32. Kapitel

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„Also...der Zustand von Connor ist stabil." Ich atmete meine ganze angehaltene Luft aus. Zum Glück ist er stabil! „Ich erkläre ihnen es jetzt alles etwas einfacher, da sie wahrscheinlich keine Ahnung haben, was ich mit den Fachbergriffen meine." Ich nickte nur, um so schnell wie möglich zu erfahren, was er hat. „Connors rechter Fuß ist gebrochen, er wurde eingequetscht. Sonst hat er sich nichts gebrochen. Er hat viele Schürfungen und ein paar blaue Flecken, aber die gehen soweit alle in Ordnung. Er hatte wirklich Glück gehabt. Ob er eine Gehirnerschütterung hat, weiß man noch nicht. Das können wir erst erfahren, wenn er wieder wach ist."

„Wann wird er wieder wach?"

„Er wurde vor fünf Minuten in den Aufwachraum geschoben. Wann er wirklich wieder wach ist, weiß man nie so genau, aber wir werden ihnen Bescheid geben."

„Danke", sagte ich und atmete nochmal tief durch. Er hat es überlebt! Es geht ihm weitestgehend gut. Das ist sehr gut. Nur das mit seinem Fuß ist extrem scheiße.

„NEIN!", hörte ich plötzlich eine Person hinter mir laut schreien. Ich drehte mich blitzartig rum und sah, wie Lisa Lara stütze. Was war los? Ich rannte auf sie zu und nahm von Lisa eine weinende und schluchzende Lara entgegen, die immer wieder Nein schrie.

„Was ist los?", fragte ich Lisa und versuchte gleichzeitig Lara zu beruhigen.

„Chris hat sich das Schienenbein und einen Unterarm gebrochen. Und..." Sie atmete tief durch und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, waren sie voller Tränen. „Er ist im Koma. Die Ärzte wissen nicht, wann er wieder aufwacht. Es kann heute, morgen, in drei Jahren oder sonst wann sein. Sie wissen es einfach nicht."

„Oh Gott!", brachte ich raus und mir liefen hunderte von Tränen übers Gesicht. In dem Moment war mir egal, was mit Damon war. Der beste Freund von meinem Bruder ist im Koma. Der Freund von dem Mädchen, das ich hier gerade halt, ist im Koma. Das ist schrecklich, grausam und alles schlimme zusammen.

Ich hielt Lara fest. Sie weinte noch viel stärker als zuvor und konnte nicht aufhören. Doch plötzlich drückte sie sich von mir. Sie rannte los und ich schrie ihren Namen, doch sie hörte mich nicht. Lisa und ich liefen ihr nach. Lara rannte zur einer Frauentoilettenraum und riss die Tür auf.

Als Lisa und ich in dem Raum eintraten, hörten wir Würgeräusche. Ich lief schnell zur der Kabine, aus der die Geräusche kamen und hielt Lara die Haare zurück. Sie übergab sich und hockte auf dem Boden.

Irgendwann hörte sie auf und lehnte sich gegen die Kabinenwand. Lisa tauchte neben mir auf und reichte Lara einen Becher Wasser. Sie trank ihn durstig aus und schloss die Augen. Ihr ganzes Gesicht sah schlimm aus. Verheult, krank und einfach fertig.

Wir blieben noch ein paar Minuten dort auf dem Boden hocken, ohne ein Wort zu sagen. Es war uns in diesem Moment egal, dass wir auf dem Boden einer öffentlichen Toilette hockten. Es war uns in diesem Moment egal, dass es hier heftig stank. Jeder hing seinen Gedanken nach und ich fragte mich, wie in der einen Sekunde alles in Ordnung sein kann und in der nächsten alles so kaputt wie Scherben.

„Komm! Wir müssen dich zu einem Arzt bringen", sagte ich als erste und stand auf.

„Nein! Ich muss bei Chris bleiben. Ich muss wissen, wann er aufwacht", sagte sie und machte sich noch kleiner auf dem Boden, als ich ihr aufhelfen wollte.

„Du musst aber untersucht werden. Komm schon! Hier drin wirst du nicht erfahren, wann Chris aufwacht." Nun nahm sie meine Hand an und ich half ihr hoch. Lisa stand neben uns und guckte Lara besorgt an.

„Pass auf! Ich gehe mit dir zu einem Arzt hier im Krankenhaus, der dich untersucht, und Madi wird sich nach Chris erkundigen", sagte Lisa. Ich fand ihren Vorschlag gut und so kam es, dass Lara und Lisa sich nach einem Arzt erkundigten, der Lara untersuchen sollte, und ich zurück zu unseren Sitzplätzen ging.

My Adoptive BrotherDonde viven las historias. Descúbrelo ahora