10. Kapitel

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„Was war das jetzt eigentlich mit Dagi?", fragte ich Laurenz nach fast zwei Stunden Telefonieren. Wir konnten echt viel reden und das meiste, was wir sagten, ist unnötiges Zeug.

Es entstand Stille nach meiner Frage. Kurz bevor ich irgendwas fragen wollte, ob er noch am Handy war, antwortete er mir.

„Da war nichts! Mich überkam es einfach, dass ich sie in dieser Situation küssen musste."

„Einfach so?! Du küsst mich ja auch nicht plötzlich, wenn ich dich im Auto umarme."

„Du bist auch meine beste Freundin. Bei dir würde ich nicht auf die Idee kommen dich zu küssen."

„Und was war dann das mit Dagi? Ihr seid auch Freunde. Oder magst du sie mehr als andere von uns?" Danach enstand wieder eine Stille, die ich aber jetzt deuten konnte.

„Alles klar! Da war Antwort genug! Du magst sie mehr. Warum sprecht ihr dann und sagt, dass ihr alles vergessen sollt?"

„Dagi meinte das. Ich habe diesen Vorschlag nicht gemacht", sagte er mit trauriger Stimme.

Ich seufzte. „Du weißt schon, dass Dagi oft Dinge sagt, die sie nicht so meint? Eigentlich sagt sie immer Sachen, die sie nicht so meint, in Situationen, die sie nervös machen."

„Ich weiß! Aber als sie sagte, dass wir es einfach vergessen sollte, fühlte ich mich so elend. Ich habe einfach nur gesagt, dass es das Beste wäre und sie ist direkt danach von mir weg gelaufen."

„Du musst ihr sagen, dass du es nicht so meintest. Was willst du eigentlich dann von ihr?"

„Ich habe keine Ahnung, Madi. Ich will sie am liebsten die ganze Zeit bei mir haben und sie nicht laufen lassen. Ich will nicht, dass sie mit anderen Typen flirtet. Ich will, dass sie nur mir ihre Aufmerksamkeit schenkt und keinem anderen. Ich will, dass sie die gante Zeit lächelt. Ich will nicht, dass sie weint." Ich lächelte vor mich hin, denn wie er es so verzweifelt sagte, war süß.

„Da ist aber einer verliebt", sagte ich und lachte leicht.

„Nein! Ich mag sie einfach nur mehr als euch, aber verliebt sein, ist es nicht."

„Ey! Das war fies. Ich dachte, dass du mich total lieb hast."

„Ich habe dich als beste Freundin lieb, aber nicht so wie Dagi."

„Jaja!"

„Was ist das eigentlich mit Connor und dir?", fragte er um vom Thema abzulenken.

„Er ist mein Bruder."

„Achja?! Aber ihr verhaltet euch nicht so. Geschwister verhalten sich nicht so wie ihr. Ihr seit irgendwie anders."

„Vielleicht liegt es daran, dass ich ihn erst seit nichtmal einer Woche kenne und es bei uns ganz anders ist als bei anderen Geschwistern? Er ist nicht seit Jahren mein Bruder, sondern erst seit ein paar Tagen und dazu noch adoptiert."

„Trotzdem ist es nicht so wie bei anderen Geschwistern. Es ist schwer zu erklären." Ich seufzte mal wieder und hätte am Liebsten sofort aufgelegt.

„Madison! Abendessen ist fertig!", rief meine Mutter von unten. Ha! Danke, Mum! Jetzt habe ich eine Ausrede zum auflegen.

„Ich komme!", schrie ich zurück.

„Laurenz? Ich muss auflegen. Abendessen ist fertig."

„Bye! Bis Montag! Hab dich lieb!"

„Ich dich auch", sagte ich und legte auf. Zum Glück hatte ich eine unbegrenzte Handyflat, sonst wäre ich echt am Arsch. Ich konnte mit Laurenz wirklich über alles reden, zwar konnte ich das auch mit Lisa, aber mit Laurenz konnte man auch über Themen, die man besser nicht seiner Seelenverwandten bespricht, reden. Er war für mich wie ein großer Bruder, obwohl diesen Job eigentlich jetzt schon Connor erledigen sollte.

My Adoptive BrotherWhere stories live. Discover now