uncovered (1)

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„Es gibt keine Freiheit mehr. Es gibt nur noch verschiedene Abstufungen von Unfreiheit."
~ Giovanni Guareschi


D E X T E R

Ich warf einen letzten Blick auf meine Armbanduhr und straffte die Schultern. "Alles klar, ich sollte langsam los. Maddy wartet wahrscheinlich schon und ich versuche, den Drogen zu entgehen." "Wir haben immer noch nicht rausgefunden, wie sie in deinen Körper gelangt sind, in deinem Magen gab es keine Spur von Drogen, also sei vorsichtig", warnte Morgan mich und ich nickte, wobei ich versuchte, aufmunternd zu lächeln. "Keine Sorge, ich passe auf. Bis nachher." Ein letztes Mal schauten ich in den Spiegel, der vor mir auf dem Tisch stand, dann verließ ich den Konferenzraum, wobei ich mich am Oberarm kratzte. Offensichtlich hatte ich dort einen nervigen Insektenstich, weshalb ich versuchte, den Juckreiz so schnell wie möglich wieder zu ignorieren. Seufzend stieg ich ins Auto und fuhr zum selben Ort, zu dem ich gestern noch völlig unwissend gefahren war. Kaum hatte ich das große Eingangstor passiert, erschien Maddy und strahlte mich an. Ihr Blick fiel schnell auf meinen Rücksitz und ihr Lächeln schrumpfte etwas. "Danielle, wie schön dich wiederzusehen! Wieso hast du denn Sophie nicht mitgebracht?" "Ich dachte, du könntest mir vielleicht heute mal die Kinderbetreuung zeigen, damit ich mich selbst davon überzeugen kann, dass ich meine Tochter hierlassen kann." "Aber natürlich, sehr gerne. Und danach wartet Jacob schon wieder mit einer entspannenden Massage auf dich." Ich erwiderte ihr begeistertes Lächeln und folgte ihr einen Pfad entlang, der zu einem großen Gebäude führte. Mir entging nicht, wie Maddy hektisch, aber so unauffällig wie möglich auf ihrem Handy herumtippte und vermutete, dass sie jemanden warnte, der bei den Kindern war. Ich unterdrückte den Drang loszurennen, um zu verhindern, dass Beweise vernichtet wurden, dann erreichten wir das Gebäude. Höflich hielt Maddy mir die Tür auf und ich schlüpfte hinein. Die Wände waren in einem warmen Gelb gestrichen und an einigen Stellen waren Tiere wie Giraffen und Löwen aufgemalt. Zu beiden Seiten des Ganges gab es mehrere Türen und auf jeder Tür war irgendein Symbol. Ich erkundigte mich bei Maddy danach und sie erklärte mir bereitwillig, dass jedes Symbol für das stand, was in dem Raum stattfand. "Im Raum mit dem Mond auf der Tür können die Kinder schlafen. Er ist extra so konzipiert, dass kaum Geräusche von außerhalb dort drin zu hören sind, damit der Schlaf wirklich erholsam ist. Die Tür mit der Sonne darauf führt nach draußen in unseren Garten, wo es einen riesigen Spielplatz gibt. Das Besteck steht natürlich für den Essensraum, die Räume mit den Tropfen stehen für Toiletten und Waschräume, die Windel kennzeichnet den Ort, wo mehrere Wickeltische stehen. Wir haben hier Kinder jedes Alters und sind auf alles vorbereitet." Ich lächelte und schaute mich weiter um. "Das klingt wirklich toll. Was ist das dahinten für ein Raum? Mit dem Herz auf der Tür?" "Wenn ein Kind unglücklich ist, bringen wir es dort hinein und einige unserer Mitarbeiter nehmen diese Kinder dann einfach in den Arm und die kleineren auch mal auf den Arm, um sie ein wenig zu schaukeln." "Wow, das scheint ja wirklich ein wahres Paradies für Kinder zu sein", bemerkte ich gespielt beeindruckt und Maddy nickte stolz. "Sophie wird es hier lieben, das verspreche ich dir." "Können wir mal in einen der Räume hineinschauen?", erkundigte ich mich und erhielt sofort ein Nicken als Antwort. "Klar. Lass uns doch am besten mal in den Freizeitraum schauen, wo man zum Beispiel malen kann." "Oh, ich hätte mir so gerne mal den Raum mit dem Herz an der Tür angesehen", sagte ich gespielt enttäuscht, aber Maddy blieb konsequent. "Besser nicht, da stören wir nur, genauso wie im Schlafraum. Komm schon, der Freizeitraum wird dir gefallen!" Sie führte mich den Gang entlang zu einer Tür, auf der ein lächelnder Smiley zu sehen