[23] Gib niemals auf!

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»Kannst du etwas hören?«, fragte Cheeky schwer atmend.

»Nein, nichts. Verdammt! Hoffentlich geht es ihnen gut«, antwortete Ajala besorgt. »Tarun! Narami! Seid ihr noch da unten? Wir sind jetzt hier und helfen euch beim Graben!«

Doch Ajala erhielt weiterhin keine Antwort.

»Los, Cheeky, grab! Grab was das Zeug hält! Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren.«

Die zwei gruben und buddelten, was das Zeug hielt. Ayala konnte schon kaum noch etwas sehen, so viel Schlamm und Erde wirbelte sie sich selbst ins Gesicht. Aber sie konnten von der anderen Seite keine Geräusche hören, die darauf hindeuteten, dass auch Tarun und Narami noch damit beschäftigt waren, sich den Weg frei zu graben.

»Vielleicht haben sie mittlerweile doch einen anderen Weg gefunden oder wir sind an der falschen Stelle«, machte sich Cheeky Sorgen.

»Es gibt in dieser Höhle keinen anderen Ausweg und wir sind unmöglich so lange durch die Höhle gelaufen, dass unser Ziel noch weiter weg sein könnte. Es muss hier sein. Es muss einfach!«

Ajala stiegen die Tränen in die Augen und sie zitterte vor Angst, Erschöpfung und Unterkühlung, doch sie gab nicht auf.

Es war bereits dunkel geworden, als Ajala noch immer all ihre Kraft zusammennahm, um nach ihren beiden Freunden zu graben. Sie konnte nicht mehr erkennen, ob es noch Schmerz war, den sie in all ihren Gliedern spürte oder ob sie überhaupt noch etwas spürte. Kälte und Anstrengung zollten allmählich ihren Tribut und sie zitterte so stark, dass sie kaum noch in der Lage war zu graben. Auch ihre langen und robusten Krallen zeigten bereits deutliche Abnutzungen.

Auch Cheeky gab sich alle ihm zur Verfügung stehende Mühe, mit seinem kräftigen gebogenen Schnabel Sand, Erde und kleinere Steine beiseitezuschaffen. Doch es war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und auch er war sehr schwach und sein Gefieder, das nun langsam trocknete, war verklebt. Fliegen würde er in nächster Zeit nicht mehr können. Doch alles, an was er im Moment denken konnte, waren Tarun und Narami.

Nach einer Ewigkeit vollen Schmerzen und Angst gab der Boden unter ihnen endlich nach und der Höhlenausgang, der verschüttet wurde brach wieder auf. Geröll und Erde platschte lautstark in die bereits nahezu vollständig überflutete Höhle.

»Ka-kannst du sie sehen? Wie geht es ihnen?«, fragte Cheeky mit erstickter Stimme, reckte seinen Hals durch die dunkle Öffnung und zog ihn sogleich wieder zurück.

Der Vogel wollte selbst keinen Blick in die Höhle werfen, zu sehr fürchtete er sich davor, was er darin vielleicht sehen könnte. Auch Ajala wagte es zunächst nicht, die Augen zu öffnen, als sie sich über den Rand der Bodenöffnung beugte. Als sie es doch tat, erlebte sie eine böse Überraschung.

»Ich kann sie sehen!«, rief sie nervös. »Aber sie ... sie bewegen sich nicht. Sie scheinen unter der Wasseroberfläche zu sein. Ich weiß nicht, ob sie ... ob sie noch leben. Tarun! Narami!« Ajala schrie sich fast die Lunge aus dem Leib, aber die Tiger blieben regungslos.

Auch Cheeky blinzelte jetzt mit einem seiner seitlich am Kopf liegenden Augen durch die Öffnung zur Hohle, um sich von dem Schrecken zu überzeugen, den ihm Ajala berichtete. Er schluckte schwer, als er das skurrile Bild seiner Freunde sah, die wie zwei Wassergeister unter der Oberfläche des Wassers schwebten.

»Es hilft nichts. Ich springe jetzt rein«, sagte Ajala entschlossen und zog ein letztes Mal tief Luft ein, dann hielt sie den Atem an und sprang in das kalte und schmutzige Wasser der Höhle.

Cheeky konnte nur hilflos am Rand des Eingangs stehen bleiben und auf das Beste hoffen. Er dachte daran, dass er noch nie so glücklich war wie jetzt und wie es wohl sein würde, wenn er dieses Leben wieder aufgeben musste.

Tarun und der Fluch der NagasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt