Welcome to Boston

1.8K 52 2
                                    

„Der Glaube an eine übernatürliche Quelle des Bösen ist unnötig. Der Mensch allein ist zu jeder möglichen Art des Bösen fähig."

~ Joseph Conrad



D E X T E R

"Dieser Täter ist nicht nur selbstbewusst, sondern narzisstisch. Jedes dieser Opfer war ein gewaltiges Risiko und er hat sie alle einzeln dem Anthrax ausgesetzt, so wie es scheint", stellte Rossi fest und ich nickte zustimmend. "Das können nicht seine ersten Opfer gewesen sein. Er hat mit Sicherheit zuerst zurückhaltender agiert und seine Grenzen ausgetestet", mutmaßte Spencer und JJ fügte hinzu: "Bis er seine Grenzen überschritten hat. Und jetzt hat er wahrscheinlich das Gefühl, dass ihn nichts aufhalten kann. Er könnte bereits einen Gottkomplex entwickelt haben." "Und Garcia konnte wirklich absolut keine Zusammenhänge zwischen den Opfern finden?", hakte ich nach, woraufhin Morgan seufzte. "Sie hat alles gecheckt. Lediglich zwei Mütter haben Kinder an derselben Schule. Aber es sind ein Junge und ein Mädchen und sie sind nichtmal im selben Jahrgang. Wir haben das unterschiedlichste Alter, verschiedene Hautfarben und ethnische Hintergründe, nichts scheint ein Muster zu sein. Aber wählt er wirklich wahllos aus, wen er mit einer Biowaffe umbringt?" "Wenn er wahllos töten wollen würde, würde er eine Menschenmasse dem Anthrax aussetzen", widersprach ich, "Aber er nimmt nur einzelne Personen, dafür muss es Gründe geben. Also ist der Täter vermutlich die einzige Person, die alle Opfer miteinander verbindet." "Dann ist die nächste Frage, wie sie mit dem Anthrax in Kontakt kommen. Bei drei Opfern wurde es im Magen nachgewiesen, bei sieben an den Händen und bei den restlichen fünf fand man Spuren davon in der Nasenschleimhaut und der Luftröhre. Wieso variiert er in seinen Methoden? Es ist keine Entwicklung, denn er hat beispielsweise Judy Kleins Essen damit versetzt, aber Harold King hatte das Anthrax in Nase und Luftröhre. Sie waren die ersten beiden Opfer und beim nächsten hat er es wieder im Essen versteckt. Er scheint kein System darin zu haben, aber das wissen wir eben nicht. Vielleicht gibt es etwas bei den Opfern, ein Kriterium, durch das er entscheidet, wer auf welche Art infiziert werden soll. Aber sterben werden sie letztendlich alle auf dieselbe Weise. Sie bekommen immer schlechter Luft, verlieren die Fähigkeit zu sprechen und letztendlich ersticken sie, weil die Atemmuskulatur versagt." JJ schüttelte sich. "Das ist eine schreckliche Art zu sterben. Was können Sie uns noch dazu sagen, Mr. Lambert?", erkundigte die Blondine sich beim Spezialisten, der bisher überwiegend geschiegen hatte. "Wie die Ärzte vor Ort mir berichtet haben, ist das größte Problem anscheinend, dass es sich um unterschiedliche Anthrax-Stämme handelt. Bisher konnten drei verschiedene nachgewiesen werden und das bei sieben Opfern. Die anderen werden noch im Labor untersucht, könnten aber noch mehr neue Stämme zum Vorschein bringen. Wir müssen wohl mit dem schlimmsten rechnen." Ich schluckte und unterdrückte den Drang, an Lexie zu denken. Natürlich war sie nicht in Bosten, trotzdem hätte ich ihr gerne gesagt, sie solle vorsichtig sein. Aber es war uns verboten worden, Kontakt nach außen zu haben, um eine Massenpanik zu verhindern. Siedend heiß fiel mir etwas ein und ich schaute Mr. Lambert fragend an. "Was sagen die Ärzte in Boston eigentlich den Angehörigen?" "Bei denen, die bereits gestorben sind, sprechen sie von multiplen Organversagen mit noch unbekannter Ursache und bei allen anderen Angehörigen nennen sie ein mögliches Virus als Grund für die Quarantäne. Da wir keinen dieser Anthrax-Stämme kennen, versuchen wir mit der Quarantäne zu verhindern, das bei einem ansteckenden Stamm noch mehr Menschen infiziert werden. Normalerweise wird Anthrax nicht von Mensch zu Mensch übertragen, außer das Anthrax haftet irgendwo am Infizierten." Ich nickte schwach und atmete tief durch. "Es gibt also keine Möglichkeit, uns zu schützen? Irgendwelche Prophylaxe nehmen?", fragte JJ und Mr. Lambert schüttelte den Kopf. "Nein. Die Wahrscheinlichkeit, dass er einen Stamm verwenden wird, der bereits erforscht ist, ist bei diesem Kerl schwindend gering. Wenn Sie sich dann besser fühlen, können Sie gerne schlucken, was Sie wollen. Aber ich bin mir beinahe sicher, dass Ihnen das im Fall der Fälle nichts bringen wird." Auf diese Worte folgte Schweigen im Jet. Die Stille blieb, bis wir landeten und auch auf der Fahrt sprach keiner im SUV ein Wort. Jeder hing seinen Gedanken nach und ich für meinen Teil konnte nur noch an Lexie denken. Schließlich erreichten wir unser Ziel, stiegen aus und betraten das große Gebäude. "Willkommen in Boston. Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt", begrüßte uns ein Agent der hiesigen FBI-Außenstelle. Hotch nickte. "Wir hoffen, Ihnen helfen zu können. Ich bin Agent Hotchner und das sind die Agents Rossi, Jareau, Morgan, Reid, Dexter und Mr. Lambert, ein Biowaffen-Spezialist. Was können wir tun?"

