Klance Oneshots

Rockstar

- Lance -

Total hibbelig saß ich auf meinem Stuhl im Klassenzimmer.

Es herrschte eine normale Geräuschkulisse. Der Lehrer erklärte unser neustes Thema, was wohlgemerkt niemanden interessierte, da er es mit seiner faden trägen Stimme vortrug, sodass einige Schüler mehr als schläfrig schienen - einer schien sogar zu schlafen. Die restlichen Schüler flüsterten leise mit anderen und ab und zu hörte man ein Kichern und Lachen. Nun, der zweite Weltkrieg schien eben nur sehr wenige Schüler des 21.Jahrhunderts zu begeistern. Normalerweise hätte ich zu diesen Wenigen gehört, war Geschichte für gewöhnlich doch ein Fach was mir Spaß machte, heute sah das allerdings anders aus.

Heute war ich schon den ganzen Tag hibbelig und zappelig, konnte nicht stillstehen und mich erst recht nicht konzentrieren. Nennt mich verrückt, aber mein absoluter Lieblingssänger würde heute seine Tour-Termine bekannt geben. Darauf hatte ich das ganze Jahr über gewartet, mein komplettes Geld gespart, nur um IHN live zu sehen.

Keith Kogane - das ist sein Name. Rockstar. Schauspieler. Model.

Und wisst ihr, was so unfassbar daran war? Er war nur zwei Jahre älter als ich!

Ich 18. Er 20. Trotzdem schien er unerreichbar. Er war weltbekannt, extrem gefragt und es gab wahrscheinlich keinen, der ihn nicht kannte. Täglich waren neue News über ihn in den Nachrichten, seine Alben verkauften sich Millionen-fach und jedes Mädchen wollte ihn. Kein Wunder, auf den ersten Blick wirkte er arrogant, abgehoben, ein bisschen Bad Boy und Macho, doch sobald man mit ihm sprach, war er wie ausgewechselt. Charmant, zuvorkommenden, bodenständig, humorvoll.

Ich weiß, woher sollte ich das wissen? Er war ein Weltstar, niemand kannte ihn so wirklich privat und doch, hatte ich beide Seiten schon an ihm gesehen. Denn im Gegensatz zu Millionen, Milliarden, anderen, war es mir vergönnt gewesen, ihn vor seinem großen Durchbruch zu treffen. Damals, vor 4 Jahren, in diesem kleinen stickigen Club, an dem er jeden Freitagabend die Wände zum Erzittern gebracht hatte, die Masse zum Toben. In diesem Club, in dem er seine ersten eigenen Songs spielte, seine späteren Chart-Hits. Ja, genau dort waren wir uns begegnet.

-Flashback-

Frustriert sitze ich hinter der Bar, auf der Arbeitsplatte, starre die vielen Menschen an und würde die Welt am liebsten verfluchen!

Wie so oft in letzter Zeit habe ich mich mit meinen Eltern gestritten. Ich weiß doch, dass ich erst 14 bin! Wieso verstehen sie bloß nicht, dass mich solche Dinge wie zocken nicht interessieren. Dinge wie Mädchen, Spiele, Geschwister ärgern und mit anderen zoffen. Das Einzige was mich interessiert ist Musik! Na und Mädchen reizen mich schonmal gar nicht. Ich bin schwul und am liebsten würde ich ihnen Das ins Gesicht schreien, doch...das kann ich dann doch nicht. Wenn ich sie anschreien würde, würde es nichts nützen, dann wären wir alle nur noch mehr gereizt. Nein, es war eine gute Entscheidung für heute Abend und den Rest des Wochenendes bei meinem Primo zu bleiben.

Diego ist ein gutes Stück älter als ich, um genau zu sein ist er 25 und besitzt seinen eigenen kleinen Club. Man könnte sagen, dass er ein wenig komisch wirkt mit seinen schwarzen Lederhosen, den zu Hälfte aufgeknöpften Hemden und seinem knallrot gefärbten Haar, doch ich habe ihn schon immer vergöttert. Wenn ich Stress mit meiner Familie hatte, kam ich hier in seinen Club, saß hinter der Bar und genoss die Musik. Er hatte mir schon oft vorgeschlagen einmal hier aufzutreten mit meinen Songs, doch ich hatte jedes Mal abgelehnt. Natürlich liebe ich die Musik und würde meine Gitarre am liebsten nie mehr aus den Händen legen, doch ich verspürte bisher nie das Bedürfnis für jemanden außer mir selbst zu spielen. Ja, ich glaube selbst in meiner Familie war Diego der Einzige der mich je wirklich singen und spielen gehört hatte.