undercover (2)

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„Wenn man von gewissen Sekten hört, glaubt man, sie wären unsinnig, so etwas zu glauben. Aber wenn man mit ihnen bekannt wird, findet man wenigstens Zusammenhang in ihren Irrtümern."
~ Jean Paul

D E X T E R

„Hallo Danielle. Wie schön, dass du hier bist." „Ich freue mich auch. Danke, dass ich herkommen durfte." „Du siehst erschöpft aus." Die rothaarige Frau vor mir sah mich besorgt an und ich nickte, wobei ich mir gespielt müde eine Strähne aus der Stirn wischte. „Meine Tochter raubt mir jeglichen Schlaf." „Wie alt ist sie denn?" „15 Monate." „Oh wow. Hast du Fotos von ihr?" „Na klar." Ich zog das Handy hervor und zeigte Mrs Clint, die mich aufgefordert hatte, sie Maddy zu nennen, unzählige Fotos von meinem angeblichen Kind. „Wie heißt sie denn?" „Sophie." „Ein wundervoller Name. Wieso hast du sie nicht mitgebracht?" „Ich wollte mir erstmal alles hier anschauen, bevor ich sie mitnehme. Außerdem ist sie gerade bei ihrem Vater." „Du klingst nicht begeistert darüber", stellte Maddy sofort fest und legte den Kopf schief, sodass ihre roten Haare auf der einen Seite länger erschienen. Sofort schnaubte ich verächtlich. „Er interessiert sich kein bisschen für Sophie, aber sein neues Flittchen will ein Spielzeug haben und sie liebt es, mit der Kleinen im Kinderwagen zu spazieren und die Blicke der Leute auf sich zu ziehen." „Oh, solche Menschen kann ich gar nicht ausstehen. Aber für heute kannst du es positiv sehen, denn dadurch hast du unbegrenzt Zeit, die du hier verbringen und dich entspannen kannst." Maddy lächelte mich aufmunternd an und ich erwiderte es, dann führte sie mich in einen Raum zu unserer Rechten, wo ein junger Mann stand, der genauso wie die Rothaarige komplett weiß angezogen war. „Das ist Jacob. Er wird dich massieren und danach wird es dir viel, viel besser gehen, glaub mir." „Wie viel kostet das denn? Ich arbeite nur als Kellnerin und Sophies Vater zahlt keinen Unterhalt." „Es kostet 2 Dollar pro Tag, den du hier verbringst. Dafür kannst du alles machen, was du willst." „Wirklich? Aber wie-?" „Mach dir darüber keine Gedanken, Danielle. Genieß es einfach, lass dich fallen und hab Spaß." Maddy zwinkerte mir zu, dann verließ sie den Raum und überließ mich Jacob. Nervös biss ich mir auf die Unterlippe. „Nimm es mir nicht übel Jacob, aber ich mag es nicht so gerne, angefasst zu werden." „Das ist doch kein Problem. Wie wäre es, wenn ich dir nur die Hände und die Arme massiere? Auch das ist sehr wohltuend." Die Art wie er sprach, löste eine Gänsehaut bei mir aus, aber ich nickte, denn ich wollte niemanden misstrauisch machen. „Okay." „Dann setz' dich hier auf die Liege und zieh deine Bluse aus. Möchtest du etwas trinken?" „Ein Wasser bitte." „Mit Zitrone?" „Nein, danke." Ich zog meine Bluse aus und war froh um das Top, das ich darunter trug. Ich schaute mich ein wenig in dem Raum um, konnte aber nichts auffälliges oder hilfreiches finden. Vorsichtig setzte ich mich auf die Liege und kurze Zeit später kam Jacob zurück und reichte mir ein Glas. Ich nahm einen kleinen Schluck, konnte aber nichts Außergewöhnliches schmecken. In einer Sache behielt Jacob Recht, es war tatsächlich entspannend, wenn einem Arme und Hände massiert wurden. Nachdem er das eine halbe Stunde gemacht hatte, führte er mich in ein anderes Zimmer, wo man sich hinlegen und beruhigender Musik lauschen konnte. Doch irgendetwas an dieser Musik machte mich stutzig. Bevor ich mir jedoch weitere Gedanken darüber machen konnte, war ich eingeschlafen.

