Kapitel 21 (x)

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Das war eine gute Frage.

So wie ich ihn gerade kennengelernt hatte, würde er mich nicht aufziehen oder als Feigling bezeichnen, wenn ich nicht gegen ihn fahre. Je mehr ich drüber nachdachte, umso ehrlicher muss ich zu mir sein, denn ich hatte doch etwas Angst. Immer wieder tauchten die Bilder von Cole und dem Unfall in meinem Kopf auf.

„Werde ich nicht", sagte ich, ohne groß darüber nachzudenken. Mein Kopf hatte anscheinend bereits eine Entscheidung für mich getroffen, obwohl ich dachte, ich sei noch nicht sicher. Aber jetzt war es gesagt und ich hoffte, dass er mich mit dieser Entscheidung in Ruhe ließ. „Ok. Schade", sagte er, lächelte mich kurz an, bevor seinen Blick wieder zu den Jungs richtete und sich eine Zigarette anzündete. Ok, Schade? Das war alles? Mehr hatte er dazu nicht zu sagen? Das lief doch besser als gedacht. Oder?

*

Nach einiger Zeit gesellte sich jemand Neues zu uns und stellte sich mir als Tobias vor. „Und wer ist die Hübsche hier? Ich habe dich noch nie gesehen, aber wir können uns gerne mal alleine kennenlernen", sagte er und zwinkerte mir zu. Das war vermutlich jemand, vor dem mich Julian warnen wollte. Ich öffnete meinen Mund, um ihm zu antworten, als mir wieder jemand zuvorkam.

„Vergiss es, Alter. Mit ihr brauchst du erst gar nicht versuchen zu flirten. Für etwas Spaß ist unsere kleine Prinzessin sich zu fein. Sicher ist sie Daddys Liebling und sagt immer schön Ja und Amen", spottete Damian und es war mir sofort klar, s er damit auf das Rennen anspielte. Überrascht zog ich meine Augenbrauen hoch. Wie sehr man sich doch in einem Menschen täuschen konnte, ich dachte wirklich, dass das Bild das ich heute von ihm bekommen habe, sein wahres Gesicht war, aber anscheinend war es das nicht. Eigentlich war es mir egal, wenn Leute etwas über mich sagen, aber aus irgendeinem unbestimmten Grund entschloss ich mich dazu, Damian vom Gegenteil zu überzeugen.

„Damian, lass gut sein", sagte Cole genervt. Ich sah einen Moment zu Damian, der sich mit seinen Händen hinter sich abstütze und vor sich her grinste. Das Grinsen wird dir gleich vergehen. Ich kletterte auf seinen Schoss und legte lächelnd meine Arme um seinen Nacken. Verwirrt zogen sich seine Augenbrauen zusammen und sein Grinsen verschwand langsam. Ich lächelte ihn unschuldig an und ließ meine Fingerspitzen sanft über die Haut an seinem Hals gleiten. Ich spürte wie sich seine kleinen Nackenhaare unter meiner Berührung aufstellten. Sein Grinsen war nun endgültig verschwunden, dafür wuchs meins. Er saß einfach nur da und versuchte zu verstehen, was gerade passierte. Langsam lehnte ich mich vor und lege meine Lippen auf seine. Seine Lippen fühlten sich unheimlich weich an. Damian saß noch immer wie erfroren da, aber als ich meine Augen schloss und den Kuss intensivierte, erwachte er aus seiner starre und erwiderte den Kuss. Er setzte sich gerade hin, was dafür sorgte, das ich nun ganz auf seinem Schoss saß. Seine Hände fuhren langsam zu meiner Taille und strichen dann langsam rauf und wieder runter. Unerwarteterweise sorgten seine Berührungen auch bei mir für eine Gänsehaut. Meine linke Hand vergrub sich in seinen Haaren. Dieser Kuss fühlte sich besser an, als er es vielleicht sollte. Seine Hand fuhr meinen Rücken hinauf und zog mich näher an sich, das war mein Zeichen, das hier zu beenden. Grinsend löste ich mich von ihm und sah ihm in die Augen. Seinen Blick konnte ich nicht deutet, er gab keinerlei Hinweis darauf, was gerade in ihm vorging.

„Bin ich für dich immer noch das kleine brave Mädchen, das keinen Spaß kennt?", fragte ich ihn mit zuckersüßer Stimme und ließ mir nicht anmerken, wie komisch das Ganze für mich war. Ich war so eigentlich nicht und ich wusste nicht, warum ich das gemacht hatte. Vielleicht, weil ich enttäuscht war. Ich wusste es nicht.

Er sah mir tief in die Augen, aber sein Blick verriet noch immer nichts. Mir war nie aufgefallen, wie schön seine Augen waren. Sie waren wie meine, ebenfalls grün- braun und doch waren sie ganz anders. Meine waren heller, ich hatte mehr Grün in meinen Augen. Seine waren am Rand dunkelbraun und wurden zu Mitte hin etwas heller, wo ab und zu das grün durchschimmerte. Die Mitte war dann wieder dunkel. Sie waren wunderschön. Bevor ich mich endgültig in seinen Augen verlor, holte mich die Stimme von Tobias, der gerade anfing zu lachen, zurück in die Realität.

„Damian, was ist denn mit dir los?", fragte Tobias noch immer lachend. „Hat die Kleine dir die Sprache verschlagen?", fragte er spöttisch. Und nun fingen auch die anderen an zu lachen. Nur Damian und ich lachten nicht, wir sahen uns noch immer an. Ich hatte es also tatsächlich geschafft, dass Damian seine große Klappe nicht mehr aufbekam. Der Grund dafür, war mir egal. „Na bin ich immer noch Daddys kleine Prinzessin? Ich habe dir schon mal gesagt, dass du mich kein Stück kennst.", sagte ich mit einem wütenden Unterton. Obwohl ich nicht zufrieden sein sollte, stand ich zufrieden auf und nahm meine Sachen. Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und machte mich auf den Weg nachhause, jedoch blieb ich nach ein paar Schritten stehen und drehte mich wieder zu ihnen. „Ach Damian, ich hoffe du bist am Freitag pünktlich, um meinen Sieg zu feiern. Man sieht sich", sagte ich und machte mich dann wirklich auf den Weg.

Ich hörte, wie Cole anfing zu lachen. „Was ist los mit dir, du bist doch sonst nicht so still", hörte ich ihn sagen und kurz danach hörte ich seine Schritte neben mir. „Du bist wirklich nicht mehr normal Leah", sagte er lachend. „Weiß ich doch, erzähl mir was Neues", sagte ich und sah grinsend zu ihm. „Du hast es echt geschafft, das Damian leise ist. Ich hab ihn noch nie so leise gesehen." Und ich war mir immer noch nicht sicher, was ich von meiner Aktion halten soll. Ich bereute es und trotzdem fühlte ich mich gut. Der Kuss hatte sich gut angefühlt.

DamianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt