Kapitel 61

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Damian's Sicht 

>>Wenn du nicht in den nächsten 5 Minuten hier bist, weiß ich nicht, was der Coach mit dir anstellt. << -Ben

Die Nachricht von Ben leuchtet auf. Genervt verdrehte ich meine Augen, als ich die Nachricht von Ben las. Der Coach hasste es, wenn man zu spät kam, aber noch mehr hasste er es, wenn man zum Aufwärmtraining vor einem Spiel zu spät kam. In letzte Zeit komme ich wirklich oft zu spät und ich kann verstehen, dass dem Coach langsam die Geduld vergeht. Aber es funktioniert leider nicht immer alles nach Plan.

Ich habe den Nachmittag bei meiner Mum im Krankenhaus verbracht. Ihr Zustand verbessert sich einfach nicht. Egal welche Behandlung vorgenommen wird, keine schlägt an. Verschlechtern tut er sich aber auch nicht. Wenn wenigstens irgendetwas passieren würde, hätte man etwas, woran man sich festhalten könnte, aber diese Hilflosigkeit macht mich verrückt.

Und dann ist da noch Hailey. Sie vermisst ihre Mutter so sehr. Jeden Abend fragt sie mich, wann Mama wieder nach Hause kommt und uns Pudding kocht. Jeden Abend die gleiche Frage und jeden Abend weiß ich keine Antwort darauf.

Für sie wäre es ein Stückchen einfacher, wenn sie einen Vater hätte der ihr zeigt, wie wichtig sie ist und wie sehr er sie liebt. Aber so einen Vater haben wir nicht. Unser Vater sitzt gerade in einem Hotelzimmer, etwa 40 Minuten von uns entfernt, weil er heute ein Meeting hatte. Er ist bereits gestern abgereist und wird auch erst morgen wieder nach Hause fahren, wenn er nicht sogar das Wochenende dort verbringt. Er verbringt die Tage lieber so weit wie möglich von uns entfernt, seinen Kindern. Und seiner Frau.

Anstatt das Hailey den Freitagabend mit ihrer Familie verbringt, verbringt sie den heutigen Tag bei einer Tagesmutter. Mrs. Reynolds ist eine wirklich liebe alte Dame –fast wie eine Oma, aber trotzdem hat es sich wieder einmal falsch angefühlt ohne Hailey zufahren.

Ich habe Hailey angesehen, dass sie lieber mit mir gefahren wäre, um mein Spiel mit anzusehen. Sie will schon so lange mitkommen, aber es gibt niemanden, dem ich genug vertraue, um demjenigen Hailey anzuvertrauen. Der Einzige der dafür infrage kommt, ist Ben. Aber wenn er selbst auf dem Spielfeld steht, kann er sie schlecht im Auge behalten. Ich möchte Hailey vor so viel wie möglich schützen, sie hat mit ihren 6 Jahren schon zu viel mitgemacht.

*

„Damian! Schon das du es auch noch geschafft hast", begrüßte mich der Coach direkt, als ich die Umkleidekabine betrat. „Ja, tut mir leid", sagte ich leise und begann mich umzuziehen. Innerlich hoffte ich, dass er mich für heute in Ruhe lassen würde.

Während ich mich umzog, nahm ich am Rand wahr, dass der Coach dem Team ein paar Spielzüge mitteilte. Aber so sehr ich es auch wollte, ich schaffte es nicht, meine Aufmerksamkeit auf die Gespräche zu legen, immer wieder tauchten meine Mum und Hailey in meinen Gedanken auf.

*

Ben schlug mit seinem Helm gegen meine Schulter, das war seine Art, mir viel Glück zu wünschen. Wie immer nickte ich, bevor ich meinen Helm aufsetzte und mich aufstellte. „Hab gehört, Leah ist heute da", sagte Ben, während er sich wie die anderen aufstellte, um gleich auf das Feld zulaufen. Warum ist Leah ausgerechnet heute da? Noch eine Ablenkung kann ich echt nicht gebrauchen. Ich muss mich auf das Spiel und das Team konzentrieren. Wenn ich das nicht schaffe, werde ich mir auf jeden Fall noch mindestens eine weitere Ansage anhören dürfen.

*

In der Halbzeit rief der Coach das Team zusammen, meinetwegen. Ich habe jeden Spielzug vermasselt, obwohl wir einige gute Chancen hatten. „Eaton!", rief er mich, wie erwartet zu sich. Ich öffnete den Mund, um mich zu entschuldigen. Vielleicht auch, um mich zu erklären, aber der Coach gab mich dazu keine Chance. „Reiß dich verdammt noch mal zusammen! Was auch immer mit dir los ist, hat hier absolut nichts zu suchen. Konzentrier dich Junge! Wenn du so weiter spielst, schadest du nicht nur dir selbst, sondern deinem ganzen Team. Dein Team, das nicht so gut spielen kann, wie es könnte, weil du dich nicht im Griff hast." Ich sah vom Coach zu den Jungs und blieb schließlich wie von alleine bei Leah hängen. Sie lächelte Noah breit an während sie ihm zu wank und die Daumen drückte.

DamianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt