Die beiden kannten sich schon seit der Grundschule und da Harry nur ein paar Häuser weiter wohnte, verbrachten sie auch fast jeden Tag zusammen. Er gehörte quasi schon zur Familie, so oft wie er bei uns abhing. Manchmal war es nervig, da die beiden echt laut sein konnten, vor allem wenn sie ihre Videospiele spielten. Aber eigentlich hatte ich mich schon vollkommen daran gewöhnt und er war schon so wie ein zweiter Bruder für mich. Früher gab er mir sogar Nachhilfe in Mathe. Harry und Jayden waren beide zwanzig und besuchten bereits seit einem Jahr das College, während ich mit meinen achtzehn Jahren erst in die Abschlussklasse kam.

"Jayden! Dein Baby ist da!", rief ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Damit würde ich ihn noch so lange aufziehen.

Harry runzelte verwirrt die Stirn und sah sich um, ob hinter ihm noch jemand stand, den ich damit hätte meinen können. Aber nein, ich meinte ihn.

"Okay, ich werde es euch sagen", seufzte Jayden, als Harry und ich die Küche betraten. "Aber auch nur, weil du eine echte Nervensäge bist."

"Yay!", freute ich mich und nahm wieder neben Mum Platz.

Harry, der immer noch keine Ahnung hatte, worum es ging, nahm neben Jayden Platz. "Darf ich fragen, was hier vor sich geht?"

"Ich habe eine Freundin", fiel Jayden mit der Tür ins Haus und ließ Mum und auch Harry etwas sehr verblüfft dastehen.

Ich im Gegenteil, fing jedoch breit an zu grinsen, da ich es mir ja schon denken konnte. Außerdem war es echt mal Zeit gewesen, dass er eine Freundin fand, nachdem er die letzten Jahre nie eine feste Beziehung hatte.

"Du hast eine Freundin?!", fragte der beste Freund meines Bruders überrascht. "Bro, warum hast du mir denn nichts erzählt?"

"Ich wollte erst warten, bis es wirklich ernst ist. Du weißt schon, falls es dann doch nichts geworden wäre", erklärte Jayden.

Das überraschte mich schon. Normalerweise war mein Bruder das komplette Gegenteil und erzählte seinen Freunden direkt von neuen Bekanntschaften. Diesmal musste ihm das alles schon ziemlich ernst und wichtig sein.

"Das erklärt auch, warum du in den letzten Wochen nie so viel Zeit hattest", murmelte Harry nachdenklich und setzte in seinen Gedanken wahrscheinlich gerade alle Puzzleteile zusammen.

"Jayden, ich freue mich ja so für dich!", schwärmte Mum nun, nachdem sie auch ihre Sprache wiedergefunden hatte. "Wann dürfen wir sie denn kennenlernen?"

"Das hat doch noch Zeit." Mit einer lockeren Hanfbewegung verdeutlichte mein Bruder, dass er uns seine Freundin noch nicht vorstellen wollte.

"Zeit?! Mein Lieber, du weißt ganz genau, wie neugierig ich bin. Warum lädst du sie nicht einfach heute Abend direkt zum Essen ein? Wir hatten doch eh einen Familienabend geplant, da kommt das ganz gelegen. Harry kann auch gerne kommen. Und oh, ich kann ja auch noch eure Großeltern anrufen und Onk-..."

"Mum! Stop!", unterbrach Jayden sie schnell, da sie dabei war den Familienabend in eine Familienfeier umzuplanen. "Ich glaube das reicht, wenn sie erstmal euch und Harry kennenlernt. Wir wollen sie nicht gleich verschrecken."

Mum konnte manchmal etwas übertreiben. Okay, was hieß etwas? Wenn es nach ihr ging, würde sie gleich eine Party schmeißen, damit auch jeder wusste, dass Jayden eine Freundin hatte. Wenn irgendetwas geschah, wurde es gleich in die Familiengruppe geschrieben, damit auch jeder sofort Bescheid wusste.

"Mhm, okay. Jazmyn, kommst du dann später mit einkaufen?", fragte sie und sah mich an.

"Klar, warum nicht." Ich zuckte mit den Schultern, da ich eh nichts Besseres zu tun hatte.

Sommerferien waren das Beste, was es im Jahr gab. Aber die Wochen, in denen deine Freunde im Urlaub waren, waren einfach nur langweilig. Und das war bei mir der Fall. Nämlich verbrachte meine beste Freundin Sydney die ersten drei Wochen im sonnigen Florida, während ich hier in London langsam vor mich hingammelte.

"Harry und ich gehen jetzt erst noch Skaten und heute Abend bringe ich sie dann mit", kündigte Jayden schließlich an und zusammen verließen sie das Haus, nachdem sie sich verabschiedet hatten.

Ich half Mum noch beim Tischabräumen und schmiss mich dann erstmal auf mein Bett, um eine Folge meiner Lieblingsserie anzuschauen. Ich liebte Serien einfach über alles.

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Nachdem Mum mich drei Stunden später dran erinnert hatte, dass wir ja Einkaufen fahren wollten, machte ich mich schnell fertig. Wir fuhren erst zu Nandos, um etwas zu essen und dann ging es an den Einkauf. Mum wollte eigentlich extra ein Hühnchen kaufen und das mit Kartoffeln und allem möglichem Zeug anrichten für das Abendessen, jedoch konnte ich sie im Supermarkt noch überreden, dass auch eine einfache Lasagne reichte. Und während diese dann im Ofen backte, hatten wir genug Zeit uns fertig zu machen.

Ich entschied mich dazu, eine einfache Shorts anzuziehen und ein graues Shirt, da ich mich nicht zu krass fertig machen wollte. Ich würde ja "nur" die Freundin von meinem Bruder kennenlernen und ich fand da musste man sich nicht zu schick anziehen. Jedoch trug ich etwas mehr Make-Up auf, da ich sonst eigentlich immer nur etwas Concealer und Mascara benutzte. Der erste Eindruck war bekanntlich das, was zählte und danach konnte sie mich dann auch ruhig in Jogginghose und ungeschminkt sehen, das war mir dann relativ egal.

Ich lief nach unten ins Wohnzimmer, wo Mum, Dad, Jayden und auch Harry bereits saßen. Die drei waren auch normal angezogen, nur Mum hatte sich natürlich mal wieder etwas schicker gemacht. Dad war überrascht gewesen, als wir ihm erzählten, dass Jayden eine Freundin hat und sie auch direkt schon zum Essen vorbeikam. Jedoch freute er sich natürlich für seinen Sohn und war schon gespannt, das glückliche Mädchen kennenzulernen.

Ich nahm neben Harry auf dem Sofa Platz. Er drehte seinen Kopf zu mir und lächelte mich kurz an, als es auch schon klingelte und Jayden fast zur Tür sprintete.

"Ich bin so gespannt", sagte Mum aufgeregt und rieb ihre Hände aneinander.

Man hörte wie die beiden sich begrüßten und irgendwoher kam mir die weibliche Stimme bekannt vor. Jayden betrat wieder das Wohnzimmer und grinste uns an.

"Darf ich euch vorstellen?", setzte er an. "Das ist meine wunderbare Freundin."

Doch das breite Lächeln verschwand schlagartig aus meinem Gesicht und ich hätte mir am liebsten selbst die Kugel gegeben, als das Mädchen, das ich über alles hasste, an der Seite meines Bruders auftauchte.

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ich hoffe, euch gefällt das erste kapitel 😊

ich würde mich sehr über votes und feedback freuen!! 

unexpected love || h.sWhere stories live. Discover now