war. Wir wollten gerade reingehen, als sich eine andere Tür öffnete. Eine junge Frau hatte ein kleines Mädchen an der Hand, das sich heftig gegen sie wehrte. Die Frau schaute entschuldigend in unsere Richtung und wollte etwas sagen, als das kleine Mädchen den Raum mit dem Herz auf der Tür entdeckte, auf das die beiden zusteuerten. Sie begann zu weinen und sogar leicht zu schreien, doch sie war noch zu klein und brabbelte, weshalb ich nicht sicher sein konnte, was ihr Problem war. Die Frau räusperte sich und hob die Kleine hoch. "Tut mir Leid, sie ist heute einfach nicht gut drauf. Aber wir kriegen das schon wieder hin." Ihre Stimme war sanft und liebevoll und ich wagte kaum mir vorzustellen, dass sie wusste, was in diesen Mauern wahrscheinlich wirklich geschah. Mit dem kreischenden Mädchen auf dem Arm betrat sie den Raum mit dem Herz, dann hörte ich nichts mehr. Vermutlich war der Raum schalldicht. In mir kroch das ungute Gefühl hoch, dass das Mädchen in diesem Raum missbraucht wurde, aber ich hatte von Hotch die klare Anweisung, heute nur zu erkunden. Ich schüttelte leicht den Kopf, um mich wieder auf die Tür vor mir zu konzentrieren und begegnete dem mitfühlenden Blick von Maddy. "Ein weinendes Kind ist immer schlimm, ich weiß." "Hast du auch Kinder?", erkundigte ich mich und Maddy nickte. "Einen Sohn und eine Tochter. Er ist 16 und sie 12." "Bringst du sie immer noch mit hierher?" "Ja, natürlich. Ich wohne hier auf dem Gelände, genauso wie mein Mann und meine Kinder." "Du bist verheiratet? Wieso arbeitest du dann hier? An einem Ort für Alleinerziehende?" "Mein Mann konnte eine Weile nicht bei uns sein und in dieser Zeit ist mir aufgefallen, wie schwer es ist, Kinder alleine aufzuziehen. Es war mir ein Anliegen, solchen Menschen zu helfen. Also kündigten mein Mann und ich unsere alten Jobs, kauften dieses Grundstück und erschufen diese Oase der Entspannung." "Wow, das ist wirklich toll. Kann ich deine Familie irgendwann mal kennenlernen?" "Sicher. Aber jetzt wollten wir uns den Freizeitraum anschauen, erinnerst du dich?" Lächelnd nickte ich. "Natürlich." "Maddy öffnete die vor uns liegende Tür und wir betraten ein großes Zimmer mit bunten Wänden. Kinderlachen erfüllte den Raum und ich schaute mich um. Beim Anblick der vielen glücklichen Gesichter musste ich sofort auch grinsen. Hier schien die Welt in Ordnung zu sein, alle waren glücklich und zufrieden. Selbst als mir ein leicht süßlicher Geruch in die Nase stieg, hörte ich nicht auf zu grinsen, obwohl alle Alarmglocken hätten läuten müssen. "Es ist wundervoll hier", sagte ich versonnen und Maddy stimmte mir lächelnd zu, bevor sie mich an der Hand nahm und wieder aus dem Raum führte. "Na los, deine Massage wartet." Ich nickte und folgte ihr, während ich mich fühlte, als ob ich auf einer Wolke laufen würde. Wir erreichten den Massageraum und Jacob öffnete uns die Tür. Ein großgewachsener, hübscher Mann stand bei ihm und begrüßte uns freundlich. "Guten Tag, du musst Danielle sein. Maddy hat mir schon von dir und deiner Tochter erzählt. Ich bin Sean, ihr Ehemann." "Sehr erfreut, Sean. Du hast richtig geraten, ich bin Danielle. Maddy hat mir auch schon ein wenig von dir erzählt, aber sie hat nicht gesagt, was für einen guten Fang sie da gemacht hat." Wir lachten alle herzlich, dann wurde Sean plötzlich ernst. "Mit dir haben wir aber auch einen guten Fang gemacht, Jessica." Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass mir ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief und blieb in meiner Rolle. "Oh, du musst mich falsch verstanden haben. Ich heiße Danielle, nicht Jessica." Doch Sean blieb ernst und auch Jacob hatte eine todernste Miene aufgesetzt. "Versuch gar nicht erst, uns zu verarschen, Agent Dexter. Du bist aufgeflogen." Bevor ich etwas sagen konnte, spürte ich, wie mir eine Spritze in den Arm gerammt wurde und innerhalb weniger Sekunden verlor ich das Bewusstsein.

Profile Me (Criminal Minds FF)Where stories live. Discover now