Kapitel 45 - Broken strings

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Nervös kaute Emma auf ihrem Fingernagel und starrte auf die Bäume zu ihrer Rechten, die durch die Geschwindigkeit des Autos zu schemenhaften Umrissen wurden. Sie presste ihren Kopf gegen die Scheibe und stöhnte genervt auf. „Woran denkst du?", riss Regina sie aus ihren Gedanken und Emma drehte sich zurück zu ihrer Freundin, die gebannt auf die Straße sah und sich unruhig auf ihrem Autositz hin- und herbewegte. „Wie soll ich mich bitte Snow und David gegenüber verhalten? Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll", murrte Emma und fuhr sich gestresst durch das goldblonde Haar. „Emma", setzte Regina an, blieb aber für einen Moment stumm bevor sie fortfuhr, „wir haben das doch besprochen. Ich bin heute eh mit Snow verabredet, ich werde dem ganzen auf den Grund gehen. Vorher würde ich es nicht ansprechen, an deiner Stelle – aber das musst du wissen." Emma lachte fast schon hysterisch auf und zuckte mit den Schultern, Emma wusste nicht was sie wollte und das erschwerte die ganze Situation ungemein. Sie war zufrieden wie es mit Snow und David lief, endlich hatte sie eine Familie gefunden, die sie liebte und so akzeptierte wie sie war. Aber im Grunde genommen basierte all das auf einer Lüge. Sie adoptierten Emma, die glaubte von einer fremden und doch liebevollen Familie aufgenommen worden zu sein und nahmen dabei nur ihre eigene Tochter wieder bei sich auf – die sie vor Jahren einfach in die Obhut des Landes gaben. „Ich weiß auch nicht", sagte Emma resigniert und Regina ergriff zärtlich Emmas Hand. „Du bist nicht allein, Emma. Auch wenn ich das alles noch nicht verstehe, vor allem nicht das warum, wird es eine plausible Erklärung geben", versuchte Regina Emma zu beruhigen, die jedoch nicht wirklich überzeugt wirkte. „Eine plausible Erklärung dafür ihre Tochter kurz nach der Geburt zur Adoption freizugeben, oder eine Erklärung dafür, warum sie ihre leibliche Tochter kurz vor ihrem 19.Geburtstag wieder bei sich aufnehmen?", antwortete Emma schnippisch und bereute es in dem Moment, als Regina sie verletzt ansah. „Tut mir leid", murmelte Emma und küsste Reginas Handrücken, „es ist irgendwie alles zu viel." Regina starrte auf die Straße vor sich und nickte, doch ihr war nicht mehr nach reden zumute. Die letzte Nacht war intensiv und aufregend gewesen, aber auch voller Enthüllungen und Schmerz. Emma kompensierte ihren seelischen Druck mit Sex, dem Regina ebenso eingewilligt hatte, aber das warum dafür, belastete auch sie. Auch sie stellte sich hunderte von Fragen und fühlte sich mit dem Wissen, eine verbotene Beziehung mit der Tochter ihrer besten Freundin zu führen, noch schlechter. Seufzend hielt sie an der nächsten Ampel an und fragte: „Was hast du gesagt, wo du letzte Nacht warst?" „Bei Rubes", erklärte Emma und spielte mit ihren Fingern. „Und was, wenn sie im Diner gewesen sind und bemerkt haben, dass Ruby dort ist und arbeitet?", hakte Regina nach, die nicht wusste was sie in diesem Moment ritt. „Willst du dich jetzt etwa über meine Ausrede beschweren?", fragte Emma irritiert und Regina zuckte nur mit den Achseln. Emma blies angestrengt die Luft aus ihren Lungen und lehnte sich wieder gegen das Fenster, doch Regina schwieg.

Zwanzig Minuten später hielten sie einen Häuserblock von dem Apartmentkomplex der Nolans entfernt an, damit sie nicht zusammen gesehen wurden – eine reine Vorsichtsmaßnahme. „Sehen wir uns heute Abend?", hakte Regina vorsichtig nach, da ihr die angespannte Stimmung nicht entgangen war. „Aber natürlich", sagte Emma grinsend, die Reginas Angst spürte, „ich freue mich dich zu sehen. Ich vermisse dich schon jetzt." „Jetzt übertreib mal nicht", witzelte Regina und ergriff Emmas Hand, „aber mir wird es genauso gehen." „Ich hab auch gar nicht übertrieben", nuschelte Emma verlegen und drückte Reginas Hand, „aber ich sollte jetzt gehen." Beide wollte nichts lieber als sich zu küssen, aber in der Stadt war es zu gefährlich. Emma verließ Reginas Auto, schnappte ihren Rucksack und machte sich auf den Weg nach Hause. Regina verharrte noch für einen Moment an Ort und Stelle, dann fuhr sie los nach Hause. Sie freute sich nicht auf das leere Haus, hatte dort aber mehr als genug zu tun.

