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Warum konnte im Leben nicht einmal alles perfekt laufen?

Egal wie super alles gerade noch lief, plötzlich kam ein Hindernis, völlig unangekündigt, und alles ging steil den Bach runter. Auf alles Gute folgte etwas Schlechtes. Warum konnte die Periode der Freude nicht einfach konstant verlaufen?

Ich glaubte schon immer an Karma. Aber egal wie sehr ich mich bemühte, ein guter Mensch zu sein, es schien einfach unmöglich. Oft verletzte ich andere Menschen unbewusst, ohne überhaupt die Absicht dazu zu haben. Leider wurde mir das meistens erst viel zu spät bewusst und darauf folgte dann mein Karma.

Aber hatte ich es wirklich verdient, von meinem Bruder nun so sehr gehasst zu werden?

Natürlich konnte ich verstehen, dass er sauer und enttäuscht war. Jedoch redete er kein Wort mit mir und zuhören wollte er erst recht nicht. Dabei wollte ich doch nur die Chance haben, mich erklären zu können.

Es klopfte an meiner Tür, aber ich regte mich nicht.

Ich lag auf meinem Bett, mein Kopf in den Kissen vergraben. Im Hintergrund lief eine Playlist mit traurigen Liedern, damit ich mich noch schlechter fühlen konnte. Und so lag ich dort schon, seitdem Jayden mich im Wohnzimmer sitzen ließ.

"Was ist das denn für eine Trauerstimmung hier?", hörte ich die Stimme meiner besten Freundin.

Die Musik verstummte. Ich lag weiterhin reglos auf meinem Bett.

"Die ganze Situation ist ziemlich beschissen, aber du wirst jetzt nicht in Selbstmitleid versinken."

Kurz nachdem sie das gesagt hatte, hörte ich einen Korken knallen. Mein Kopf hob sich augenblicklich vom Kissen und ich schaute zu Sydney, die mitten in meinem Zimmer mit einer Sektflasche in der Hand stand.

"Was wird das?", wollte ich skeptisch wissen.

"Alkohol hilft am besten bei Kummer", zuckte sie nur mit den Schultern und nahm einen großen Schluck aus der Flasche.

"Warum trinkst du dann?", fragte ich amüsiert.

"Ich bin traurig, weil du traurig bist."

Mir entwich ein leises Lachen und ich setzte mich auf. Sydney reichte mir die Flasche und ich nahm ebenfalls einen ordentlichen Schluck. Zwar hing mir die letzte Nacht immer noch in den Knochen und eigentlich hatte ich keine Lust wieder zu trinken, aber sie hatte Recht. Ich fühlte mich echt mies und der Alkohol konnte mir wenigstens etwas Leid für eine kurze Zeit abnehmen.

"Warum bist du überhaupt hier?"

Mit einem fragenden Blick schaute ich wieder zu Sydney, die mittlerweile vor meinem Spiegel stand. Sie hielt sich ein schwarzes Top von mir vor den Körper und betrachtete grübelnd ihr Spiegelbild.

"Du hast nicht auf meine Nachrichten geantwortet", erklärte sie und legte das Top wieder zur Seite. "Ich habe mir Sorgen gemacht und wollte sicher gehen, dass es dir gut geht."

Den ganzen Tag hatte ich mein Handy gemieden. Ich wollte einfach meine Ruhe haben und nicht auf irgendwelche Fragen antworten müssen. Schließlich hatten alle gestern die Auseinandersetzung mitbekommen.

"Mir geht es gut", versicherte ich ihr.

Sydney schaute zu mir rüber und ihr Gesicht zeigte mir, dass sie mir kein Wort glaubte. Seiner besten Freundin konnte man eben nichts vormachen.

"Das was gestern passiert ist, war ganz schön krass."

Sie setzte sich zu mir auf das Bett und legte einfühlsam ihre Hand auf meinen Oberarm.

unexpected love || h.sDove le storie prendono vita. Scoprilo ora