6. Kapitel

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Mein Wecker fing an zu klingeln. Ich versuchte, ihn zu erreichen und auszumachen, stattdessen haute meine Hand auf etwas anderes, etwas warmes, etwas menschliches.

Ich öffnete erschrocken meine Augen und sah eine trainierte Brust vor mir.

„Guten Morgen!", sagte jemand mit einer rauen Morgenstimme.

Was war passiert?!

Denk mal nach!, sagte meine innere Stimme und ich fing an mich zu erinnern.

Connors Umarmung, seine Sturheit mit dem schlafen und wie ich neben ihm einschlief.

Wie ich mich kannte, hatte ich mich dann in der Nacht an ihn gekuschelt.

„Morgen!", sagte ich und versuchte aufzustehen, aber Connors Arm um meine Hüfte hinderte mich daran.

Der Wecker war wieder von selber ausgegangen. Das liebte ich an dem Wecker. Zwei Minuten klingelte der Wecker, ging dann wieder aus und klingelte dann nach fünf Minuten weiter.

„Steh noch nicht auf" sagte Connor mit rauer Stimme und umschlang meine Taille mit beiden Armen um mich mit dem Rücken an seine Vorderseite zu pressen.

„Ich muss aber aufstehen!", sagte ich und versuchte mich au seinen starken Armen zu befreien, Er war schon verdammt stark am Morgen.

„Bitte!", flehte ich jetzt, obwohl es mir in seinen Armen gefiel, aber ich musste mich für die Schule fertig machen.

„Sag bitte, bitte lieber heißer Connor!"

„Niemals!", sagte ich. Ich würde doch nicht sein Ego noch mehr stärken. Das konnte er sich schön abschminken!

Er dagegen verstärkte noch mehr den Griff um meine Taille (falls das überhaupt noch ging) und murmelte in mein Ohr: „Dann musst du so noch länger hier liegen."

Ich bekam Gänsehaut im Nacken bei seiner verdammt rauen Stimme.

„Okay! Ich gebe auf. Bitte, bitte lieber Connor!", sagte ich und dachte, dass er nun endlich loslassen würde.

„Du hast das ‚heißer' vergessen", murmelte er in mein Ohr.

Ich rollte mit den Augen und sagte:„Bitte, bitte lieber heißer Connor!"

„Geht doch!", sagte dieser und ließ mich los. Ich sah, dass er ein Grinsen im Gesicht hatte, als ich mich umdrehte. Ich war zu faul aufzustehen, aber ich wollte auch nicht unbedingt noch weitern in den Armen eines noch fast fremden Jungen liegen. Er hatte mir noch nicht erzählt, warum er bei uns war oder ob seine Eltern noch lebten oder sonstiges aus seiner Vergangenheit. Wenn man mit ihm redete, redete er nur von Sachen, die ihm Moment irgendwas besonderes waren, aber keine alten Sachen. Er mied schon fast die Vergangenheit.

„Und jetzt erklär mir mal, warum du unbedingt bei mir schlafen wolltest."

„Ich dachte du musst dich fertig machen."

„Das hat jetzt noch diese zwei Minuten Zeit."

„Wie gesagt. Ich wollte einfach und du solltest nicht alles hinterfragen. Mach einfach mal Sachen ohne nachzudenken!", sagte er, nahm seine Decke und ging aus meinem Zimmer.

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Der Tag verlief relativ normal. Ich hatte mich umgezogen, mit meinen Eltern und Connor gefrühstückt, bin zur Schule gefahren und den Schultag mehr oder weniger gut hinter mich gebracht.

Connor hatte mit mir zwei Kurse gehabt und beide Male saß er neben mir. Wir konnten nicht reden, weil wir in beiden Kurse sehr strenge Lehrer hatten. Warum hatten wir eigentlich so viele strenge Lehrer auf der Schule? Aufjedenfall hatte er mich mehrere Male zum Lachen gebracht, weil er die Lehrer nachgeahmt hat. Das hatte strenge Blicke von den Lehrer eingefangen, aber es war mir egal. Wer lacht schon nicht, wenn ein gutaussehnder Junge versucht einen Lehrer, der hässlich und fett war, nachzuahmen?!

