1. Elizabeth Mei Umino

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Es war Schuljahresbeginn. Viele Mädchen und Jungen liefen mit ihrer schwarzen Uniform und einem Koffer den Hügel hinauf. Die Kirschblüten wehten im Wind und ihre pinken Blätter waren in den Strassen verteilt. Einige wurden mit dem Auto nach oben gefahren. Die Morgensonne strahlte und man hörte das Gelächter und Gekicher verschiedener Schüler. Jeder war aufgeregt, immerhin war es ihr erstes Mal an der Cross Academy. Eine Privatschule für gebildete Jungen und Mädchen.

In einem schwarzen Auto fuhr ein junges Mädchen mit. Auch sie trug ihre schwarze Uniform und hielt die Broschüre der Akademie in der Hand. "Die Nightclass, eine Klasse die abends Unterricht hat. Nur hochintelligenten Schülern die einen Eignungstest bestanden haben, ist es erlaubt in diese Klasse einzutreten", murmelte die Braunhaarige vor sich hin. Ihr Fahrer hörte, was sie gemurmelt hat und sagte "Ach da fällt mir ein Fräulein Elizabeth, die Nightclass soll aus sehr attraktiven jungen Frauen und Männer bestehen. Ich hab von einer Bekannten gehört, dass jeder aus der Dayclass die Schüler aus der Nightclass vergöttern. Es gibt sowas wie den Übergang. Dort kann man die Schüler sehen und ein bisschen Kontakt mit ihnen aufbauen. Vielleicht haben sie Glück und sie werden von einem beachtet, klingt doch aufregend oder nicht?" "Wie oft den noch, Daisuke. Nenn mich bitte Lizzy, ich mag den Namen Elizabeth nicht, der klingt so hoch gestochen", bat Lizzy ihren Fahrer vergebens. "Aber natürlich. Es tut mir leid, Fräulein Lizzy", entschuldigte sich Daisuke sofort. "Ich mach mir da keine grossen Hoffnungen. Ich will einfach nur meine drei Jahre hier hinter mich bringen und einfach nicht gross auffallen. Wenn ich mir nur ausmale, was passieren wird, wenn ich mit der Nightclass in Kontakt komme und was die anderen Schüler, dann mit mir anstellen würden, kommt mir schon das Grauen. Du weisst doch, wie skrupellos die Schüler in meinem Alter sind. Ich halt mich aus der Sache lieber fern", erläuterte Lizzy ihre Gedanken. Daisuke nickte stolz und meinte "Wie ich es von ihnen erwartet habe, mein Fräulein. So bescheiden wie eh und je. Dass haben sie bestimmt von ihrem Vater. Äusserlich kommen sie ganz nach ihrer Mutter. Die schönen, langen, seidenen braunen Haare, die hellbraunen Augen und die süsse Stupsnase. Einzig allein ihre Brille kann ich mir nicht erklären. Früher konnten sie immer so gut sehen, aber plötzlich nahm ihre Sehstärke ab." "Das ist der Lauf des Lebens, Daisuke. Man weiss nie, was einen erwartet", murmelte Lizzy.

Das Auto kam zum Stillstand. Lizzy sah das grosse Tor und wie schon bereits ältere Schüler aus älteren Jahrgängen bereitstanden, um die Neuen zu begrüssen. Alles sah sehr freundlich und offen aus. Daisuke öffnete die Tür für Lizzy, welche ohne weiteres ausstieg. Ihr Bediensteter holte ihren Koffer aus dem Kofferraum. "Vielen Dank, Daisuke. Du bist wie immer eine grosse Hilfe für mich", bedankte sich die Braunhaarige und schenkte ihm ein leichtes Lächeln. "Immer wieder gerne, mein Fräulein. Ich kann es nur kaum glauben, wie gross sie geworden sind und jetzt verlassen sie ihr Elternhaus für eine so lange Zeit, dass wir sie alle bereits jetzt schon vermissen", erzählte Daisuke. Der Fahrer schwelgte in Erinnerungen von der kleinen Lizzy, wie sie früher immer wieder zusammen Ball gespielt haben oder verstecken. Die Zeit verging so schnell und er liebte es Lizzy beim Aufwachsen zuzusehen. Es fühlte sich für ihn an, wie als wäre sie seine eigene Tochter. "Keine Sorge, Daisuke. Ich werde bestimmt schneller zu Hause sein, als du und die anderen denken. Immerhin werden meine Eltern bestimmt häufig ihre Soirées abhalten und sie wollen doch ihre Tochter immer dabei haben", versuchte Lizzy ihren Bediensteten ein bisschen Hoffnung zu geben.

Die Schüler, welche an ihnen vorbei liefen, starrten die junge Lizzy mit grossen Augen an. Sie sah aus wie eine Puppe, als sei sie nicht real. Ihre blasse, weiche Haut strahlte in der Sonne und ihre Augen strahlten eine Gutmütigkeit aus, die es heutzutage kaum gab. Ihr langes, seidenes Haar sah sehr gepflegt aus. Die Mädchen sahen sie alle mit missbilligenden Blicken an und tuschelten miteinander. Die Wörter eingebildete Zicke, hochnäsig und verwöhntes Gör fielen. Lizzy entging dies nicht. <<Ich glaube kaum, dass ich mir hier gross Freunde machen werde, aber jemand wird es bestimmt geben, die mich mag. Es muss einfach jemanden geben>> Das junge Mädchen nahm ihren Koffer, verabschiedete sich von Daisuke und lief zum Tor. Hier solle sie warten auf einen Schüler, welcher sie herumführen soll. Ein grosser Junge mit silbernen Haaren und fliederfarbenen Augen kam auf sie zu. "Bist du Elizabeth Mei Umino?", fragte er kalt. Sie nickte und sagte "Nenn mich einfach nur Lizzy bitte, der ganze Name klingt so überheblich." Er nickte nur und meinte "Ich bin Zero Kiryu Vertrauensschüler. Komm mit. Ich bring dich zu deinem Zimmer und danach zur Aula. Dort werden dir unsere Regel erklärt." Aus seiner Stimme konnte man heraushören, wie genervt er war. Lizzy entschied sich, ihm keine weiteren Fragen zu stellen, da es ihr unangebracht vorkam. Während sie zu ihrem Zimmer liefen, konnte Lizzy sich nicht davon abbringen den junge Zero von der Seite zu mustern. Er war anders, das merkte sie sofort. Diese Aura, die ihn umgab, war eine ganz andere, als die von normalem Schüler. An seinem harten und kalten Blick konnte man erkennen, dass er irgendwas in seinem Leben durchmachen musste, um so gucken zu können. Dass das Mädchen ihn musterte, entging dem Blick von Zero natürlich nicht, aber er hatte keine Lust eine Konversation mit ihr aufzubauen, auch wenn sie vernünftiger zu scheinen sei, als die anderen Mädchen. Sowas machte Lizzy neugierig, sie wollte unbedingt mehr über diesen Jungen erfahren, jedoch riss sie sich am Riemen. Man fragte keine persönlichen Fragen, wenn man sich zum ersten Mal kennenlernte. Ausserdem bezweifelte das junge Mädchen, dass er Freude daran hätte ausgequetscht zu werden. Viele Schüler gingen bei Seite als die beiden sie streiften. <<Er hat wohl nicht viele Freunde>>

Verlorene SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt