[21] Die Höhle

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»DAS WAR CHEEKY! Es kam aus dem hinteren Bereich der Höhle! Er scheint in Schwierigkeiten zu stecken.« Narami zögerte nicht und flitzte weiter in die unbekannte Höhle hinein.

»Narami, warte! Wir wissen nicht, was passiert ist. Es könnte gefährlich sein«, rief Tarun ihr nach und wollte ihr so schnell wie möglich folgen.

»Lass mich hier nicht zurück, Prinzchen! Vielleicht könnt ihr einen alten Tunichtgut wie mich gebrauchen, um diesen verrückten Papagei zu retten«, rief Hanuman und hüpfte aufgeregt hoch und runter.

»Verzeih mir, Alterchen. Los, steig auf und bleib bei mir, egal was passiert.« Tarun ließ den Primaten auf seinen Rücken steigen und nahm dann die Verfolgung auf, um Narami und Cheeky zu suchen.

Hanuman hatte sich mit ein paar kleinen Steinen bewaffnet und saß, scheinbar zu allem bereit auf Taruns Rücken. Beiden war die Anspannung anzusehen. Niemand wusste, was hinter der nächsten Biegung auf sie zukommen würde, und der blinde Affe konnte ohnehin nur raten, was um ihn herum geschah.

»Diese Höhle ist weitläufiger, als ich gedacht hätte«, stellte Tarun verblüfft fest, als er nach einer Weile an einer Gabelung ankam. »Jetzt kann der alte Mann auf meinen Schultern beweisen, wie hilfreich er ist. Hanuman, der rechte oder der linke Tunnel? Ich kann weder etwas hören noch bin ich sicher, dass ich eine Geruchsspur wittere.«

»Es gibt zwei Arten von Wegen, den richtigen und den falschen. Du solltest beide im Leben schon einmal gegangen sein. Nur so wirst du erwachsen«, philosophierte Hanuman und gestikulierte dabei bedeutungsschwer in der Luft herum.

»Du sollst keine Floskeln zum Besten geben, sondern sagen, welchen Weg ich nehmen soll.« Tarun verdrehte die Augen und wählte den linken Tunnel – auf gut Glück.

»Ganz recht, mein Junge. Falls sich dieser Weg als der Falsche erweist, gehst du zurück und weißt dann, welcher der Wege, der richtige ist«, bestätigte Hanuman seine eigene Weisheit und nickte voller Überzeugung mit dem Kopf.

Tarun setzte vorsichtig eine Pfote vor die andere. Er fühlte sich wieder so hilflos wie damals in Naramis Höhle.

Vielleicht gibt es ja hier dieses Mal wirklich diese Geister, von denen die alten Tiere sprachen? Der ehemalige Thronfolger schob diesen Gedanken schnell von sich. Er war schon einmal Naramis großer Held gewesen und er wollte jetzt ebenso mutig sein und seine Verlobten retten – wovor auch immer.

»Ich glaube, das war wirklich der falsche Weg. Hier ist nichts. Es wird immer enger und dunkler, aber ich kann nichts hören. Wir sollten umkehren«, schlug Tarun nach einer Weile vor.

»Das würde ich sehr begrüßen, mein Junge. So langsam wird es etwas knapp über mir und du weißt, ich sehe nichts und kann den Vorsprüngen nicht rechtzeitig ausweichen«, jammerte Hanuman und hob ängstlich die Hände über den Kopf.

»Das wollen wir natürlich nicht riskieren«, stimmte Tarun seinem Freund zu. »Also los, zurück und flott den anderen Tunnel lang. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«

Tarun ging so schnell, wie es in dieser dunklen und engen Umgebung möglich war und erreichte erneut die Weggabelung.

»Also gut, jetzt eben der rechte Tunnel. Mal sehen, ob wir da mehr Glück haben.« Tarun holte tief Luft und setzte selbstbewusst seinen Weg fort.

Diesmal schien er mehr Erfolg zu haben. Bereits nach ein paar mehr oder weniger unwegsamen Biegungen erreichte er eine Stelle in der Höhle, in der die Luft nicht mehr ganz so stickig war. Auch schien dem jungen Bengaltiger so, als würde er Naramis Stimme hören.

»Hanuman, mein Freund. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Das war Narami und sie klingt zumindest nicht so, als wäre sie in Gefahr.« Tarun fühlte einen Stein von seinem Herzen fallen und den restlichen Weg ließ er deutlich leichter hinter sich.

Tarun und der Fluch der NagasWhere stories live. Discover now