"Ich hab was!" Sofort wendete ich meine gesamte Aufmerksamkeit Spencer zu, der genauso wie ich gerade Überwachungsbänder durchsah. Ich rollte mit meinem Stuhl zu ihm rüber und er zeigte mir die Stelle. Dass ich ihm dabei so nah kam, dass sein Atem mich leicht im Nacken kitzelte, versuchte ich zu verdrängen. Er deutete auf eine bestimmte Stelle auf dem Bildschrim und dann sah ich es auch. "Ist der verrückt?", entfuhr es mir fassungslos und ich traute beinahe meinen Augen nicht. "Wir müssen mit Hotch reden. Er ist nicht nur narzisstisch und auf dem besten Weg zu einem Gott-Komplex, er ist auch ein Adrenalinjunkie. Niemand bei gesundem Verstand würde das riskieren. Ich meine, er hockt sich eiskalt hin und tut so, als würde er seinen Schuh binden, während er einen Zettel in ihre Handtasche steckt, den er vermutlich mit Anthrax versetzt hat? Da spielen wahrscheinlich sogar Drogen eine Rolle. Wundern würde es mich auf jeden Fall nicht." "Okay, ich gehe zu Hotch und sage ihm Bescheid. Bis gleich." Mit diesen Worten stand Spencer auf und verließ den Raum, ich blieb alleine zurück und seufzte. Noch immer war die Spannung zwischen uns deutlich zu spüren und er behandelte mich weiterhin kühl und sprach nicht mehr als nötig mit mir. Ich hatte mich mittlerweile dazu entschieden, ihm die Zeit zu geben, die er brauchte, um mir hoffentlich zu verzeihen. Es war schmerzhaft, aber ich konnte ihn verstehen. Kurz schüttelte ich den Kopf, um die Gedanekn zu verdrängen und mich wieder auf den Fall zu konzentrieren, dann setzte ich mich erneut an meine Überwachungsaufnahmen. Während ich sie durchsah, kam Spencer zurück und fuhr schweigend mit den nächsten Aufnahmen fort, dann zuckte ich zusammen. Mein Hand zuckte zur Stop-Taste und ich ließ die Szene noch einige Male wiederholen, dann war ich mir sicher. "Ich glaube, das ist er." Sofort kam Spencer neben mich und starrte auf meinen Bildschirm. Ich zeigte ihm den Mann mit der Kapuze, der eines der Opfer anrempelte und ihm dabei etwas in die Jackentasche steckte. Wahrscheinlich auch mit Anthrax versetzt. Ein weiteres Mal spielte ich die Stelle ab, dann hielt ich sie abrupt an. "Da, siehst du das? Da ist ein Aufdruck an der Kapuze." Ich zoomte heran und kniff die Augen zusammen, konnte aber kaum etwas erkennen. "Es sieht aus wie ein Logo und ein Wort. Ich schick's Garcia und sie soll das Beste daraus machen." Gesagt, getan. Schon zwanzig Minuten später rief die technische Analystin mich an. "Beim Wort kann ich leider nur den ersten Buchstaben entziffern und das ist ein K. Das andere ist kein Logo, sondern das Emblem von einem Ultra-Fanclub von irgendeiner Football-Mannschaft." "Haben die eine Mitgliederliste auf ihrer Seite?", erkundigte ich mich, während ich aufstand und in den Raum lief, wo Hotch und Morgan sich aufhielten. Dort stellte ich Garcia auf laut. "Leider nicht, nein. Aber man konnte wohl bei einer anonymen Umfrage mitmachen. Ich kann sehen, welche Jobs sie so haben und bei manchen sogar, bei welcher Firma sie arbeiten." "Dann versuchen wir es so", beschloss ich und schaute dann hilfesuchend zu Hotch und Morgan. Mein bester Freund übernahm das Wort. "Er hat definitiv einen Job in der Chemiebranche. Anders wäre er nicht an die nötigen Sachen für das Anthrax herangekommen, ohne dass es aufgefallen wäre." "Chemiker sind eher nicht so viele. Ich hab 93 Personen im Angebot, die irgendwo in der Chemiebranche arbeiten." "Es ist ein männlicher Täter und wenn er so ein Adrenalinjunkie und vermutlich auch noch auf Drogen ist, ist er wahrscheinlich eher jung. Zwischen 18 und 28 würde ich sagen." "Leider ist Football in diesem Alter sehr beliebt. Es bleiben immer noch 76 Namen." "Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als alle zu überprüfen. Schick uns die Liste und wir teilen die möglichen Verdächtigen unterweinander auf." Garcia verabschiedete sich und legte auf, dann sah Hotch auf die Uhr. "Es gab seit zwei Stunden keine Meldungen über weitere Opfer. Hoffen wir, dass es dabei bleibt, bis wir diesen Kerl geschnappt haben."

Profile Me (Criminal Minds FF)Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu