[12] Der Fluch der Nagas

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»Tssstssstsss. Dasss issst aber gar nicht königlich, Eure Majessstät. Außßßerdem habe ich Euren Befehlen noch nie Gehorsam geleistet. Aber ssschön. Lasssen Sssie esss mich erklären. Die Prophezzzeiung issst in Wirklichkeit ein Fluch«, begann Padma zu erzählen.

»Ein Fluch? Was für ein Fluch?«, fragte Devesh ungeduldig.

»Der Fluch der Nagasss. Krankheit und Tod werden Euer Königreich befallen. Hört Euch nur um, Majessstät. Die ersssten Tiere klagen bereitsss über Unwohlsssein und auch der ein oder andere Verlussst issst zu beklagen.« Padma schaute uninteressiert auf ihre Schwanzspitze.

»Krankheit und Tod gehören zum Leben dazu, Padma. Auch in meinem Königreich sind die Tiere nicht unsterblich. Solche Dinge sind ganz normal. Was hat das mit diesem angeblichen Fluch zu tun?«, fragte Devesh angesäuert.

»Hihihi. Dasss werdet ihr bald sssehen. Ssssagt dann nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt. Mit diessser weißßßen Tigerin habt Ihr den Tod in Euer Reich gelassssen. Ssssie issst der Fluch! Tötet Sssie und rettet Euer Königreich!«, sagte Padma deutlich eindringlicher und kam ruckartig auf den König zu, um ihm tief in die Augen zu blicken.

»Nein! Niemals! Narami ist meine zukünftige Schwiegertochter. Die baldige Königin dieses Reichs. Der erste Tiger für den sich mein Sohn und Thronfolger mehr interessiert, als für sich selbst und seine Abenteuer. Sie ist eine wundervolle Persönlichkeit und alle Tiere akzeptieren und lieben sie, auch wenn sie anders aussieht. Ich werde dem Mädchen auf keinen Fall etwas antun. Welch ein Vater wäre ich denn? Was für ein König wäre ich?«, antwortete Devesh empört.

»Ein König, der dasss Wohl ssseinesss Königreichesss über dasss eigene ssstellt. Euch bleibt keine andere Wahl, Majessstät. Tötet die Weißßße und rettet damit die Tiere Euresss Reichesss. Oder lassssst sssie leben und opfert jeden, der sssein Vertrauen in Euch gesssteckt hat. Dasss habt Ihr zu entssscheiden, Hoheit. Ihr allein müsssst wissssen, wasss Ihr mit meiner Warnung anfangt. Ich wünsssche eine geruhsssame Nacht.« Padma verbeugte sich kurz und schlängelte zurück in den Dschungel.

König Devesh lief noch eine Weile unruhig umher, bis er am Beginn des Morgengrauens heim zu seiner Familie kehrte.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte ihn seine Frau, als sie erwachte.

»Ja, Liebste. Ich habe alles geklärt. Es war wieder einmal die alte Padma, die die Leute mit ihren Schauermärchen in Angst und Schrecken versetzte. Es gibt keinen Grund, beunruhigt zu sein.«

Devesh hoffte, dass sich seine Frau mit dieser Notlüge zufriedengeben würde und sank anschließend in einen unruhigen Schlaf.

Seit seiner Rückkehr war eine Mondphase vergangen. Tarun zählte seitdem die vollen Monde. Noch drei musste er sehen, bis die große Hochzeit stattfinden würde. Dann würde er, Prinz Tarun, seine Partnerin und zukünftige Königin des Dschungels zur Frau nehmen. Narami - die weiße Tigerin.

Die Tiere des Urwaldes hatten die Tigerdame mit dem außergewöhnlichen Fell bereits herzlich in ihrer Mitte aufgenommen und konnten es kaum erwarten, dem Fest endlich beizuwohnen. Lange Zeit hatte es nicht mehr so viele Festtage gegeben, wie sie seit der Rückkehr des königlichen Tigerpaares. Auch deshalb waren die beiden Tiger vor allem bei den jüngeren Tieren zu Idealen geworden.

Doch nicht jeder der Untertanen in Deveshs Reich sollte zu dem bevorstehenden Hochzeitsfest anwesend sein können. In vielen Familien grassierte seit ein paar Wochen eine Krankheit, die bereits mehrere Opfer gefordert hatte. Sie ereilte nicht nur alte und schwache Tiere, sondern auch die jungen, kräftigen, und auch zwei Neugeborene waren kürzlich daran verstorben. Ein Leopardenjunges und ein Panzernashornkalb.

Tarun und der Fluch der NagasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt