love reigns

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„Wahre Liebe fordert nicht, sie gibt. Sie ist ein Entgegenkommen, ein Geben, aber auch ein Annehmen. Wahre Liebe ergreift nicht Besitz, sondern gibt Freiheit."
~ Marie von Ebner-Eschenbach



D E X T E R

"Hör auf zu reden", unterbrach Spencer mich und ich verstummte automatisch und sah ihn unsicher an. Doch entgegen meiner Befürchtung verließ er nicht den Raum oder sagte, dass er mir keine Chance mehr gab, sondern beugte sich zu mir und legte seine wunderbar weichen Lippen auf meine. Der Kuss fühlte sich an, als ob ich endlich wieder Luft holen könnte. Meine Hand wanderte zu Spencers Wange, während er seine in meinen Nacken gelegt hatte. Um uns herum hätte die Welt untergehen können und wir hätten es nicht gemerkt, denn in diesem Moment gab es nur uns zwei und diesen Kuss, der so viel mehr war, als ein Kuss. Es waren eine Entschuldigung, eine Vergebung und ein Versprechen und die Gewissheit, dass wir von vorne anfangen würden, zauberte mir ein breites Lächeln auf die Lippen. Ich wusste nicht, ob eine Ewigkeit oder nur wenige Sekunden vergangen waren, als wir uns voneinander lösten, aber es war mir egal. Nur Spencer zählte, der mich verschmitzt anlächelte und mir sanft über die Wange strich. "Die Zeiten, als wir nicht wussten, wo du bist, waren die schlimmsten meines Lebens. Ohne dich fehlt ein Teil von mir, ein wichtiger Teil. Ein Teil, den ich nie wieder abgeben möchte." Er küsste mich erneut und es war, als ob sich alles perfekt zusammenfügen würde. Erst das Klopfen an der Tür riss uns aus unserer Zweisamkeit. "Herein!", rief ich schmunzelnd, weil ich bereits ahnte, wer da draußen stand. Als Erster streckte Morgan seinen Kopf herein, hinter ihm folgten Garcia, JJ, Hotch, Rossi und Lexie. Letztere hatte ein breites Grinsen auf den Lippen und ich vermutete, dass sie die letzten Minuten aufgeregt hinter der Tür gestanden und gelauscht hatte. "Hey du Langschläferin", begrüßte JJ mich lächelnd und zog mich vorsichtig in ihre Arme. Die anderen taten es ihr gleich, dann räusperte Hotch sich. "Hat der Arzt dir schon gesagt, wie die Prognose aussieht?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Aber so wie ich mich fühle, muss ich wohl noch ein wenig hierbleiben. Und wie lief es bei euch so ohne mich? Irgendwelche spannenden Fälle?" "Das ist so typisch", stellte Rossi schmunzelnd fest, "Du denkst sofort wieder an die Arbeit." Ich erwiderte sein Grinsen, dann begann JJ ein wenig von den letzten Fällen zu erzählen. Als sie fertig war herrschte Stille, bis ich mich unsicher räusperte. "Was ist mit Charles?" "Er liegt noch in der Pathologie", antwortete Morgan und ich sah ihn verwirrt an. "Wieso?" Ich sah, dass mein bester Freund hart schluckte. "Er hat keine Angehörigen außer Lexie. Und du bist ihr gesetzlicher Vormund, deshalb musst du entscheiden, was als nächstes passieren soll." Sprachlos sah ich Morgan an. Die Informationen, die er mir gerade gegeben hatte, sickerten nur langsam zu mir durch, dann fiel mein Blick auf Lexie. Sie wirkte ebenso fassungslos, anscheinend hatten die anderen ihr noch nichts davon erzählt. Jetzt mischte sich Hotch ins Gespräch ein. "Diese Entscheidung eilt nicht. Du wirst jetzt erstmal wieder ganz gesund und alles andere findet sich dann schon irgendwie." Ich nickte schwach und schloss für einen Moment meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, sah Spencer mich besorgt an. "Bist du müde? Sollen wir gehen, damit du schlafen kannst?" Ich nickte und unterdrückte ein Gähnen. Das war irgendwie alles zu viel auf einmal gewesen heute. "Ich bleib hier und schreibe euch, falls irgendwas ist", murmelte Lexie, aber ich schüttelte den Kopf. "Nein mein Schatz, du fährst bitte wieder mit zu Spencer und schläfst auch eine Runde. Du siehst aus, als ob du es dringend gebrauchen könntest." Meine Tochter öffnete den Mund, um mir zu widersprechen, aber ich hielt sie davon ab, indem ich die Hand hob und sie entschlossen ansah. "Ich diskutiere das nicht mit dir. Du ruhst dich aus und kommst morgen wieder." Lexie seufzte und nickte dann. "Na