39. Kapitel

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Am nächsten Tag gingen wir ins Krankenhaus.

„Dein Fuß ist schon gut wieder verheilt. Wir brauchen nur noch eine kleine Schiene", sagte sein Arzt, als Damon seinen Gips abhatte.

„Also muss ich nicht mehr mit den Krücken laufen?", fragte Damon erfreut.

„Du brauchst nur noch eine, damit du ein wenig deinen Fuß beim Laufen entlastet."

„Okay", sagte Damon und lächelte glücklich. Ich stand neben der Liege, auf der er lag, und grinste. Er hatte heute Morgen so ein Gezeter veranstaltet, als wir Krankenhaus los wollten. Er wollte Zuhause bleiben, doch irgendwann hatte ich ihn dazu überredet, ins Krankenhaus zu gehen.

Damon kriegte die neue Schiene an den Fuß und durfte sogar seinen Schuh drüber anziehen. „Aber pass bitte noch auf und komm in vier Wochen wieder. Falls der Fuß anfängt, sehr stark weh zu tun, kommst du bitte direkt wieder. Wenn es weniger weh tut, kannst du die Schmerztabletten nehmen."

„Danke", sagte Damon und schnürte seinen Schuh etwas locker um seinen Fuß.

„Bis dann, hoffentlich in vier Wochen", sagte der Arzt und reichte uns beiden die Hände.

„Tschüss", sagten Damon und ich. Er nahm einer seiner Krücken. Der Arzt nahm ihm die andere lächelnd ab. Wir gingen aus dem Behandlungszimmer und liefen wieder in die Eingangshalle.

„Was sollen wir jetzt machen?", fragte ich und stellte mich vor Damon. Er grinste und schloss seinen einen Arm um meine Hüfte. Mein Herz raste, obwohl es sich langsam an mal an ihn gewöhnen müsste. Tat es aber nicht.

„Lass uns zu Chris gehen. Ich darf ja wohl jetzt zu ihm. Ich bin ja kein Patient mehr hier", sagte er und gab mir einen kurzen Kuss.

„Okay", sagte ich und nahm seine freie Hand in meine. „Vielleicht ist Lara da."

„Kann gut sein!", antwortete er. Wir gingen zur Intensivstation und suchten Chris Zimmer. Ich hatte oft in den letzten Tagen gemerkt, dass Damon seinen Gedanken nachhing und traurig wurde. Wahrscheinlich hatte er dann über Chris nachgedacht. Einmal hatte er mich gefragt, wieso Chris ins Koma gefallen ist und nicht er. Ich hatte ihn nur umarmt und gesagt, dass er froh darüber sein sollte, dass sie nicht beide ins Koma gefallen waren. Damon hatte nur genickt, aber war nicht glücklicher geworden.

Wir kamen vor Chris Zimmer an und sahen, dass Lara nicht da war. Damon versteckte seine Krücke bei den Sitzplätzen. Meine Handtasche legten wir auf einen Sitz und hofften, dass sie gleich noch da war. Schnell waren die Schutzkittel angezogen und die Hände desinfiziert. Ich atmete nochmal tief durch, bevor wir in das Zimmer von Damons besten Freund gingen.

Damon blieb neben mir stehen, als wir in den Raum traten. Er guckte sich die ganzen Maschinen um Chris herum mit großen Augen an. „Was ist das alles?", flüsterte er leise. Als er Chris sah, wurde sein Blick betrübt. Er guckte ihn aus der Ferne an und all seine Muskeln spannten sich an.

„Hi Bruder", sagte er traurig und trat an Chris' Bett. Ich stellte mich neben Damon und nahm seine Hand in meine. Fest drückte ich sie. Er guckte zu mir und versuchte kurz zu lächeln, aber es gelang ihm kläglich. „Was geht? Ich mache mir Sorgen um dich. Warum liegst du bloß hier? Warum telefonierst du auch, während du Auto fährst? Eine richtig dumme Idee von dir, du Idiot." Er redete langsam und guckte in Chris' Gesicht. „Jetzt liegst du hier im Koma und kannst mich wahrscheinlich nicht einmal hören. Deine Freundin ist jeden Tag wegen dir traurig, obwohl das wahrscheinlich nicht einmal gesund für sie ist wegen...wegen-" Er brach ab und seine Augen wurden nass. „Werde einfach schnell wach, okay? Versprich es mir, Bruder! Ich zähl auf dich." Er berührte Chris Hand, aber zog seine schnell weg. Es war für wohl genauso komisch wie für mich letztes Mal.

My Adoptive BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt