten! DANKEEE
Ich konnte es wirklich nicht glauben, sowas hatte ich noch nie.

Ich danke euch so sehr, dass ihr diese Geschichte lest und so sehr mögt. Es freut mich einfach so, dass meine Worte bei Leuten ankommen.
Und innerhalb von so wenigen Tagen mehr als 2k reads + ... ich meine ... Wow

Okay ich sollte aufhören haha cringe

Leider gibt es da draußen ja auch unerfreuliche Dinge. Das Coronavirus. Ich weiß, für uns junge Menschen ist es einfach mehr als scheiße, mehr als beschissen, aber wir müssen jetzt an unsere älteren und auch jüngeren schwachen Mitmenschen denken, die wir leider nur durch Verzicht schützen können.

Und es bringt wirklich nichts sich weiterhin mit Freunden in großen Gruppen zutreffen und sich zu sagen "Ist mir egal", weil das führt nur dazu, dass dieser Ausnahmezustand anhält.
Wir müssen jetzt einfach die Füße stillhalten und Rücksichtsvoll sein.
Und vor allen Dingen solltet ihr euch informieren!

Ich kann euch den Podcast vom Ndr3 empfehlen (mit Christian Dorsten), der ist sehr informativ und guckt Nachrichten! Lasst euch nicht verrückt machen, ABER NEHMT ES NICHT AUF DIE LEICHTE SCHULTER, denn die Situation erlaubt es nicht, das wir uns erlauben können, so rücksichtslos weiterzumachen.

Genießt euer Homeschooling
Adios xoxo

The Irish Boys {boyxboy} ✔Where stories live. Discover now