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"Was machst du denn hier?"

"Hallo, Schwesterherz. Ich freue mich auch dich zu sehen", entgegnete Jayden mir mit einem Augenrollen. Er nahm mir meinen Rucksack ab, während ich mich von Sydney verabschiedete. "Ich wollte einfach nur meine kleine Schwester von der Schule abholen."

"Du hast mich noch nie von der Schule abgeholt", erinnerte ich ihn mit skeptisch angehobener Augenbraue.

Wir liefen gemeinsam zu seinem Auto, das auf der anderen Straßenseite der Schule geparkt war. Ich fühlte mich wie eine berühmte Person, die von ihrem Bodyguard höchstpersönlich vom Gelände eskortiert wurde.

"Lass es mich doch einfach wieder gutmachen, dass ich in den letzten Wochen so fies zu dir war", seufzte Jayden, während er meinen Rucksack achtlos auf die Rückbank war. Danach stieg er auf der Fahrerseite ein und machte es sich auf dem Sitz neben mir bequem.

Es verschlug mir ehrlich gesagt ein wenig die Sprache, dass er anscheinend tatsächlich sein Verhalten der letzten Wochen bereute und so langsam wieder mein Bruder zum Vorschein kam, mit dem ich aufgewachsen war. Der Bruder, der mich vor allem beschützte und immer sicher ging, dass ich wohlauf war und ganz wichtig – auf den ich immer zählen konnte. Aber dann kam mir wieder das Video in den Sinn und augenblicklich verdüsterte sich meine Miene. "Du bist nur hier, weil du ein schlechtes Gewissen hast wegen des Videos."

Jayden warf einen kurzen Blick zu mir rüber und fuhr dann auf die Straße. "Welches Video meinst du?", versuchte er einen auf ahnungslos zu machen.

"Sydney hat mir alles erzählt also spar dir die Lügen."

Mein Bruder ließ einen lauten Seufzer raus und tippte mit seinen Fingern auf dem Lenkrad rum. "Sie sollte dir doch nichts erzählen", murmelte er. "Ich wollte nur sicher gehen, dass es dir gut geht, falls du dir dumme Sprüche anhören musstest."

"Keine Sorge, mich hat niemand auf das Video angesprochen", versicherte ich ihm mit einem bissigen Unterton. "Aber wenn mich jemand angesprochen hätte, dann wäre ich gerne drauf vorbereitet gewesen. Es ist scheiße, dass ihr mir das verheimlicht habt!"

"Du wärst gar nicht erst zur Schule gegangen, wenn du es gewusst hättest", stellte er fest und damit lag er auch komplett richtig.

"Weißt du doch nicht", murmelte ich eingeschnappt, während ich mit böser Miene aus dem Fenster starrte.

Für einige Minuten schwiegen wir. Ich beobachtete eine Frau, die an einer roten Ampel in dem Auto neben uns saß. Sie wirkte gestresst und war gerade dabei, ihre Haare mit einer Klammer hochzustecken. Als es wieder grün wurde, hingen ihr ein paar wilde Strähnen ins Gesicht und vor sich hin fluchend, fuhr sie schließlich davon. In solchen Momenten wurde mir bewusst, dass wir alle unseren eigenen Kampf hatten, dem wir uns stellen mussten. Und es mag absurd klingen, aber es beruhigte mich zu wissen, dass nicht nur ich einen schlechten Tag hatte - ich fühlte mich weniger einsam.

"Es tut mir leid, okay?" Ich erwachte aus meinen Gedanken und schaute rüber zu Jayden. "Aber ich bin extra gekommen, um auf dich aufzupassen."

"Wenigstens etwas."

Wir kamen bei uns Zuhause an und stiegen aus dem Auto aus.

"Immerhin bin ich da. Harry hat es anscheinend nicht interessiert." Jayden lachte spottend auf und schloss die Haustür auf.

Ich verdrehte meine Augen. In der einen Sekunde entschuldigte er sich und in der nächsten witterte er wieder gegen Harry.

"Wollten wir uns nicht alle wieder versöhnen?", fragte ich und folgte meinem Bruder ins Haus.

Er drehte sich zu mir um, hob eine Augenbraue und schüttelte bestimmend den Kopf. "Du bist meine kleine Schwester - jung und naiv. Harry hat dich um den Finger gewickelt, dafür konntest du nichts. Das ist jetzt auch nicht böse gemeint, es ist nun mal so - wir haben uns genug gestritten in den letzten Wochen. Aber Harry verzeihe ich das nicht so schnell."

