34. Kapitel

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Es war sehr gemütlich von Damon, auf dem Schoß, durch die Gegend zu kutschiert zu werden. Ich kuschelte mich mit meinem Rücken enger an ihn und er legte die Arme um mich, bis wieder die Aufzugstüren aufgingen und wir rausfuhren. Seine Armmuskeln arbeiteten und ich guckte mir das Spektakel aufgeregt an. Wir kamen auf der Intensivstation an.

„In welchem Zimmer liegt er hier?", fragte Damon hinter mir und fuhr langsamer an den Zimmer vorbei.

„Weiß ich nicht. Wir müssen Lisa suchen. Oder Lara, aber sie ist, glaube ich, sowieso in Chris Zimmer." Wir fuhren den Gang weiter entlang. Ich sah weinende Menschen, Ärzte, die herumhetzen, kleine Kinder, die auf dem Boden spielten, ältere Menschen und auch ein paar in unserem Alter. Es waren alle Generationen vertreten, während wir durch den langen Flur fuhren. Es war interessant, wie sie alle verschiedene Gesichtsausdrücke hatten. Menschen guckten uns interessiert an und ich versuchte mein Gesicht hinter meinen Haaren zu verstecken. Es war schon etwas peinlich, so durch die Gegend zu fahren.

„Hi! Was macht ihr denn hier?", fragte plötzlich eine Stimme neben uns und ich zuckte zusammen.

Ich drehte mich zur Seite und entdeckte Lisa, die auf einer Stuhlreihe alleine saß. Ich stand schnell von Damons Schoß auf und setzte mich neben sie. Sie sah amüsiert aus und grinste mich an. Unter ihren Augen waren Augenringe, die sie nicht so wie ich über schminkt hatte.

„Hey! Und? Wie geht es ihr und ihm?", fragte ich und lächelte.

„Ihm geht es noch immer gleich. Und Lara ist schon kaputt, aber sie hat heute ausgeschlafen und gut gefrühstückt. Sie ist bei Chris im Zimmer. Lange darf sie nicht bleiben, aber sie möchte so oft wie möglich bei ihm sein. Wie geht es dir?", fragte sie lächelnd.

„Gut. Danke übrigens, dass du uns die Sachen gebracht hast, und dass du für uns gestern da warst."

„Dafür bin ich deine beste Freundin. Das ist selbstverständlich." Sie zwinkerte mir zu. Ich lachte und umarmte sie kurz.

„Und? Wie geht es dir, Connor? Was macht der Klotz am Bein?" Sie nickte ihm zu.

„Gut. Sehr gut. Der Klotz am Bein juckt, aber ich komm schon zurecht damit. Das einzige, das mich gerade nervt, ist dieser Rollstuhl." Lisa lachte und lehnte sich zurück.

„Warst du auch schon bei Chris drinnen?", fragte ich und guckte sie interessiert an.

„Ja, ein Mal. Schließlich bin ich seine 'Schwester'." Sie machte Gänsefüßchen in die Luft. „Lara ist aber schon öfters bei ihm gewesen. Also eher gesagt dreimal. Eigentlich dürfen nur engere Verwandte zu ihm, aber wir haben mit dem Arzt gesprochen. Wir haben ihm erzählt, dass er nur mich als 'Schwester' und sie als Familie hat. Er hat keine Eltern oder sonstige Verwandte. Er hat nach langem diskutieren aufgegeben und hat gesagt, dass sie zu ihm darf. Ich habe auch direkt nachgefragt, ob nicht noch mehr Freunde zu ihm dürfen, die für Chris eine Familie sind. Er meinte, dass höchstens noch drei andere Freunde zu ihm dürften dann. Und es sei auch nur eine sehr große Ausnahme. Andere Patienten dürften aber nicht zu ihm. Tut mir leid, Damon. Da konnte ich dann nichts mehr dran ändern." Sie zuckte mit den Schultern und guckte auf den Boden.

„Hey! Jetzt sei nicht deprimiert, weil du es nicht geschafft hast, dass Damon zu ihm darf. Er kann zu ihm, wenn er wieder selber aus dem Krankenhaus entlassen ist. Das dauert bestimmt nicht mehr lange. Und wir können hoffen, dass Chris bis dahin schon wieder wach ist. Es können wenigstens andere Freunde zu ihm und das ist schon sehr besonders. Du hast geschafft, einen Doktor dabei umzustimmen. Das ist verrückt! Sei stolz auf dich." Ich fuhr über ihren Arm und lächelte aufmunternd. Damon lächelte und versuchte den kurzen Schimmer von Traurigkeit in seinen Augen zu verstecken. Er wusste genauso wie ich, dass Lisa da schon was besonderes geschafft hat.

My Adoptive BrotherWhere stories live. Discover now