Emma ging schnellen Schrittes die vollen Straßen entlang, es war Samstag und die Leute erledigten ihre Einkäufe, trafen sich mit Freunden oder der Familie. An jeder Ecke tummelten sich nur so die Menschen, unterhielten sich, blockierten die Gehwege, verbrachten Zeit mit ihrem Partner. Emma grummelte vor sich hin und war neidisch über die Möglichkeit der anderen. Wieso musste ausgerechnet Emmas Beziehung zu Regina verboten sein? Mit zusammengebissenen Zähnen ging sie weiter die Straße hinab und verfiel ihren Gedanken vollkommen. Erst als sie jemand anrempelte, schreckte sie auf und blickte in das amüsierte Gesicht von Graham. „Du hast es aber eilig, Swan", sagte er und musterte sie, „alles gut? Du wirkst gestresst." Emma war wieder einmal verwundert über Grahams Gabe, Emma wie ein Buch zu lesen. Ihren Freunden fielen solche Dinge, ihre Emotionen, oftmals gar nicht auf, aber Graham sah sie nur für einen Moment an und ahnte etwas. Sie umgriff den Riemen ihres Rucksacks fester und tippelte nervös auf der Stelle umher: „Na klar, bei mir ist alles gut. Bei dir auch?" „Natürlich. Ich mache gerade einen Einkauf für meine Eltern, meine Großeltern kommen zu Besuch und werden Anna kennenlernen", erklärte Graham glücklich und wieder verspürte Emma dieses Gefühl in sich. Alle kamen vorwärts, nur Emma schien sich im Kreis zu drehen. Sie lebte bei ihren leiblichen Eltern, die es ihr aber verschwiegen und war mit der besten Freundin ihrer Mutter zusammen, die zusätzlich auch noch ihre Lehrerin war. Emma seufzte laut auf und Graham runzelte die Stirn. „Was ist los, Emma? Hat es mit deiner geheimen Beziehung zu tun?", fragte Graham nach, der ja bereits einiges wusste, aber nicht die Details. Trotzdem verspürte Emma eine Art der Übelkeit, da jemand mehr wusste, als ihr irgendwie lieb war. Sie konnte Graham vertrauen und er deckte sie ab und an, aber wohl war ihr bei der ganzen Sache nicht, sie musste eine Lösung finden. „Wollen wir dort vorne eine Kleinigkeit essen?", fragte sie deshalb und Graham stimmte sofort zu. Sie gingen vorbei an kleinen, niedlichen Cafés und landeten an einem Diner, das dem von Rubys Großmutter ähnelte, es gehörte wohl zur Konkurrenz. „Na ob das Ruby gefallen würde?", sagte Graham lachend und Emma spürte die Röte in ihr Gesicht schießen. „Vermutlich nicht", antwortete sie, „willst du woanders hin?" „Nein schon okay", beschwichtigte Graham Emma und sie nahmen an einem Tisch in der hintersten Ecke Platz. „Also Swan, hau raus was dich beschäftigt", murmelte er und studierte dabei die Karte. Bevor Emma auch nur anfangen konnte zu reden, kam eine Kellnerin auf sie zu, die schätzungsweise Mitte 30 war und so helles Haar hatte, dass Emma die Augen zusammenkneifen musste. Sie ließ ihr Kaugummi knallen und belastete ihr rechtes Bein, als sie ihr Mantra runterratterte und einen Block und Stift zückte. „Ich hätte gerne einen Erdbeermilchshake", sagte Emma und lehnte sich zurück. „Ich nehme eine Cola", kam es von Graham. „Alles klar", nuschelte die Kellnerin, notierte etwas und eilte zurück zur Küche. „Na die hat ja große Lust zu arbeiten", versuchte Graham die Stimmung zu lockern, aber Emma spürte die Aufregung immer mehr von sich Besitz ergreifen. „Hm", war das Einzige was sie zustande brachte, kurz darauf kamen auch schon die Getränke.

Evil never looked so good (Swanqueen)Where stories live. Discover now