Kapitel 47

2.6K 84 23
                                    

"Also...fangen wir erst mal damit an das du mir zeigst, was du kannst und wie du vorgehen würdest." Er reichte mir wieder den Block. Ich sah mir die Gleichungen an. Ich wusste, dass ich aus den beiden Gleichungen eine machen musste aber ich weiß nicht wie. Ich wusste nur dass ich f(x) = g(x) setzen musste. Ich nahm den Stift aus Damians Hand und schrieb beide Gleichungen nebeneinander. Ich spürte Damians Blick auf mir und das erschwerte es mir noch mehr mich zu konzentrieren. Das kann doch nicht so schwer sein. Verdammt.

"-0,5 x^3 + x^2 = 0,5x^3 -2x ", las ich die Gleichung laut vor in der Hoffnung, er würde nicht den Eindruck bekommen, dass ich jetzt schon total überfordert bin. "Ich muss am Ende eine Gleichung gleich null haben", redete ich langsam weiter und hoffte das ich übers reden die Lösungen finden würde. "Also...muss ich einfach nur..." Nein die Lösung kam nicht. "Irgendetwas machen damit das passiert.", erklärte ich mein Vorgehen weiter hin und Damian lachte leicht. "Was haben den beide Funktionen gemeinsam?", fragte er mich und suchte einen zweiten Stift. " Es sind beide Funktionen 3. Grades.", beantwortete ich ihm. "Ja es sind beides ganzrational Funktionen. Was musst du denn machen, damit du eine Funktion gleich null bekommst?" "Auflösen" Er nickte leicht. „Bei welcher Funktion ist es den einfacher? Wenn man keine negative Zahl vorne haben will?" Ich überlegte. "Theoretisch müsste ich doch +0,5 x^3 rechnen. Dann hätte ich auf der einen Seite nur noch x^2 stehen und auf der anderen Seite x^3 - 2x. Oder?" Ich sah ihn an und merkte erst jetzt, wie nah er war. Er war mir so nah, dass ich ihn riechen konnte. Sein Blick war auf meine Notizen gerichtet, als er merkte, dass ich ihn ansah, hob er seinen Blick. Ich sah ihm in die Augen. In seine wunderschönen Augen. Sie waren so nah das ich kleine grüne Punkte, in seinen sonst braunen Augen erkennen konnte. Langsam nickte er und senkte seinen Blick wieder. Auch ich löste mich aus meiner starre und schrieb die Gleichung eine Zeile tiefer auf. " Und jetzt -x^2. Dann habe ich 0 = x^3-x^2-2x"

"Siehst du, das war doch gar nicht so schwer. Schau immer, zuerst bei was es einfacher ist und versuche immer zu verhindern, dass du eine negative Zahl vorne hast. Dann ist es weniger kompliziert. Machen wir weiter mit dem spaßigen Teil, den Integralgrenzen.", sagte er begeistert und ich konnte nur sarkastisch antworten. "Ja sehr spaßig."

In eine neue Zeile schrieb ich die neue Gleichung auf. "Jetzt musst du nur nach x auflösen und bekommst dann Nullstellen, die die Grenzen ergeben. Also machst du eigentlich nur noch mal das Gleiche wie eben.", erklärte er mir. Warum fällt es mir so schwer eine Funktion 3. Grades aufzulösen. Das kann doch gar nicht so schwer sein. Als ich nach einiger Zeit immer noch nichts gesagt hatte, half mir Damian, in dem er eine Zeile tiefer ein x ausklammerte, sodass dort nur noch 0= x ( x^2-x-2). "Ja das sieht schon einfacher aus.", stellte ich fest. Darauf hätte ich auch kommen können. Ausklammern hatten wir bereits letztes Jahr. Ich muss mir auf jeden Fall noch mal die verschiedenen Vorgehensweisen anschauen. Mit dieser Hilfe konnte ich die Aufgabe alleine zu ende rechnen. "Siehst du gar nicht so schwer. Und bevor du das ganze wieder vergisst, machen wir noch eine Aufgabe."

Er schrieb mir noch ganze 6 andere Aufgaben auf. Die erst war noch recht einfach und ähnelte unserer aller ersten Aufgabe, weshalb ich sie schnell lösen konnte, aber für die anderen habe ich länger gebraucht. "Ich denke, du hast das Grundprinzip verstanden oder?" Ich nickte. "Dann sollten wir aufhören." "Ja am besten. Mein Kopf explodiert gleich.", antwortete ich ihm leicht lachend.

"Du musst halt nur immer schauen, wie du es dir am leichtesten machst. Auch wenn Mr. Montgomery das so nicht sehen will, kann er dir keinen Punkt abziehen, immerhin ist das Ergebnis richtig. " Damian nahm mir wieder den Block ab und fing an, etwas drauf zu schreiben. Ich beobachtete ihn dabei. Bei ihm klang das alles so einfach und er konnte echt gut erklären. "Mach es dir nicht komplizierter, als es eh schon ist, und denk bei Textaufgaben nicht zu viel nach. Die Angaben sind meistens klar gegeben, nur die Sätze dazwischen sollen einen verwirren. Achte am besten nicht darauf.", sagte er, während er immer noch schrieb.

