Kapitel 14

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"Krass. Es klappt echt. Vorallem klappt es echt gut"sagte Leo und kam nicht mehr aus dem Staunen heraus. Ich verdrehte kurz meine Augen und suchte dann die offene Tür die ich mir gewünscht hatte. Tada. Gefunden. Ich zeigte Leo, dass er mitkommen soll und so machte ich langsam die Tür auf.

Es war dunkel und ausser Schutt war nicht viel zu sehen. Bitte sag mir nicht, dass wir das alles falsch verstanden haben und hier ausser einer Baustelle nicht ist. Ich war schon wieder so halb am durchdrehen, als Leo mir einen Zugang zum Keller zeigte. Wenn man extrem leise war, konnte man sogar leise Stimmen hören.

"Wir müssen jetzt extrem leise sein okay?"flüsterte Leo mir zu. Ich nickte ihn zu und machte langsam die Klappe auf. Eine kleine Treppe führte in einen Abgrund der komplett schwarz war. Ganz sicher werde ich da nicht runter gehen.

"Das kannst du vergessen. Ich gehe da nicht herunter"sagte ich und ging ein paar Schritte von der Öffnung weg. Leo verdrehte seine Augen und machte die Öffnung wieder leise zu. Wir beide liefen etwas weiter und kamen dann an einer anderen Tür an. Als wir diese aufmachten führte sie genauso nach unten, aber diesesmal war am Ende des Weges Licht zu sehen. Leo schaute mich kurz an und ich nickte ihn zu.

Wir gingen also zusammen die kleine steile Stahltreppe herunter und fanden uns in einen langen Flur wieder. Es waren weit und breit keine Türen zu sehen. Wo sind wir bitte gelandet? Ich wollte an diesen Abend schon zum zweiten Mal die Hoffnung aufgeben,als sich plötzlich die Wand etwas weiter weg von uns öffnete. Leo zeigte schnelle Reflexe und zog mich in eine kleine Nische.

Ich konnte drei verschiedene Männerstimmen erkennen die miteinander auf französisch sprachen. Am liebsten hätte ich mir in dem Moment gewünscht nichts zu verstehen, aber ich verstand leider auch jedes so kleine Detail. Als sich die versteckte Tür wieder schloss, schaute Leo nach ob niemand mehr da war und zog mich aus der Nische heraus.

"Über was haben die Männer geredet?"fragte er mich leise. Ich schaute ihn kurz an und schluckte dann etwas. Will ich ihn das wirklich sagen? Ich muss es. Er ist nein Partner..

"Sie werden jetzt den nächsten Stoff ausprobieren. Elektrizität"sagte ich leise und merkte wie meine Stimme langsam brach. Mira ganz ruhig. Beruhige dich. Ich machte kurz meine Hände in mein Gesicht und schaute dann zu Leo der mich genauso geschockt anschaute.

"Wollen wir weiter machen oder wieder zurück gehen?"fragte er mich. Aufgeben kommt garnicht in Frage. Wir ziehen das jetzt durch. Bis zum bitteren Ende..
"Wir ziehen das jetzt durch. Es gibt kein zurück mehr"

*

Nachdem wir nach zehnminütigen ausprobieren die geheime Tür öffneten waren wir wieder in einem kleinen Flur. Die Wände waren aber aus kompletten Glas, weswegen wir über den Boden krochen um nicht erkannt zu werden. Wir machten die Tür am Ende des Ganges auf und befanden uns in einen kleinen Theater wieder. Es gab eine Bühne und eine Tribüne. Da die Tür zu unseren Glück ganz oben war, konnten wir uns in der hinteren Reihe verstecken und zusehen wie diese gestörten Wissenschafter Menschen missbrauchen.

Ich wollte unbedingt heraus finden was mit diesen Leuten alles passiert ist,aber jetzt wo ich selber hier bin und Gespräche mitbekommen habe, bin ich mir dabei nicht mal mehr so sicher..

"Okay bringen sie den nächsten herein und stellen sie ihn zwischen diese beide Metallpfeiler"sagte einer der Männer die unten an der Bühne standen. Die werden doch jetzt nicht das machen was ich denke oder? Nein. Das würden die niemals machen..

Leo hatte wohl den gleichen Gedanken wie Ich, weswegen er seine Hände um meine Schultern legte und mich etwas weiter herunter zog. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir gleich was grauenvolles sehen werden..