Mir klappte der Mund auf, aber es kamen keine Worte raus, denn ich war sprachlos. Mein Bruder ließ keine Gelegenheit aus, um immer wieder meine Beziehung schlecht zu reden. Er war kein Fan von uns, das wusste mittlerweile jeder, aber musste er das dann auch immer wieder betonen? Irgendwann reichte es doch mal. Und dass er nun so schlecht von Harry sprach, machte mich noch wütender. Dann sollte er doch lieber wieder sauer auf mich sein.

"Sag mal, Jayden", sprach ich ihn in einem ruhigen Ton an. "Denkst du immer noch, dass Harry es nicht ernst mit mir meint?"

Er öffnete gerade seine Lippen und wollte zu einer Antwort ansetzen, als es plötzlich an der Haustür klingelte. Da wir immer noch im Eingangsbereich standen, musste ich mich nur kurz umdrehen, um die Tür zu öffnen. Zum Vorschein kam Harry, der mich mit einem irritierten Ausdruck musterte.

"Ich habe die ganze Zeit vor der Schule auf dich gewartet, weil ich dich abholen wollte. Du bist auch nicht an dein Handy gegangen - ist alles okay?", fragte er besorgt.

Langsam drehte ich mich zu Jayden zurück und wollte ihm schon ein "Ha!" ins Gesicht schreien, da Harry sich wohl für mich interessierte und mich auch von der Schule abholen wollte. Aber mein Bruder schaute gar nicht erst zu mir - seine Augen waren auf Harry gerichtet.

"Ja, ich denke immer noch, dass er dich nur für seine Bedürfnisse ausnutzt und keine ernsten Absichten hat."

Entgeistert starrte ich Jayden an. War das sein Ernst?! Ich dachte, wir wären auf dem Weg der Versöhnung gewesen und dann haute er so etwas raus? Da ich eine Eskalation vermeiden wollte, überlegte ich nicht lange und handelte schnell.

"Du bist unmöglich", schimpfte ich wütend.

Ich gab Harry gar nicht erst die Möglichkeit zu reagieren, denn ich drückte ihn wieder nach draußen und schloss hinter uns die Haustüre. Er wollte sich wieder an mir vorbeidrücken, doch ich legte meine Hände auf seine Arme, um diese fest an seine Seiten zu drücken. Seine Nasenflügel bebten vor Wut, während er weiterhin auf die Tür starrte.

"Was sollte das?", wollte er aufgebracht wissen.

"Ich weiß es nicht", schüttelte ich seufzend meinen Kopf. "Jayden hat dich schlecht geredet, weil du mich nicht von der Schule abgeholt hast."

"Aber ich habe auf dich gewartet - ich wollte dich abholen." Als ich merkte, dass Harry sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, nahm ich seine Hand und lief mit ihm rüber zu seinem Haus. "Wie soll ich ihm denn klar machen, dass ich dich verdammt nochmal liebe?"

"Ich weiß es nicht", seufzte ich. "Aber mir kannst du das klar machen, indem du ehrlich zu mir bist und mit mir redest, anstatt mein Handy einfach auszuschalten." Harry blieb stehen und blickte mich fragend an. "Du musst jetzt nicht so überrascht tun. Ich weiß von dem Video und ich bin echt sauer auf euch drei, aber vor allem bin ich enttäuscht von dir."

Harry entschuldigte sich bei mir - genauso wie es Sydney und Jayden zuvor auch schon getan hatten. Ich war gekrängt, aber hatte auch keinen Nerv mich nun mit allen zu streiten, weshalb ich beschloss, die Sache einfach zu vergessen.

"Wurdest du oft drauf angesprochen?", wollte Harry besorgt wissen.

Ich schüttelte meinen Kopf. "Mich hat niemand angesprochen - zumindest nicht auf das Video. Die Leute waren viel interessierter an meinem neuen Freund." Er runzelte die Stirn und deutete mir damit, dass ich fortfahren sollte. "Es sind anscheinend einige überrascht, dass ausgerechnet ich jetzt mit dir zusammen bin."

"Tja, die sind alle neidisch, weil das wunderschönste Mädchen der Schule - nein, des gesamten Universums - sich für mich entschieden hat." Harry grinste und ich wollte schon etwas gegen diese Aussage erwidern, aber er brachte mich durch einen Kuss zum Schweigen.


sorry, dass es so lange gedauert hat :( bin momentan einfach nicht so kreativ haha

unexpected love || h.sWhere stories live. Discover now