Kapitel: 24

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Es dämmerte bereits im Reich der Sonne. So gut wie jeder auf der Burg von Zidammer schlief den Schlaf der Gerechten,
nur Lord Andras nicht.
Nachdem sich der junge Mann gewaschen und andere Kleidung angezogen hatte, lief der Lord angespannt in seinem Gemach vor dem Bett  auf und ab.
Die Nachricht das Mera in wenigen Stunden gehängt werden sollte, raubte ihn den Schlaf.
Diese Entscheidung von seinem Vater war nicht richtig,
das durfte nicht geschehen.
Er konnte das nicht zulassen und Andras wusste das er etwas dagegen unternehmen musste.
Das rothaarige Mädchen ist noch immer seine Schwester.
Aber was konnte er schon gegen das Urteil von Lord Cerkoss unternehmen?

Der Lord war sein Vater und er duldete keine Widerworte.
Wenn er sich gegen seinen Vater stellt, würde Andras wieder Schläge in kauf nehmen müssen.
Genauso wie früher als er noch ein Kind war und immer wieder versucht hatte zu fliehen.

Lord Cerkoss hat ihn jedesmal dafür auspeitschen lassen, oder Tagelang in einer kleinen fensterlosen Zelle eingesperrt.
Bei jedem Widerstand den der kräftige Mann damals zeigte wurde er verprügelt und ihm wurde das Essen vorenthalten.
Erst als Andras seinen Namen abgelegt, den von Lord Cerkoss verstorbenen Sohn angenommen hatte und seinen Widerstand aufgegeben hatte wurde sein Leben besser.

Andras durfte jetzt nicht schwach werden nur weil Mera plötzlich aufgetaucht war.
Nein er wollte nicht wieder bestraft werden, die Schläge am Nachmittag hatten den zweiundzwanzig jährigen schon gereicht, um daran erinnert zu werden, wer er ist und wo sein Platz war.
Aber dennoch so sehr Andras sich dagegen sträubte da war diese Stimme in seinen Kopf, die er nicht abstellen konnte und die seid seiner Begegnung mit Mera, immer Lauter danach verlangte gehört zu werden.

"Andras lass mich raus.",
rief die Stimme immer wieder.

"Du musst unserer Schwester helfen! Befreie sie.",
dröhnte es in seinen Kopf.

"Nein! Ich kann nicht. Ich will nicht." antwortete Andras und hielt sich die Ohren zu.

"Andras es bringt nichts wenn du dir die Ohren zuhälst. Ich bin in dir."

"Wer bist du . Was willst du von mir. Verschwinde endlich!", sprach der junge Lord zu der kindlichen Stimme.

"Erkennst du mich nicht, ich bin es! Dein wahres ich, Trimos! "

"Nein das kann nicht. Dich gibt es nicht mehr. Ich habe dich vergessen so wie alles was mit dir zu tun hat.", erwiederte Andras und sank auf die Knie.

"Andras! ",Schrie die Stimme
"Du musst Mera befreien sie ist deine Schwester! Los steh auf."

"Ich kann nicht, Vater er wird mich bestrafen.", sprach der Lord laut zu der Stimme in seinen Kopf.

"Wenn du es nicht kannst,
dann lass mich es machen.
Lass mich raus!", meinte die Stimme immer fordernder

"Nein das mach ich nicht du hast mir schon genug Schwierigkeiten gemacht.", wehrte sich der junge Mann.

"Andras! Sie ist deine Schwester,  du kannst an ihr wieder gut machen, was du bei Oscar und Samuel versäumt hast. Befreie Sie oder ich werde nie wieder aus deinen Kopf verschwinden.",
forderte die kindliche Stimme immer weiter von dem Lord, der inzwischen auf den Boden saß und seinen Kopf gegen einen Bettpfosten schlug.

"So wirst du mich nicht los. Steh auf Andras!", befahl die Stimme und der Lord tat wie ihm geheißen wurde.

"Gut und jetzt schau in den Spiegel."

Andras der eine stark blutende Platzwunde am Kopf davongetragen hatte, lief zu den großen Spiegel in seinen Zimmer.
Als er davor stand erschrack Andras. Es war nicht sein Spiegelbild das ihn da gegenüber stand, sondern das seines früheren ichs.
Ein vierzehnjähriger, abgemagerter Junge in einem langen, dünnen, dunkelgrauen Gewand, mit kurzgeschorenen Haaren, lächelte ihn finster an.

"Andras erinnere dich ich bin du. Dein wahres ich, Trimo Sohn eines Fischers."

"Nein das kann nich sein ich habe dich tief in mir eingesperrt, du bist nicht echt.", sprach Andras aus und wich vor seinen eigenen Spiegelbild zurück.

"Das hast du, ich lag eine lange Zeit im verborgenen. Doch dank unserer Schwester habe ich genug Kraft um wieder zum Vorschein zu kommen.", erwiederte sein kindliches ich.

"Nein du musst verschwinden auf der Stelle."

"Nein Andras ich habe so lange im dunkelsten Abgrund deiner selbst gewartet, Ich werde nie wieder gehen.
Und jetzt lass mich Frei, damit ich unsere Schwester vor dem Strick retten kann!", forderte die Stimme mit nachdruck.

"Nein niemals!"

"Also gut du lässt mir keine Wahl"

Kaum das sein vierzehnjähriges
Ich, die Worte ausgesprochen hatte, begannen Andras Finger zu Kribbeln.
Erst nur ganz leicht, dann wurde es immer stärker, bis es richtig schmerzhaft für den Lord wurde.
Die Schmerzen wurden immer Stärker und breiteten sich immer weiter aus.
Sie fühlten sich an als würden tausende von Nadel seinen Körper durchdringen.
Andras verlor die Kontrolle über sich selbst. Er fiel zu Boden
und sein gesamter Körper verkrampfte sich.
Andras biss sich so fest auf die Zunge das sie anfing zu Bluten.

"Lass mich frei oder der Schmerz wird nie aufhören.",vernahm der am Boden liegende, am gesamten Körper zuckende Lord die Stimme seines früheren ichs.

"Nein niemals ich bin der Herr über meinen Körper nicht du."

"Wirklich das wollen wir doch mal sehen.", Sprach die Stimme in einen unguten Ton,
der Schlimmes erahnen ließ.
Und tatsächlich sollte es so kommen. Der junge Mann spürte wie der stechende Schmerz nachließ, doch anstatt aufstehen zu können geschah etwas völlig anderes!
Seine Linke Körperhälfte gehorchte ihm nicht mehr.
Egal wie sehr er es auch versuchte dagegen anzukämpfen, Andras konnte nicht verhindern, dass seine linke Hand den Dolch von seinem Gürtel zog und mit seiner Spitze ganz nahe an sein rechtes Auge herankam.
Andras packte seine linke Hand und kämpfte mit aller macht gegen sich selbst.

"Lass das, du würdest ebenfalls ein Auge verlieren!"

"Das ist mir egal. Ich lebe schon seid Jahren im dunkeln.",
Antworte die Stimme und erhöhte den Druck auf den linken Arm.

"Befreie unsere Schwester oder du verlierst ein Auge!"
forderte Andras früheres ich während die Spitze des Dolches seinem Auge immer näher Kam.

"Ja, ja ich werde es machen ich werde Mera retten nur gib mir die Kontrolle wieder."

"Schwöre es!"

"Also gut ich schwöre dir das ich Mera befreie."
Als Andras die Worte ausgesprochen hatte,
gehorchten augenblicklich beide Körperhälften wieder seinen Willen.
Sofort ließ der Lord den Dolch fallen, lehnte sich an einen Bettpfosten und sog hastig die Luft ein.
Als der kräftig gebaute Mann sich einigermaßen beruhigt hatte. Schloß er seine Augen und horchte in sich hinein.
Andras war wieder er selbst.

Die Stimme seines vierzehnjährigen ichs sie war noch da, nur klang sie jetzt leiser in seinen Ohren.
Der junge Lord wusste genau was er nun Unternehmen musste damit er, Andras bleiben konnte und sein früheres ich, nicht die Oberhand gewinnen würde.
Der kräftig gebaute Mann verstaute seinen Dolch wieder an seinen Gürtel und erhob sich vom Fußboden.

"Also gut Schwester es widerstrebt mir zwar aber ich werde dich befreien.", redete Andras mit sich selbst und ging zur Tür.
Gerade als er sie öffnen wollte wurde die Tür von außen aufgeschoben und  Dacia stand vor ihm.

"Mylord, mein Vater und ich wir sind abreisebereit so wie es Lord Cerkoss verlangt hat.", sprach das blonde Mädchen mit geröteten Augen zu Andras, dem sofort bewusst war das die siebzehnjährige Dacia geweint haben musste so wie sie aussah.
Doch wie sehr ihm diese Tatsache auch bewegte.
Andras hatte jetzt keine Zeit sich mit den Sorgen einer Frau zu befassen, mit der er nur eine Nacht verbracht hatte und die er kaum kannte.

"Das freut mich für dich Dacia.
Mir ist bewusst das es dir und deinem Vater sicherlich nicht leicht fallen wird, dass Reich der Sonne zu verlassen. Aber ich verspreche dir sobald wir das Reich des Meeres erreicht haben, werde ich einen passenden Lord für dich finden der dich zur Frau nimmt.
Jetzt entschuldige mich ich habe noch was vor der Abreise zu erledigen.", mit diesen wenigen Sätzen ließ Andras das schlanke Mädchen in seinem Gemach stehen und machte sich auf den Weg zum Burgverlies.

Mera - Weg einer Kriegerin Where stories live. Discover now