Kapitel 63

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Leahs Sicht

Während ich auf ihn wartete, zog ich Damians Jacke wieder enger um mich. Wie dankbar ich ihm gerade für diese Jacke bin, ohne sie wäre ich schon lange erfroren. Ich zog die Ärmel über meine Finger und roch an ich. Sie roch nach ihm. Unwillkürlich lächelte ich. Sie roch nach seinem Parfum. Und nach Rauch. Ich sah mir die Jacke genauer an. Es war eine ganz normale schwarze Sweatjacke, mit weißen Bändern und einer Kapuze. Ich zog mir dir Kapuze über den Kopf, um mich vor dem Wind zu schützen.

Wenig später hielt ein schwarzes Auto vor dem Haus. Das Fenster wurde heruntergelassen und ich erkannte Cole. Gott sei Dank. Schnell stand ich auf und stieg ein. Sofort umhüllte mich die warme Luft. „Oh Gott, hier bleib ich.", sagte ich und zog die Tür zu. Ich schloss kurz die Augen und genoss die Wärme, die sich langsam in meinem Körper ausbreitete. Als ich die Augen wieder öffnete, fing Cole an zu lachen.

„Du hättest mich auch einfach anrufen können, ich hätte dich schon früher abgeholt.", sagte er, während er losfuhr. Ich glaube, das war das erste Mal, das ich mit ihm zusammen in einem Auto saß. Wir sind sonst immer nur gemeinsam Motorrad gefahren.

„Ich wollte nicht, dass du wegen mir von den anderen wegfährst." „Du weißt, das ich für dich alles sofort liegen lassen würde. Vor allem, wenn du bei solchen Temperaturen draußen sitzt." „Danke." Ich lächelte ihn an. Er kam an einer roten Ampel zum Stehen und griff hinter sich und zog einen Pullover nach vorne. Er legte ihn mir, wie eine Decke, über die Beine. „Du zitterst ja immer noch. Wie lange sitzt du denn schon draußen?", fragte er mich besorgt und drückte den Pullover fester auf meine Beine. „Ich weiß es nicht, seitdem das Spiel vorbei ist?"; antwortete ich ihm schulterzuckend. Die Ampel wurde wieder grün und er fuhr los. „Du willst mich verarschen, oder? Du warst jetzt über zwei Stunden draußen? Morgen bist du bestimmt krank."

Hoffentlich nicht. Ich konnte es mir nicht erlauben, krank zu werden. „Es ist das erste Mal das wir gemeinsam in deinem Auto sitzen." , wechselte ich das Thema und sah mich zum ersten Mal in seinem Auto um. Schwarzes Auto, schwarze Innengestaltung. Es war sehr ordentlich, nirgends lag etwas rum. Wäre es anders, wäre es nicht Coles Auto. „Und wir fahren zum ersten Mal zu mir nach Hause." „Ich sehe endlich, wie du lebst.", sagte ich lächelnd und sah wieder zu ihm. Er drehte seinen Kopf kurz zu mir und schenkte mir ein lächeln. „Wem gehört eigentlich die Jacke?" „Damian." „Immerhin hat er sie dir gegeben, bevor er abgehauen ist." Ich lachte leicht. „Sehr aufmerksam und freundlich von ihm.", sagte ich und gähnte.

*

„Aufwachen, wir sind da.", hörte ich Cole und öffnete die Augen. Er stand an der Beifahrertür und sah mich an. „Oh", sagte ich leise, bevor ich langsam ausstieg und mich umsah. Sein Haus war wunderschön und das sogar im dunkeln. Es führte eine große Einfahrt, die durch ein Tor zu Straße abgetrennt wurde, zu einer Garage, direkt neben dem Haus. Wir gingen eine kleine Treppe hinauf, die an einem wunderschön bepflanzen Garten vorbei führte, zu der Haustür. „Wow.", sagte ich, als wir oben ankamen. Cole lachte nur und öffnete die Haustür.