Mein Gefühl bestätigte sich. Der fremde Mann wurde zwischen die beiden Metallpfeiler gestellt und ohne jegliche Vorwarnung wurden offene Stromblitze zwischen den Metallpfeiler erzeugt. Natürlich wurde der Mann immer wieder getroffen. Es war einfach viel zu schlimm anzusehen.

Ich sah mir davon die ersten drei Sekunden an und versteckte dann mein Gesicht in Leos Oberkörper. Er schaute sich das alles viel länger an, aber legte seine Arme um mich und zog mich näher zu sich. Selbst wenn ich es nicht mehr sah, brachten mich die schmerzhaften Schreie des Mannes letzendlich zum weinen. Wie kann man nur so grausam sein?

*

Als wir zurück in der Gegenwart waren, saß ich seit gefühlt 20 Minuten wie versteinert auf den Heuballen im Reiterhof. Ich komme immernoch nicht darauf klar, was ich da sah. Wie können Menschen andere Menschen nur sowas antuhen? Wie können sie tatenlos dabei zusehen? Spürt man keine Reue? Schämt man sich dafür nicht? Ich habe noch viel mehr Fragen jetzt als davor..

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen,als ich plötzlich das Licht einer Taschenlampe sah, was zwischen den offenen Spalt der Tür zu sehen war. Kurz danach sah man auch einen Schatten.

"Mira?? Bist du hier?"erkannte ich Leos Stimme. Ich antwortete mit einem leisen Ja und sah im nächsten Moment Leos Gesicht. Als er mich zwischen den Heuballen sah, kletterte er sofort zu mir hoch und umarmte mich. Auch wenn ich eigentlich Abstand von ihm brauche, habe ich das gerade echt gebraucht.

Als wir uns nach diesen kurzen Umarmung wieder lösten, merkte ich wie langsam wieder einige Tränen meine Wange runter kullerten. Leo sah das genauso und wischte sie mir weg.

"Ich hatte auch schon das Bedürfnis zu weinen. Ich finde das genauso schrecklich wie du. Es war die falsche Entscheidung von uns. Wir sollten damit aufhören. Es macht uns nur fertig" sagte er und lehnte sich nach hinten. Ich schaute ihn kurz an und schüttelte dann mit meinen Kopf. Nein Leo. Das ist die falsche Einstellung. Eine sehr falsche.

"Ich will erst recht die ganze Wahrheit wissen. Ich will jetzt erst recht wissen warum man sowas Menschen antut. Warum man jemanden so Schmerzen zu richtet. Das alles muss einen Grund haben..und Ich will ihn wissen. Ich will wissen warum es so war. Warum wir jetzt so sind wie wir sind und was überhaupt der ganze Sinn dahinter ist. Ich will die verdammte Wahrheit wissen" sagte ich. Ich gebe mich nicht so leicht geschlagen. Nicht nach dem was ich gesehen habe. Jetzt erst recht.

Leo schaute mich erstmal etwas skeptisch an, aber nickte mir dann zu.

"Jetzt erst recht. Jetzt erst recht finden wir die Wahrheit heraus um es diesen Mistkerlen zu zeigen"sagte er und setzte sich wieder auf. Ich lächelte ihn kurz an und umarmte ihn dann wieder. Er erwiederte meine Umarmung und wir lösten uns nach kurzer Zeit wieder.

Wir beide konnten unsere Augen nicht voneinander lassen und schauten uns einfach so an. Es war wohl einer von unserem Reflexen der uns dazu brachte immer näher zueinander zu kommen. Irgendwann waren wir nur noch einige Zentimeter voneinander entfernt.

"Warte. Bist du dir sicher?"fragte mich Leo, als wir kurz davor waren uns zu küssen. Ich weiß wie falsch das eigentlich ist, aber es fühlt sich einfach nicht falsch an. Ich muss echt dringend mit Noah reden. Aber erstmal sollte ich diesen Moment mit Leo genießen. Wer weiß wie viele wir davon nur haben werden..

"Ja. Ja ich bin mir sicher" sagte ich lächelnd und legte ohne weiter darüber nach zu denken meine Lippen auf seine.

Das Ketura Experiment ✓Where stories live. Discover now