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Am Samstagmorgen, wurde ich dadurch geweckt, dass Harry sich aus dem Zimmer schleichen wollte, aber dann mit seinen riesigen Füßen über meinen Koffer stolperte und so viel Krach verursachte, als hätte ein Erdbeben eingesetzt. 

"Oh, Scheiße", fluchte er vor sich hin und hielt sich seinen rechten Fuß.

"Geht es dir gut?", fragte ich recht amüsiert nach und setzte mich auf. 

Harry erschreckte sich leicht, was mich noch mehr zum Lachen brachte, und sah mich entschuldigend an.

"Ich wollte dich ausschlafen lassen und nicht aufwecken", schüttelte er seufzend seinen Kopf, aber konnte sich selbst das Lachen nicht verkneifen. 

"Alles gut, ich wollte eh nicht so lange schlafen", versicherte ich Harry und deutete ihm mit einer Handbewegung, dass er zurück ins Bett kommen sollte.

Und dort verbrachten wir dann auch den gesamten Morgen. Mit meinen Fingern fuhr ich durch seine Locken, während er mir Geschichten aus seiner Kindheit erzählte, die er bei seinen Großeltern erlebt hatte. Aufmerksam hörte ich ihm zu und ich wünschte mir, er würde nie wieder aufhören zu reden. Harrys Stimme hatte etwas an sich, das dich in einen Bann zog, aus dem man nicht mehr raus wollte. Sie hatte so eine beruhigende Wirkung, ich hätte ihm noch den ganzen Tag zuhören können. Aber gegen Mittag packte uns dann der Hunger so sehr, dass wir leider doch so langsam aufstehen mussten. 

"Guten Mittag, ihr zwei", begrüßte uns Harrys Grandma, die bereits am Herd stand und wahrscheinlich das Mittagessen kochte. "Ihr habt heute leider das Frühstück verpasst. Aber dafür bekommt ihr ein ordentliches Mittagessen."

Seine Grandma war einfach zu süß mit dem goldigsten Herzen. 

Nachdem wir uns dann reichlich den Bauch vollgeschlagen hatten, machten wir uns für den Tag fertig. Harry sagte, ich sollte mir für seinen Plan am besten kein Kleid oder Rock anziehen. Dies ließ mich noch mehr wundern, was er sich ausgedacht hatte. Ich hasste Überraschungen einfach. Ich fühlte mich wieder so wie an dem Tag, als er mich mit dem Süßigkeitenladen überraschte. Und als wir dann endlich im Auto saßen, nervte ich ihn auch genauso wieder. 

"Ich sollte dich echt nicht mehr überraschen", schmunzelte Harry. "Das strapaziert nur meine Nerven."

"Tz", machte ich eingeschnappt und verschränkte die Arme vor der Brust. "Da hat dich auch niemand zu gezwungen."

Nach ungefähr zwanzig Minuten, kamen wir auf einem Parkplatz vor einem Waldstück zum Stehen. 

"Bist du dabei mich zu entführen?", fragte ich schmunzelnd und betrachtete die Blätter an den Bäumen, die durch den leichten Sommerwind wackelten. 

"Ganz genau."

Plötzlich wurde ich von hinten gepackt und ohne die Möglichkeit, mich zu wehren, legte Harry mich über seine Schulter, so dass ich auf seinen Hintern starrte. Über die Aussicht beschwerte ich mich auf keinen Fall, aber diese Position war nicht die bequemste und ich hatte mich ziemlich erschrocken. 

"Na gut", gab ich mich geschlagen. "Du kannst mit mir machen, was du willst."

"Das Angebot klingt verlockend."

Ich konnte das Grinsen ganz genau aus seiner Stimme raushören und im nächsten Moment, kniff er mir leicht in den Hintern. 

Zum Glück konnte er nicht sehen, wie meine Wangen sich rot färbten. Den Satz hätte ich lieber nochmal überdenken sollen. 