"Was schreibst du denn da?", fragte ich ihn schließlich, genau dann als er fertig war. "Ich hab dir noch mal ein paar Tipps aufgeschrieben. Sachen auf die du achten kannst, wenn du eine Aufgabe machst und auch noch ein paar einfachere Lösungswege", lächelnd gibt er mir meinen Block wieder. Er hatte zwei Seiten vollgeschrieben. "Das ist ganz schön viel.", stellte ich fest und überflog die Seiten kurz. Ich hatte echt keine Lust mehr auf Mathe. Damian lächelte mich kurz an und nahm dann sein Handy aus seiner Hosentasche. Auch ich nahm mein Handy in die Hand, um nach zu sehen wie viel Uhr es war. Wir hatten knapp 1.5 Stunden mit Mathe verbracht. 1,5 Stunden.

" Oh gott es ist schon fast 5 Uhr", stellte ich laut fest. "Ja, habs auch gerade gesehen". Er steckte sein Handy wieder in die Hosentasche. "Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht so lange aufhalten dürfen." "Hör auf dich zu Entschuldigen. Ich hab dir gerne geholfen." " Ja danke, du hast mir echt geholfen. Noch eine 5 hätte ich nicht vertragen.", bedankte ich mich bei ihm und packte meine Sachen zusammen. " Ich sollte dann jetzt gehen. Ich will dich nicht noch länger aufhalten. Du hast schon so viel zeit hier verschwendet...", sagte ich und stand auf und klopfte mir den Dreck der Wiese ab. "Leah. Wie oft noch. Ich hab dir gerne geholfen und nicht meine Zeit verschwendet. Ich hab dir meine Hilfe angeboten. Ich hätte genauso gut gehen können."

Stimmt, er hätte einfach wieder gehen können. Er hätte nicht fragen müssen, was ich mache oder ob er helfen könnte. Aber stattdessen kam er zu mir, hat mir etwas zu trinken gebracht und mir geholfen. "Du hältst mich also nicht auf. Setzt dich wieder.", fuhr er fort. "Seiden du musst wirklich los und wolltest nicht nur wegrennen." "Ich wollte nicht wegrennen.", erklärte ich ihm. "Ich dachte nur, du willst weg.", fuhr ich fort und setzte mich wieder hin. Er schüttelte den Kopf. "Nein eigentlich nicht."

"Um ehrlich zu sein, hätte ich mich vermutlich einfach nur wo anders hingesetzt. Ich hab keine Lust, nach Hause zu gehen. David's komischen Leute sind wahrscheinlich immer noch da.", gestand ich ihm leise. Ich hatte schon überlegt, wo ich noch hinkönnte, wenn Damian gegangen war. Ich hätte ja nicht den ganzen Tag im Park verbringen können und nach Hause wollte ich echt nicht. Die Leute haben einen total komischen Eindruck auf mich gemacht, ich wollte so viel Abstand, wie möglich von ihnen halte.

Damians lachen brachte mich wieder in die Realität. "Du hättest dich dann quasi vor mir versteckt." "Was? Nein" "Kennst du die Jungs, die bei dem Bruder sind, gar nicht?", fragte er irgendwann. "Nein, ich hab sie vorher noch nie gesehen. Manche sind jünger als er und manche viel älter. Aber sie sehen nicht aus, wie Leute, mit denen er sonst immer zutun hat." "Dann solltest du vielleicht wirklich noch warten mit dem nach Hause gehen." "Kennst du die? Also ihr zwei verbringt ja viel Zeit mit einander, vielleicht hat er sie mal erwähnt.", fragte ich. "Nein, aber dein Bruder hat momentan keinen guten Sinn für Bekannte. Er hängt mit komischen Leuten rum. Das war auch einer der Gründe warum wir aneinandergeraten sind", erklärte er mir. "Aber lass uns nicht weiter über deinen Bruder sprechen. Ich hab dich lange nicht mehr oben auf der East Side gesehen."

Stimmt, ich war schon lange nicht mehr dort, aber ich wollte dort eigentlich auch nie wieder hin. Aber dann war ich doch wieder zweimal dort. Ich hab keinen Grund mehr hinzugehen. Ich fahre kein Rennen mehr, zu meinen ehemaligen Leuten habe ich keinen wirklichen Kontakt mehr und ich wollte Cole nicht nerven noch mal mit mir hinzugehen. "Ja ich weiß, aber ich kenne dort keinen mehr wirklich. Ich will Cole auch nicht immer nerven und meine Freunde gehen nie dort hin. Alleine will ich da nicht mehr hinfahren. Es ist nicht mehr so friedlich wie damals. Irgendwie komm ich mir dort so fehl am Platz vor, wenn ich alleine bin.", erklärte ich ihm. "Du weißt schon, das du dort nicht alleine bist oder? Du hast Freunde dort. Ich bin da." Während er redete, sah er mir in die Augen. Du hast Freunde dort. Ich bin da. Seine Worte wiederholten sich immer wieder in meinem Kopf. Ob er damit meinte, dass wir Freude sind? Wahrscheinlich nicht. Wir kennen uns nicht wirklich und viel gemeinsam unternommen haben wir auch nicht. Damian zählt niemanden bekannten zu seinen Freunden. Dazu braucht man sein Vertrauen und das kann ich noch gar nicht haben. 

DamianWhere stories live. Discover now