revealed secrets

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Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung.
~ Dietrich Bonhoeffer

D E X T E R

Gedankenverloren betrachtete ich meine Waffe, dann steckte ich sie mit einem leisen Seufzen wieder ins Holster und schaute auf. Ich saß auf einer Bank vor dem Polizeirevier und atmete tief die frische Luft ein. Ich war nicht gerne in geschlossenen Räumen, zu viel Zeit hatte ich damals in einem verbringen müssen. Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Erinnerungen und ich hob sofort ab, als ich den Namen auf dem Display las, gleichzeitig schaute ich mich um, dass auch ja niemand von meinem Team in der Nähe war. Als ich zu sprechen begann, wurde meine Stimme automatisch weicher. "Hey Kleine, wieso rufst du an?" "Ich vermisse dich. Du hast heute morgen gesagt, dass wir uns heute Abend sehen, aber eben meinte Stella, dass du frühstens morgen zurückkommst." "Es tut mir Leid Süße, aber Stella sagt die Wahrheit. Du weißt doch, dass ich heute bei meiner neuen Arbeitsstelle angefangen habe und wir haben ja schon darüber geredet, dass ich öfter mal weg sein werde und dass Stella dann auf dich aufpasst." Lexie seufzte. "Ich weiß, Mum. Aber ich hätte gerne den Abend nach deinem ersten Arbeitstag mit dir zusammen auf dem Sofa verbracht. Heute Abend läuft wieder Gilmore Girls." Ich biss mir auf die Unterlippe. "Ich gebe mein Bestes, dass ich morgen Abend wieder da bin, okay Schatz?" "Ja, ist okay. Tut mir Leid, dass ich während der Arbeit angerufen habe." "Kein Problem, Lexie, du kannst mich jederzeit anrufen, wenn etwas ist. Ich hab dich lieb." "Ich hab dich auch lieb, Mum. Pass auf dich auf und melde dich mal." "Mach ich. Bis hoffentlich morgen." Mit diesen Worten legte ich auf und atmete tief durch. Natürlich hätte ich den Abend auch gerne mit meiner Tochter verbracht, aber es ging eben nicht. Unwillkürlich öffnete ich die Galerie auf meinem Handy und scrollte durch ein paar Bilder von uns. Obwohl sie nicht meine leibliche Tochter war, sah sie mir enorm ähnlich und ich musste automatisch lächeln, als ich ein Foto von ihrem zwölften Geburtstag entdeckte. Kaum zu glauben, dass sie in wenigen Monaten schon 13 werden würde. Wenn ich wieder zu Hause war, mussten wir unbedingt irgendwas dafür planen. Da wir gerade erst hergezogen waren, hatte sie vermutlich noch nicht sehr viele Freunde, aber ich würde ihr diesen besonderen Tag trotzdem versüßen. Ein Räuspern riss mich aus meinen Überlegungen und ich schaute erschrocken auf. Es war Hotch, der sich jetzt neben mich setzte und in Richtung meines Handy nickte. "Deine Tochter?" Ich lächelte schwach und nickte. "Lexie, sie wird bald 13. Wie alt ist Ihr Sohn?" "Du kannst mich ruhig dutzen. Jack ist sieben. Du warst noch ziemlich jung, als Lexie geboren wurde, das war sicher nicht einfach." "Sie ist nicht meine leibliche Tochter, aber ja, ich war 20, als ich sie zu mir genommen habe. Sie ist die Sonne meines Lebens." Ich beobachtete, wie Hotchs Mundwinkel nach oben zuckten. "Es ist wirklich interessant, wie deine Stimme sich verändert, wenn du von ihr sprichst." Ich spannte mich leicht an, denn ich bemerkte erst jetzt, wie weit ich meinem Chef Einblick in meine Gedanken gewährt hatte. Deshalb beschloss ich, schnell das Thema zu wechseln. "Hat Garcia etwas Neues für uns?" Hotch nickte. "Deshalb habe ich dich gesucht. Wir haben eine Idee, was das Motiv des Täters betrifft." "Na dann sollten wir wohl mal besser schnell zu den anderen gehen." Ich erhob mich und ging vor zum Konferenzraum, wo Dr. Reid, Morgan und JJ vor der Pinnwand standen und Agent Rossi am Tisch saß und in einer Akte blätterte. Als Hotch und ich den Raum betraten, drehte Dr. Reid sich sofort zu seinem Chef um. "Wir haben eine Theorie." "Dann lass mal hören." "Garcia hat herausgefunden, dass alle drei Opfer innerhalb der letzten vier Monate mit ihren Kreditkarten in Schwulenbars bezahlt haben. Durch die Gespräche mit den Angehörigen haben wir aber herausgefunden, dass keiner der drei sich offiziell geoutet hatte. Lediglich eine Freundin vom zweiten Opfer wusste, dass er sich im Hinblick auf seine Sexualität schon länger Gedanken gemacht hat. Wir vermuten, dass der Täter auch homosexuell ist und ein Problem damit hat, dass die drei nicht dazu standen." "Also zieht er ihnen die Frauenunterwäsche an, um sie zu outen?", hakte ich nach und Morgan nickte. "Bleiben wir dann trotzdem dabei, dass der Täter im selben Alter wie die Opfer ist?", fragte ich weiter. Agent Rossi schaute mich irritiert an. "Wieso sollten wir diesen Gedanken überdenken?" "Weil ich mir eher vorstellen könnte, dass er älter ist und die Opfer Stellvertreter seines jüngeren Ichs sind. Dann wäre das Motiv die Wut auf sich selbst, dass er sich nicht schon früher geoutet hat. Vielleicht hat er sich auch gar nicht geoutet, sondern lebt unglücklich mit einer Frau zusammen", gab ich zu bedenken. "Er ist in jedem Fall wütend, dass die Opfer sich nicht selbst geoutet haben, soviel steht fest. Ich werde Garcia fragen, ob sie uns die Adresse von den Schwulenbars besorgen kann, dann können wir dort mal nach Kameras schauen", schlug Morgan vor. Hotch nickte. "Sie soll auch schonmal die Mitarbeiter dieser Bars durchgehen. Alles vom Barkeeper bis zum Hausmeister." Morgan griff nach seinem Handy und telefonierte mit Garcia, wobei ich etwas irritiert die Augenbraue hochzog, als er sie mit dem Namen Babygirl begrüßte. JJ grinste mich an und erklärte mir leise, dass die beiden immer so miteinander sprachen, aber kein Paar waren. "Du kannst also noch bei ihm landen", fügte sie hinzu, woraufhin ich sie verwirrt anstarrte. "Komm schon, du kannst mir nicht erzählen, dass da nichts ist. Ihr seid schon heute morgen kurz zusammen verschwunden und außerdem werft ihr euch ständig scheue Blicke zu. Das ist nicht gerade unauffällig." Ich schluckte. "Ich möchte nichts von Morgan. Es ist nur so, dass wir uns kennen." "Echt? Wieso habt ihr nichts gesagt?" "Weil es lang her ist. Seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe, ist eine Ewigkeit vergangen und viel passiert." Ich entfloh dem unangenehmen Gespräch, indem ich mich Morgan zuwandte, der jetzt zu uns zurück kam. "Garcia hat mir zwei Adressen gegeben. Zwei der Opfer waren im selben Club." Hotch nickte. "Du fährst mit Dexter zum einen, JJ und Rossi zum anderen."

Profile Me (Criminal Minds FF)Where stories live. Discover now