„Danielle? Aufwachen Darling." Verschlafen blinzelte ich in das gedämpfte Licht und entdeckte Maddy, die sich über mich gebeugt hatte. Kurz musste ich überlegen, um mich zu orientieren, dann fiel mir wieder ein, wo ich war. „Wie viel Uhr ist es?", erkundigte ich mich und Maddy seufzte. „Die erste Frage, die jemand stellt, der noch nicht vollständig entspannt ist. Ich fürchte, du musst dringend wiederkommen, Darling. Es ist fast 6 pm." „Dann sollte ich wohl mal besser los. Vielen Dank für alles." Ich richtete mich von der Liege auf und für einen kurzen Moment drehte sich alles, dann fing ich mich wieder. Maddy begleitete mich zu meinem Auto. „Du kannst gerne jederzeit wiederkommen. Und bring doch Sophie mit, sie wird hier sicherlich gut versorgt und Freunde finden. Zu uns kommen viele alleinerziehende Eltern, um dem Alltag zu entfliehen und sich zu entspannen." Ich lächelte. „Ja, vielleicht mache ich das. Vielen Dank nochmal." Dann stieg ich ins Auto und fuhr davon. Etwa zehn Minuten, nachdem ich das Gelände verlassen hatte, stoppte ich, sprang aus dem Wagen und übergab mich ins Gebüsch. Woher die plötzlich Übelkeit gekommen war, wusste ich nicht, aber mit ihr kehrte auch der Schwindel von vorhin zurück. Da ich mich zu unsicher zum Fahren fühlte, zückte ich mein eigenes Handy und rief Hotch an. „Dexter?" „Ja, ich bin's." „Ein Glück, wir haben uns schon Sorgen gemacht." „Hotch, ich denke ich wurde unter Drogen gesetzt. Kann JJ herkommen und mich abholen? Falls ich noch beobachtet werde, wäre sie am unauffälligsten." „Ich schicke sie sofort los. Garcia wird ihr deine Koordinaten geben. Wie geht's dir?" „Mir ist schwindelig und schlecht und mein Kopf dröhnt etwas. Außerdem fühl' ich mich irgendwie wie in Watte gepackt, alles klingt dumpf." „Hast du etwas herausgefunden?" „Bestimmt, aber ich kann mich an nichts mehr erinnern. Das Letzte, was ich weiß, ist meine Ankunft. Aber ich weiß nichtmal mehr, wie ich in den Raum kam, in dem ich aufgewacht bin." „Wahrscheinlich war das die Absicht der Drogen. Wenn du hier bist, werden wir dir Blut abnehmen lassen." „Alles klar. Bis gleich." Ich legte auf und lehnte mich erschöpft gegen das Auto. Nach wenigen Minuten wurden Motorengeräusche in meiner Nähe lauter und ich sah ein Auto auf mich zukommen. Es hielt an und JJ sprang heraus. Besorgt lief sie auf mich zu. „Hey, Hotch meinte, ich soll dich abholen. Was ist passiert?" „Das klären wir im Auto. Erstmal sollten wir hier weg." „Ich hab eine Polizistin in Zivil dabei, sie wird das Auto hier wegfahren. Du fährst bei mir mit." "Okay, danke." Ich folgte meiner Freundin schwankend zu ihrem Auto und wir fuhren los. Bei der Polizei angekommen, erwarteten Hotch und Spencer mich bereits am Eingang. Obwohl ich mich noch etwas wacklig auf den Beinen fühlte, warf ich Spencer einen unmissverständlichen Blick zu, damit wir nicht aufflogen. Er nickte schwach, sah mich aber weiterhin besorgt an. Ohne es zu wissen, tat Hotch uns einen Gefallen. "Reid, du begleitest Dexter in einen der Verhörräume. Ein Arzt wird gleich da sein." "Alles klar." Spencer stützte mich und kaum war die Tür geschlossen, strich er mir sanft über die Wange und ich schloss beruhigt die Augen. "Du hättest das nicht machen sollen, dieser Undercover-Einsatz ist viel zu gefährlich!" Sofort schüttelte ich leicht den Kopf und kratzte mich am Oberarm, wo es fürchterlich juckte. "Nein, wir müssen diese Sekte stoppen und das so schnell wie möglich. Das verstehst du doch, Spencer." Er seufzte. "Natürlich verstehe ich das. Aber es würde mir besser gehen, wenn nicht du diejenige wärst, die da hingeht." Skeptisch zog ich die Augenbrauen hoch. "Also wäre es dir lieber, wenn deine beste Freundin JJ das macht? Eine andere Frau haben wir nämlich nicht im Team, Garcia sitzt in Quantico, falls du das vergessen haben solltest." Erneut seufzte mein Freund und strich mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. "Du hast Recht. Versprich mir einfach, dass du vorsichtig sein wirst." Ich lächelte ihn liebevoll an und nickte. "Versprochen."

Profile Me (Criminal Minds FF)Where stories live. Discover now