a mother's love

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„Gewaltig ist das Mutterherz. Man kann auch, wenn das Kind uns Böses angetan, doch nimmer hassen, was man selbst gebar."
~ Sophokles




D E X T E R

"Bitte beruhigen Sie sich, Mrs Cole. Wir werden alles tun, was wir können, um Ihren Sohn wiederzufinden." Die mit den Nerven völlig fertige Frau vor mir nickte nur schwach und ließ sich von mir auf ein Sofa drücken. Ihr Mann kam gerade zurück und reichte ihr einen Becher mit Wasser, weshalb ich beschloss, dass es in Ordnung war die beiden alleine zu lassen. Schnell lief ich in den Konferenzraum und schaute Hotch durchdringend an. "Wie konnte ich das bloß übersehen?" "Hey, mach dir keine Vorwürfe, Dexter. Wir haben alle nicht daran gedacht und wir wussten auch nicht, dass es genau heute soweit sein würde." Ich schluckte. "Aber wenn wir die Jungen nicht schnell finden, wird er sie töten. Und dann haben wir erst wieder in einem Jahr die Chance, ihn auf frischer Tat zu ertappen." Ich seufzte leise und schaute hinter mich in den Raum, wo die Eltern der verschwundenen Kinder saßen. "Können sie das überstehen? Hält eine Ehe den Verlust eines Kindes wirklich aus?" "Manche Ehen schaffen es, andere zerbrechen. Das Ende einer Ehe bedeutet nicht immer das Ende der Liebe. Es gibt auch Paare, die sich erst trennen müssen, um zu begreifen, dass sie zusammengehören." Ich musterte meinen Chef mit schiefgelegtem Kopf und wusste, dass er an seine eigene Ehe dachte. Für einen kurzen Moment herrschte Stille und ich schaute erneut zu den Eltern. Mein Blick fiel auf Mrs Cole und ich musste an die Worte von Mrs Miller, der Mutter des ermordeten Jeffreys denken. "Für das eigene Kind entwickelt man Bärenkräfte", murmelte ich und begriff im selben Moment, das wir erneut etwas vergessen hatten. "Hotch! Wir sind die ganze Zeit davon ausgegangen, dass der Täter männlich ist und selbst mal ein Kind war, das ein anderes erschießen musste. Aber was ist, wenn wir falsch liegen? Wenn es eine Täterin ist, eine Mutter?" Noch während ich sprach, zog ich mein Handy hervor und rief Garcia an. "Willkommen im Büro der hübschesten Intelligenz der Welt. Was kann ich für Sie tun?" "Du musst bitte etwas für mich suchen. Wir bleiben weiter in dieser Gegend, der Zeitraum bleibt auch derselbe, irgendwann um das heutige Datum herum, aber wir suchen keinen Mann mehr, sondern eine Frau. Sie hat vermutlich ihre beiden Kinder verloren, weil das eine das andere erschossen hat. Wahrscheinlich war sie danach lange in psychischer Behandlung irgendwo anders und konnte erst mit dem Morden anfangen, als sie wieder hier war." "Alles klar, ich durchforste alte Zeitungen und Psychiatrien in der Nähe. Ich melde mich, sobald es was neues gibt." "Danke." Ich legte auf und schaute Hotch hoffnungsvoll an. "Es muss einfach richtig sein." "Rede nochmal mit den Eltern. Es ist etwas Zeit vergangen, wahrscheinlich erinnern sie sich jetzt an mehr." Ich nickte und folgte der Aufforderung meines Chefs. "Mr und Mrs Cole? Wären Sie bereit, mir ein paar Fragen zu beantworten?" "Natürlich." "Okay. Ich möchte das gerne einzeln tun und mit Ihnen anfangen, Mrs Cole. Schließen Sie bitte die Augen und erinnern sich daran, wie Sie Ihren Sohn Jonny das letzte Mal gesehen haben. Was hat er an?" "Eine Jeans. Sie ist schon wieder schmutzig, weil er herumgetobt hat. Auch auf seinem T-Shirt sind Grasflecken und ich bin sauer, freue mich aber auch, dass er laut lacht." "Bitte schauen Sie jetzt an Jonny vorbei. Was sehen Sie?" "Ein Auto, ein wenig entfernt. Ich glaube, dass ich es schonmal gesehen habe." "Wie sieht es aus?" "Ein Familienauto, relativ groß, die Marke kann ich nicht erkennen. Die Farbe ist irgendwo zwischen gold und beige." "Wie lautet das Kennzeichen?" "Ich kann es nicht erkennen, es ist ganz verdreckt. Das wundert mich, weil die Frau am Steuer nicht wie jemand aussieht, der mit einem dreckigen Kennzeichen herumfährt." "Wie kommen Sie darauf?" "Na ja, sie hat eine hübsche Sonnenbrille auf, die Haare sind gepflegt und sie trägt eine Bluse und ein Halstuch. Sie sieht aus wie eine Frau, die nicht arm ist." "Welche Farbe haben ihre Haare?" "Schwarz. Sie sind ganz glatt, aber die vordersten Strähnen sind nach hinten gesteckt." "Fällt Ihnen sonst noch etwas auf?" "Nein, tut mir Leid." "Okay, dann können Sie