gut, Mum. Aber wenn irgendwas ist-" "Dann erfährst du es, keine Sorge. Jetzt gib mir einen Kuss und hau ab", forderte ich sie schmunzelnd auf, woraufhin sie zu mir lief, mich umarmte und mir einen Kuss auf die Wange gab. Ich zog sie fest an mich und küsste sie sanft auf den Scheitel, dann strich ich ihr einmal durchs Haar. "Ich weiß, dass du nicht schlafen willst", flüsterte ich ihr ins Ohr, sodass nur sie es hörte, "weil du dann von Charles träumst. Aber er ist tot. Er kann dir nichts mehr tun, es ist vorbei. Ab jetzt können wir ohne Angst leben, okay?" Ich spürte, dass sie leicht nickte. "Okay." Mit einem traurigen Lächeln ließ ich sie los und sah dann in die Runde. "Für euch gilt dasselbe. Haut ab und kommt erst morgen wieder. Ich lebe, es ist alles okay." "Also schön. Sollen wir dir morgen irgendwas mitbringen?", erkundigte JJ sich und ich nickte. "Ein paar Sachen von zu Hause wären super. Klamotten und sowas." "Alles klar, ich kümmere mich drum." "Danke. Morgan, könntest du noch ganz kurz hierbleiben?" Klar." Die anderen verabschiedeten sich und verließen das Zimmer, nur mein bester Freund blieb neben meinem Bett stehen. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich drauf, dann schaute er mich fragend an. "Was kann ich für dich tun, Jess?" "Ich möchte, dass du die Nummer meiner Eltern rausfindest. Ich hab seit Jahren nicht mit ihnen geredet, aber jetzt hab ich das Gefühl, dass ich ihnen unbedingt erzählen muss, dass es mir gut geht." Morgan lächelte schwach und zog sein Handy hervor. "Ich hab mir sowas in der Art schon gedacht, deshalb hab ich Garcia vorletzte Woche gebeten, mir die Nummer rauszusuchen." Überrascht sah ich ihn an. "Du hast sie schon hier? Ich- ich könnte sie- jetzt einfach direkt- direkt anrufen?" Morgan nickte und ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Stumm streckte ich die Hand nach seinem Handy aus und er reichte es mir. Kurz zögerte ich, dann drückte ich auf den grünen Hörer und hielt mir das Telefon ans Ohr. Es tutete mehrere Male, dann erklang eine altbekannte und noch immer vertraute Stimme. "Dexter?" "Mum? Ich bins, Jessica." "Jessica, oh mein Liebling!", entfuhr es ihr schluchzend und auch in meinen Augen bildeten sich Tränen, "Wie geht es dir Schätzchen?" "Ich weiß es nicht so richtig, Mum. Ich bin im Krankenhaus. Charles hat mich gefunden und Lexie und mich entführt. Wir haben gekämpft und er hat mich ziemlich schwer verletzt." "Oh Gott. Wie geht es Lexie?" "Nicht wirklich gut. Physisch geht es ihr hervorragend, aber psychisch wird sie noch eine Weile daran zu knabbern haben." Für einen kurzen Moment herrschte Stille, meine Mutter schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte. Also beschloss ich, weiterzureden. "Charles ist tot. Ich hab ihn umgebracht. Hörst du Mum? Er ist tot. Es ist vorbei. Ich hab meinen Dämon umgebracht. Ab jetzt wird alles besser, versprochen. Und ich möchte bei dir und Dad anfangen. Es tut mir so Leid, wie viel Kummer ich euch bereitet habe. Ihr wolltet nur mein Bestes und ich hab euch weggestoßen. Das hattet ihr nicht verdient. Ich hoffe, dass ihr mir irgendwann vergeben könnt. Und wenn es soweit ist, dann würde ich mich unendlich freuen, wenn ihr Lexie und mich in Virginia besuchen würdet. Da wohnen wir seit einer Weile und ich arbeite in Quantico, beim FBI. Und wenn ihr kommt, dann könnt ihr auch Derek wiedersehen. Er arbeitet mit mir zusammen und er würde sich bestimmt auch freuen, euch wiederzusehen. Aber das eilt natürlich nicht, ich weiß ja nicht, wie viel Zeit ihr braucht, bis ihr mir all meine Fehler vergeben könnt." "Oh Jessica", entfuhr es meiner Mutter und sie schluchzte laut, "Wir sind deine Eltern. Wir haben dir längst alles vergeben. Du bist doch unser kleiner Sonnenschein." Die Tränen liefen mir jetzt in Strömen über die Wangen. "Ich liebe dich, Mum." "Ich liebe dich auch mein Schatz. Und ich bin unglaublich froh, dass es dir besser zu gehen scheint. Dein Vater werden direkt den nächsten Flug zu dir buchen, versprochen." "Danke Mum. Danke für alles."

Profile Me (Criminal Minds FF)Where stories live. Discover now