Es stellte sich sehr schnell heraus, dass Harry mit mir wandern wollte und ich mir deswegen passende Klamotten anziehen sollte. Normalerweise wäre ich nicht so begeistert gewesen, aber die Umgebung hier war so wunderschön. Nachdem wir das Waldstück durchquert hatten, liefen wir auf einen Hügel. Ich liebte es einfach, in der Natur zu sein. Weit und breit gab es schöne Blumen, grüne Wiesen, Bäume. Harry wusste ganz genau, wie er mich glücklich machen konnte. 

Als wir dann endlich oben ankamen, waren wir ganz schön aus der Puste. Die Sonne war sehr warm, aber das Ziel machte alles wieder gut. Man hatte einen tollen Ausblick auf die Stadt, die so ruhig und friedlich aussah. Das komplette Gegenteil von London. 

"Hier war ich früher immer mit meinem Grandpa", erzählte Harry. "Das ist mein absoluter Lieblingsort."

"Ich liebe es hier", hauchte ich beeindruckt.

Es vergingen ein paar Minuten, in denen ich einfach nur die Schönheit der Natur in mir aufsog. Davon war ich so abgelenkt gewesen, dass ich nichtmal merkte, wie Harry die ganze Zeit nur mich anstarrte. 

"Ich liebe dich."

Mein Körper erstarrte, meine Hände wurden schwitzig und mein Herz fing an zu rasen. Mein Blick war weiterhin geradeaus gerichtet. Hatte ich mir das eingebildet? Vielleicht konnte ich die Worte einfach ignorieren und so tun, als hätte ich es nicht gehört. Aber ich wollte es nicht ignorieren und deswegen landete mein Blick direkt in Harrys Augen. 

Ich starrte ihn einfach nur an. So lange, bis der Ausdruck in seinen Augen langsam immer mehr an Kraft verlor.

"Ich glaube, ich liebe dich auch", sprach ich, ohne es wirklich kontrollieren zu können.

Mein Kopf war leer, ich hörte nur das Pochen meines Herzens. 

Harry legte seine Hand mit einer sanften Bewegung an meine Wange und ich sah das hoffnungsvolle Funkeln in seinen Augen wieder aufblitzen. 

Wir küssten uns und in der Sekunde, in der sich unsere Lippen trafen, war ich mir sicher.

"Nein, ich weiß es", hauchte ich, unsere Gesichter nur wenige Millimeter voneinander entfernt. "Ich liebe dich."

Auch, wenn ich es vorher noch nie verspürt hatte; ich war mir sicher, dass sich Liebe so anfühlte. Und ich war mir sicher, dass Harry der Richtige war. 

Wir küssten uns erneut. Und dann nochmal. So lange, bis wir in der Wiese lagen, unsere Wangen pink gefärbt und unsere Lippen angeschwollen waren. Es war einfach perfekt.

"Wir müssen es aber Jayden sagen", äußerte Harry. 

Erst war ich leicht verärgert, dass er diesen schönen und glücklichen Moment mit so einem Thema ruinierte. Aber ich wusste auch, dass er auf jeden Fall recht hatte. Deswegen nickte ich zustimmend. 

"Ich bin bereit dazu", offenbarte ich. 

Jetzt waren wir an einem Punkt angekommen, wo wir es nicht mehr verheimlichen konnten und ehrlich gestanden, wollte ich es auch nicht mehr. Ich wollte der ganzen Welt nun zeigen können, dass ich mit Harry zusammen war und wir uns liebten. Wow, das klang immer noch so ungewohnt. Es machte mir auch weiterhin ziemlich Angst. 

"Wir schaffen das", versicherte Harry mir und drückte einen Kuss auf meine Stirn.  

Ich glaubte ihm, dass wir es schaffen würden. Aber ich wusste trotzdem, dass da noch so einiges auf uns zukommen würde. 



unexpected love || h.sWhere stories live. Discover now