Ihre Augen jetzt gerne wieder öffnen. Das haben Sie ganz toll gemacht, Mrs Cole. Vielen Dank." Ich stehe auf und ziehe im Laufen mein Handy hervor, um erneut in Quantico anzurufen. "Garcia, ich hab neue Infos. Eine Mutter konnte sich an ein Auto erinnern. Ein großer Wagen, Familienauto, beige bis gold. Und die Frau, die wir suchen, hat schwarzes Haar. Kannst du damit was anfangen?" "Das hoffe ich doch. Einen Moment bitte." Ich nutzte die Pause, um die Technische Analystin im Konferenzraum auf Lautsprecher zu stellen, damit die anderen mithören konnten, die mittlerweile auch wieder da waren. Dann erklang Garcias unzufriedene Stimme. "Es gibt eindeutig zu viele auf die Beschreibung passende Autos und schwarzhaarige Frauen gibt es auch einige." "Wie lang ist die Liste?" "Wenn wir von Autos ausgehen, die auf die Frau selbst zugelassen sind, dann sind es 31. Offensichtlich ist diese komische Farbe ziemlich beliebt." "Okay, wir suchen ein Auto, das ausschließlich auf die Frau zugelassen ist und auf niemand anderen." "Bleiben noch 27." "Die Morde begannen vor vier Jahren, also hat sie das Auto schon mindestens fünf Jahre, da sie immer an einem Jahrestag mordet", schaltete sich jetzt auch Hotch ein." "19 Frauen haben ihr Auto seit mehr als fünf Jahren." "Sie hat es umgemeldet. Vermutlich gab es mal einen Mann in ihrem Leben, den es jetzt nicht mehr gibt, mit dem sie sich zuvor aber das Auto geteilt hat." "Das war gold wert, meine liebe JJ. Es bleiben nur noch vier Frauen übrig. Ich checke, ob sie in psychologischer Behandlung waren und- yes! Ich hab sie, Lorelai Clinton, 47 Jahre alt. Oh, das ist so traurig." "Was ist es Garcia?" "Ich hab hier einen Zeitungsartikel von vor sieben Jahren. Ihr siebenjähriger Sohn Freddie hat seinen älteren Bruder Josh angeschossen, woraufhin ihr Mann ausgerastet ist und in seiner Wut Freddie erschossen hat. Dann hat er im Blutrausch auch Josh erschossen und seine eigene Frau angeschossen. Sie ist halb verblutet ins Krankenhaus gebracht worden, danach musste sie in die Psychiatrie eingewiesen werden, aus der sie vor etwas über vier Jahren entlassen wurde. Ihr Mann wurde bei einer Messerstecherei im Gefängnis wenige Wochen davor getötet. Oh mein Gott. Der Todestag von Freddie und Josh ist heute." "Wir brauchen eine Adresse!" "Sie ist nur auf einen Lagerraum etwas außerhalb gemeldet, ist schon auf euren Handys!" Garcia legte auf und wir rannten aofort nach draußen zu den SUVs und rasten los. Bei unserem Ziel angekommen, schauten wir uns zuerst um, dann hörten wir Schreie und einen Schuss. Sofort liefen wor in die Richtung der Geräusche und fanden den Eingang. Morgan trat die Tür auf und ich ging als Erste hinein, die Waffe im Anschlag. Was ich sah, versetzte meinem Herz einen Stich. Ein Junge lag auf dem Boden, ich erkannte Jonny Cole von den Fotos seiner Eltern, der Kleinere hockte über ihm und versuchte eine starke Blutung zu stoppen. Schnell schaute ich mich um, konnte aber Lorelai Clinton nicht entdecken, weshalb ich schnell meine Waffe einsteckte und mich neben die Jungs hockte. "Hey, alles ist gut, ich bin von der Polizei. Ganz ruhig, ich kümmere mich jetzt um Jonny, okay? Deine Eltern suchen dich schon, Jacob. Wir bringen dich zu ihnen, aber erstmal gehst du bitte zu meiner Freundin JJ." Ich nickte in die Richtung meiner Kollegin, die hinter mir erschienen war, dann konzentrierte ich mich auf den heftig blutenden Jungen vor mir, der vor Schmerz stöhnte, aber kaum noch bei Bewusstsein war. "Hey Jonny, mein Name ist Jessica. Du musst unbedingt wachbleiben, okay? Der Notarzt kommt gleich und dann bekommst du Hilfe und etwas gegen die Schmerzen. Aber du musst durchhalten!" Ich übte weiterhin Druck auf die Wunde aus, aber der Junge sackte immer wieder weg. Als endlich die Sirenen des Krankenwagens erklangen, atmete ich erleichtert aus und übergab Jonny den Sanitätern, ohne ihn jedoch aus den Augen zu lassen. Erst jetzt bemerkte ich meine zitternden Hände und mein heftig pochendes Herz. Während der kleine Junge auf eine Trage gehoben wurde, wanderten meine Gedanken zu Lexie und ohne, dass ich es verhindern konnte, liefen mir stumme Tränen über die Wangen.



Hiermit endet die Lesenacht, denn der neue Tag ist angebrochen. Ich hoffe, die Kapitel haben euch gefallen😊

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