Der Eingangsbereich war hell gestaltet. Weiße Wände, helle Holzbänke und graue Fließen. Kleine Bilderrahmen verzierten die Wand und ließen einen sofort Wohlfühlen. Von der Haustüre aus, konnte man bereits einen Blick in die große, offene und helle Küche werfen. Rechts neben dem Eingangsbereich führte eine Treppe in das obere Stockwerk. „Wow.", sagte ich erneut und drehte mich einmal im Kreis, als ich im Hausinneren war. „Du hättest mich schon früher mitnehmen sollen, es ist so schön hier.", teilte ich ihm strahlend mit, als ich mich zu ihm drehte. Grinsend sah er mich an. „Pst. Ich habe keine Lust, das meine Eltern wach werden." „Oh, tut mir leid.", sage ich nun leiser.

„Da muss ich dich enttäuschen, Sohn.", ertönte plötzlich eine männliche Stimme. Cole sah mich an und verdrehte die Augen, bevor er sich umdrehte. „Warum bist du noch wach Dad?", fragte er und legte die Autoschlüssel weg. „Ich war mir etwas zu trinken holen und habe gehört, wie du mit weiblicher Begleitung wiedergekommen bist. Ich habe dir schon mal gesagt, dass es mir egal ist, mit wem oder was du schläfst, aber nicht in meinem Haus.", sagte sein Vater streng und schaute nun mich an. So hätte ich mir Coles Vater nicht vorgestellt. Sowohl seine Haare, als auch sein Bart waren bereits grau. Aber obwohl er in einem dunklen T-Shirt und einer blau karierten Schlafhose vor mir steht, sah er nicht so aus, als wäre er gerade aus dem Bett gekommen.

„Also Fräulein, das wird heute nichts mehr. Cole wird dich jetzt wieder nach Hause fahren." In dem Moment realisierte ich, für wen mich sein Dad halten musste. Ich wollte seinem Vater gerade alles erklären, als Cole anfing zu reden. „Nein, sie bleibt hier.", sagte er bestimmt. „Und das hast du zu entscheiden, weil?" Die Stimme seines Vaters klang gereizt und auch sein Körper war angespannt. Ich wollte nicht, dass die beiden sich meinetwegen stritten.

„Cole, ist in Ordnung. Charlie wird bestimmt gleich zuhause sein. Ich schreib ihr noch mal. Ich will keinen Streit verursachen. Wirklich nicht. Es tut mir leid." Den letzten Satz richte ich an seinen Vater. Ich wollte wirklich nicht für noch mehr Unruhe sorgen. Davon hatte ich heute mehr als genug.

„Nein Leah. Charlie wird nicht so bald nach Hause kommen und ich werde dich nicht in der Kälte sitzen lassen. Geh schon mal nach oben. Es ist das letzte Zimmer auf der linken Seite. Ich komme gleich nach." Ich wollte ihm gerade sagen, dass es nicht schlimm wäre, zu warten, aber er unterbrach mich, noch bevor ich die Chance hatte nur den Mund zu bewegen. Mit seinem Kopf deutete er auf die Treppe. „Na geh schon. Und such dir was Warmes zum Anziehen aus meinem Schrank. Ich bring dir gleich einen Tee." „Danke.", sagte ich leise und ging langsam nach oben. Ich spürte den Blick von Coles Vater auf meine Rücken und jeder Schritt fiel mir schwerer. Ich fühlte mich so unwohl. Sobald ich aus Sichtweite war, hörte ich, wie die beiden anfingen zu diskutieren.

Ich ging leise durch den Flur und betrat dann leise sein Zimmer. Seine Mutter auch noch zu wecken, war nun wirklich das letzte, was ich wollte. Nach dem ich das Licht eingeschaltete hatte, stellte ich überrascht fest, wie aufgeräumt sein Zimmer war. Eigentlich sollte es mich überraschen, immerhin war Cole der ordentlichste Mensch, den ich kannte, aber ich wusste, wie das Zimmer meines Bruders aussah.

Coles Zimmer war sehr groß. Seine Wände waren weiß, genauso wie die meisten seiner Möbel. Sein Boden bestand aus schwarzen Fliesen und einem beigen Teppich vor dem Bett. Sein Zimmer war echt schön und gemütlich. Auf seinem Schreibtisch stand ein großes Bild seiner Familie.

Ich traute mich nicht, an seinen Kleiderschrank zu gehen, also legte ich mich stattdessen einfach auf sein Bett und wartete darauf, das er hochkam. Die Wärme drang in meinen Körper und augenblicklich wurden meine Lider immer schwerer, bis ich sie schließlich ganz schloss.

DamianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt