22

700 26 0
                                    

Weinend schloss ich unsere Haustür auf und konnte einfach nicht aufhören, an den Streit mit Harry zu denken. Mir war es sogar egal, dass meine Familie Zuhause war und mich so sehen konnte. Ich fühlte mich einfach nur schrecklich und dumm. Noch nie war ich so verzweifelt gewesen.

„Was ist los, Prinzessin?", fragte mein Dad ganz schockiert, als er mich verheult im Flur stehen sah.

Das machte die ganze Sache um einiges schlimmer und sorgte für noch mehr Tränen.

„Hattest du Streit mit deinen Freundinnen? Hat dich jemand verletzt?", hakte er besorgt nach.

Beruhigend legte er seine Hand auf meinen Rücken und versuchte mir Komfort zu geben.

„Ich habe alles kaputt gemacht. Er hasst mich", schluchzte ich.

Im Nachhinein tat es mir echt leid, dass ich meinen Dad in so eine Situation brachte. Er war mehr als überfordert mit mir. Immerhin dachten meine Eltern ja auch, ich wäre mit Sydney und Ava unterwegs gewesen.

„Carol?", rief er panisch nach meiner Mom. „Wir brauchen dich dringend."

Meine Mom trat in den Flur und riss die Augen auf, als sie mich dort stehen sah.

„Was ist passiert?!"

„Ich glaube, es ist ein Jungs-Notfall", sagte Dad und flüchtete ins Wohnzimmer.

Meine Mom brachte mich in die Küche, wir setzten uns an den Tisch und für ein paar Sekunden schwiegen wir. In der Zeit versuchte ich, mich ein wenig zu beruhigen

„Du warst heute Abend bei einem Jungen und nicht bei deiner Freundin?", fragte sie vorsichtig nach.

Ich nickte.

„Habe ich es mir doch gedacht", grinste sie. „Mütter haben sowas im Gefühl."

„Das hilft mir jetzt überhaupt nicht", grummelte ich böse.

Wäre ich mal lieber zu Sydney gegangen, die hätte mich wenigsten ernst genommen.

„Tut mir leid, Schätzchen", entschuldigte sie sich und nahm meine Hände. „Was ist denn passiert? Hat er etwas getan, was du nicht wolltest?"

Sofort schüttelte ich hastig meinen Kopf. Sowas würde Harry niemals tun.

„Das Problem bin ich. Ich habe alles kaputt gemacht, weil ich so dumm bin..."

Ich musste immer wieder daran denken, wie verletzt Harry gewesen war und wie er mich plötzlich ganz anders anschaute als sonst. Er war bereit, sich auf das mit uns komplett einzulassen, aber ich musste mich ja mal wieder von meinen negativen Gedanken leiten lassen. Wie schafften andere Menschen es nur, den Verstand auszuschalten und komplett auf ihr Herz zu hören?

„Vielleicht kannst du mir ja die ganze Geschichte erzählen? Damit ich verstehen kann, was passiert ist", schlug Mom vor.

Kurz überlegte ich, ob ich ihr wirklich davon erzählen sollte. Aber eigentlich war es ja eh schon zu spät, sie wusste bereits, dass es um einen Jungen ging. Also erzählte ich ihr von dem Fußballspiel, wo ich mit ihm war, die Party, wo ich bei ihm geschlafen hatte, unserem Picknick, dem Tag am See, wo er mich zum ersten Mal küsste und schließlich von dem heutigen Abend. Ich erzählte ihr, wie er mir immer zuhörte und für mich da war, wie er sich Mühe gab und mich glücklich machte. Aber ich erwähnte kein einziges Mal Harrys Namen.

„Das scheint ein echt besonderer Junge zu sein", lächelte Mom sanft und Gott, sie hatte so recht. „Aber warum bist du dann so traurig?"

Diese Frage traf mich total und ließ mich für einen Augenblick in Schweigen verharren.

unexpected love || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt