18. Kapitel

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„Darf ich nicht einen Film aussuchen? Schließlich bin ich krank und du nicht", fragte ich ihn mit dem besten Bettelblick, den ich draufhatte. Lisa gab dann IMMER nach, doch hier schien es wohl anders.

„Nö, dass hättest du wohl gerne." Er guckte mich kurz an.

„Bitteeeee!"

„Nein!" Ich seufzte. Er starrte weiter auf den Fernsehr.

„Darf ich dann wenigstens den nächsten Film aussuchen?"

„Ja!"

„Yeah!" Ich warf wie ein kleines Kind die Arme hoch und tat so, als ob ich ein Fahrrad zum Geburtstag geschenkt bekommen habe.

„Aber nur wenn du jetzt die Klappe hältst." Er nahm sich die Chips und stopfte sich welche in den Mund.

Ich nahm mir etwas Popcorn und überlegte mir, wie ich die nächsten achtzig Minuten überbrücken konnte, doch mir fiel nichts schlaues ein. Das schlimmste war auch noch, dass das Licht im Wohnzimmer aus war und die Schalosien unten waren, und dadurch alles noch realer wirkte. Ich könnte die Fotos zählen, die im Regal daneben standen. Doch das Problem war, dass ich durch die Dunkelheit die Fotos kaum erkennen konnte.

Ich guckte auf den Fernseher und -

„Ah!" Ich zuckte so stark zusammen, dass ich das Popcorn von meinem Schoß warf. Genau in dem Moment, in welchem ich wieder auf den Fernseher geguckt habe, musste dieser maskierte Mann hinter dem Mädchen, das auf der Schaukel saß, auftauchen und sie von hinten erdolchen. Das ist alles zu gruselig.

„Können wir nicht bitte einen besseren Film gucken?", fragte ich Damon, der nicht zusammengezuckt war.

„Nein! Du kannst dir einfach wie ein kleines Kind die Hände vors Gesicht halten, damit du dich nicht erschreckst." Er guckte mich ernst an, doch ich sah seine Grübchen. Er verkniff sich ein Grinsen.

„Haha", sagte ich sarkastisch und drückte das Wärmekissen an meinem Bauch. Popcorn konnte ich jetzt auch nicht mehr essen, da es schön überall auf dem Teppich verteilt lag. Den müsste ich dann morgen wohl saugen.

„Ich geh mal eben auf Toilette", sagte ich, schälte mich aus meiner Decke, warf das Wärmekissen auf das Sofa und ging ins Bad.

Ich stellte mich vor den Spiegel und guckte in meine eigenen blauen Augen. Bin ich mir in letzter Zeit eigentlich klar geworden, was sich alles verändert hatte? Ich bin nicht mehr jeden Tag alleine nach der Schule zu Hause. Ich habe jetzt einen Bruder, der in meinem Alter und dazu auch noch heiß ist. Ich liege nicht mehr alleine abends im Bett. Es liegt ein Junge neben mir, der alleine nicht gut schlafen kann. Er tanzt. Er tanzt mit mir zusammen. Ich habe sozusagen einen Tanzpartner. Ich verstehe mich wieder mit meinem Vater. Connor hat seine Crew wiedergefunden. Er hat seine alten Freunde wiedergefunden, die ihm den Spitznamen Damon gegeben haben. Damon ist ein so verdammt toller Name. Mein Leben hat eine so verdammt große Wendung bekommen

Mir fiel ein, dass Connor eigentlich keine besondere Begrüßung bekommen hat. Keiner aus meiner sonstigen Familie wusste, dass meine Eltern einen Jungen adoptiert hatten. Er war plötzlich einfach mein Bruder. Wir hatten einen ganzen Monat schon davor darüber geredet, doch ab dem Tag, an welchem Damon aufgetaucht, war nichts besonderes zwischen meinen Eltern und Damon passiert.

Meine Hände machten den Wasserhahn auf und ich spritze mir eine ganze Ladung Wasser ins Gesicht. Ich trocknete mir das Gesicht ab und ging wieder ins Wohnzimmer. Er saß dort unter Decke auf dem Sofa, hatte die Schüssel mit den Chips auf dem Schoß und guckte gespannt auf den Bildschirm. Seine Zähne bissen leicht auf seiner Lippe herum. Ich hatte in den letzten Tagen gemerkt, dass er das machte, wenn er etwas spannend fand. Seine braunen Haare waren total durcheinander und es sah so gut -

My Adoptive BrotherWhere stories live. Discover now