In den Pausen war Connor immer bei uns. Langsam fand ich, dass er zu uns gehörte. Manche Mädchen hatten versucht mit Connor zu flirten. Mit manchen hatte er dann auch wirklich geflirtet, aber manche hat er einfach abblitzen lassen. Es war seine Sache, was er machte, und mir war es eigentlich egal, doch irgendwas in mir drin streikte leicht, wenn er mit einem Mädchen flirtete.

Als ich endlich aus der letzten Schulstunde von diesem Tag kam, ging ich mit Lisa und Dagi raus.

„Was hast du eigentlich gestern noch gemacht? Du hast nicht auf meine Nachricht geantwortet", fragte Lisa.

„Sorry! Ich habe gestern nach der Schule vergessen, mein Handy aufzuladen, weil es leer war, und dann hatte ich das erst am Abend angeschlossen und bis heute in der Schule nicht wieder angemacht", sagte ich und versuchte der ersten Frage auszuweichen. Ich wollte die Sache mit Connor nicht so gerne erzählen.

„Und? Was hast du gerne noch so gemacht?"

„IchhabeaufConnorsSchoßPizzagegessenConnorwütendgemachtanderthalbStundenübermeinLebennachgedachtlangegetanztundbinspäternebenConnoreingeschlafen", zählte ich so schnell auf, sodass man es kaum verstand.

„Was? Ganz langsam, Madi. Ich habe nur verstanden, dass du neben Connor eingeschlafen bist und was hat das auf sich?", sagte Lisa und lachte.

Ich erzählte ihr alles von gestern und ihre Augen fielen fast aus ihrem Kopf.

„Wow! Was du alles an einem Tag erlebst. Mein Tag ist ja schon fast sterbens langweilig dagegen. Aber Connor muss man jetzt aber nicht wirklich verstehen, oder?", sagte Lisa und wir drei waren an unserer Bushaltestelle angekommen. Die Jung unternahmen heute alle zusammen was und sie wollten uns nicht dabei habe, weshalb wir mit dem Bus nach Hause fuhren. Dagi war die ganze Zeit schweigend neben uns hergelaufen.

„Wie findest du das, Dagi?", fragte Lisa sie jetzt.

„Wie? Was? Sorry, ich war in Gedanken versunken", sagte Dagi und guckte uns schuldbewusst an.

„Du bist den ganzen Tag schon in Gedanken versunken. Was ist los?", fragte ich.

„Nichts, nichts! Ist nichts besonderes!", sagte Dagi und guckte in die Ferne.

„Komm schon! Wir sind deine beste Freundinnen. Was ist los?", fragte Lisa nun und warf Dagi einen Arm um die Schulter. Das stimmte! Als Lisa und ich sechs Jahre alt waren, hatten wir Dagi in der ersten Klasse kennengelernt und seitdem ist sie auch unsere beste Freundin. Lisa und ich hatten zwar den besseren Kontakt und standen uns auch etwas näher, aber Dagi gehörte auch zu uns.

„Ihr sagt es aber keinem weiter, oder?", fragte Dagi und guckte uns wieder an.

„Versprochen!", sagten Lisa und ich gleichzeitig und hoben beide eine Hand. Ich war Dagi gerade so dankbar, dass sie von Connor und mir ablenkte.

„Okay. Also ihr seid gestern ja früher weg gefahren. Louis, Laurenz und ich hatten noch einen Kurs und als wir endlich Schulschluss hatten, musste Louis schnell nach Hause, weil seine kleine Schwester Geburtstag hatte. Laurenz hatte mich, als Louis weg war, gefragt, ob ich Hunger hätte und ob ich mit ihm zu Mulunu gehe. Ich hatte Hunger und bin dann mit ihm zu Mulunu. Wir haben Pizza gegessen, uns gut verstanden und wir haben viel gelacht. Er hat mich dann später nach Hause gefahren. Als er dann vor unserem Haus hielt, wollte ich ihm umarmen wie wir es immer zur Verabschiedung machen. Und dann...hat er...also ich..."; stockte Dagi am Ende rum.

„Was dann?", fragte Lisa jetzt ungeduldig.

„Dann hat er mich nicht mehr aus der Umarmung gelassen und...und dann hat er mich geküsst. Auf die Lippen." Das Ende flüsterte sie nur noch und ich hatte Probleme es zu verstehen, doch ich verstand es. Ich guckte sie erschrocken an.

„Waaaas?", sagte Lisa laut. Ich sagte nichts sondern dachte nur: Laurenz und Dagi? Wow!

My Adoptive BrotherWhere stories live. Discover now