21. Dezember: Dein halbes Herz

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-POV Keith-

Der Wind peitschte mir ins Gesicht und der Regen durchnässte meine Kleidung.
Die Kälte fraß sich langsam und stechend durch meinen Körper.
An einigen Stellen war es nur ein kaltes Kribbeln und eine Gänsehaut, an anderen war sie so aggressiv, dass man das Gefühl hatte sie würde einen zerreißen.

Meine Haare hingen mir klitschnass im Gesicht und fühlten sich eindeutig schwerer an als sonst.
So als hätte man an jede einzelne Strähne ein 5g Gewicht angehangen.

Die Augen hatte ich geöffnet, auch wenn der Wind gnadenlos gegen die bleiche Haut preschte.

Wenn der Regen nicht dagewesen wäre, dann hätte man die vielen Tränen gesehen, die in Strömen meine Wangen hinunterflossen.

Der einzige Unterschied zwischen ihnen und den kalten Tränen des Himmels war, dass sie wärmer waren.

Diese Tränen trugen die aller letzte Wärme aus mir heraus.

Mein Herz war kalt.
Mein Körper war kalt.
Meine Seele war kalt.
Ich war kalt.

Langsam und mit Bedacht streckte ich meine Arme aus.
Die Ärmel meines Hoodies rutschten nach oben und gaben den Blick auf eine knöchrige Hand frei.

Ich war dünn, dass hatte selbst ich gemerkt.
Meine Haare waren zu lang und sahen immer so fettig unordentlich aus.
Meine Augen hatten nie eine besondere Farbe oder einen magischen Glanz.
Mein Körperbau war katastrophal.
Die Schultern waren im Vergleich zur Hüfte viel zu breit oder waren die Hüften im Vergleich zu den Schultern viel zu schmal?
Ich wusste es nicht.

Doch eins konnte ich sagen:
Ich hasste mich.

Ich hasse mich selbst wahrscheinlich noch mehr, als alle anderen mich hassten.
Genau das spiegelte sich auch in den vielen Schnitten und Narben auf meinen Unterarmen wieder, die jetzt ebenfalls zum Teil sichtbar waren.

Das sollte mich jedoch alles nicht mehr stören.

Mein Entschluss stand fest.
Ich hatte lange genug damit gewartet, lange genug überlegt.
Ich hatte keine Familie, keine Freunde, keine Person die mir wichtig war und erst recht hatte ich keine Person der ich wichtig war.

Dementsprechend waren Gedanken zu dieser einen Frage abgeschweift:
Warum lebe ich?

Monatelang schleppte ich diese Frage und ihre verdammt schwere unbekannte Antwort nun schon mit mir herum.
Und jetzt war ich bereit ihr ein Ende zu bieten, denn es gab keinen Grund.
Anders ausgedrückt:
Ich kann sterben.

Anders als ich es erwartet hätte, hatte mich diese Erkenntnis nicht allzu schwer getroffen.
Ich verspürte auch nun, hier an diesem großen Abgrund, dieser riesigen Brücke unter der, der Fluss rauschte und tobte, als erleide er Höllenqualen, keine Nervosität oder Anspannung,
eher Erleichterung.

Und obwohl es nur einen weiteren Schritt gebraucht hätte, Stand ich nun schon über eine Stunde hier.
Mich hielt nichts zurück, aber aus irgendeinem Grund wollte ich diesen Moment nicht beenden.

Ein tiefer klagender Seufzer verließ meinen Mund.

Der Tränenfluss hatte gestoppt.
Die Wärme war aufgebraucht.
Jetzt war es wirklich Zeit zu gehen.

"Hey Du!"

Eine helle intensive Stimme riss mich aus meinen Gedanken und deren womögliche Folgen.

"Tu's nicht!", rief der gebräunte Junge mit den haselnussbraunen Haaren und den tiefen ozeanblauen Augen.

"Warum?", hauchte ich mehr zu mir selbst, als zu ihm, aber er schien gute Ohren zu haben, denn er antwortete.

"Weil du nicht so bedeutungslos bist wie du denkst!"

"Ach ja?", unglaube lag in meiner Stimme, als ich mich vollends zu dem Fremden umdrehte.
Er war ebenfalls komplett durchnässt, schien sich aber wenig dafür zu interessieren.

"Ja. Seit Wochen stehst du jeden verdammten Tag an dieser Brücke und hast wahrscheinlich tausendmal darüber nachgedacht was dich zurück hält. Weißt du was? Am Anfang dachte ich mir:
Soll er doch einfach springen
Doch mit der Zeit wurdest du immer interessanter.
Ich begann dich zu beobachten, dich zu studieren. Daher weiß ich, dass du die Angewohnheit hast dir auf der Unterlippe herum zu kauen und dass du, wenn du dich  hinsetzt, immer das rechte Bein an das Linke anlehnst.
All diese kleinen Macken haben sich in mein 'Hirn eingebrannt...
Tja, Was soll ich sagen? Ich hab mein bescheuertes Herz an dich verloren"

Ich musste einmal heftig schlucken.
Nicht nur, dass dieser Junge mir nie aufgefallen war, er hatte mich auch noch beobachtet und wenn ich seinen letzten Satz richtig interpretierte, hatte er sich in mich verknallt.

"Hmmm", erwiederte ich und lehnte meinen Kopf in den Nacken. Der Regel prasselte auf meine Lider und es fühlte sich so an, als würde man mit Steinen nach mir werfen.

"Naja...", gab er von sich, bevor ich vorsichtige Schritte wahrnahm, die sich auf mich zubewegten.

Darauf spürte ich seinen heißen Atem in meinem Nacken und seine warme Hand an meiner, wie sie etwas kleines schweres und metallenes in diese legte.

"Jetzt besitzt du mein halbes Herz und meine Nummer.
Wenn du dir also auch noch die andere Hälfte holen möchtest, ruf mich an", hauchte er mir zärtlich und dennoch bestimmt ins Ohr und war dann schneller verschwunden, als ich hätte springen können.

Der Blick in meine Hand verriet mir auch, was er gemeint hatte.
Ich hielte eine Kette mit einem halben Herzanhänger in der Hand, die andere Hälfte musste ihm gehören.
Zudem lag dort ein kleiner gefalteter Zettel.

Und nach all den Jahren der Einsamkeit und der Trostlosigkeit, stahl sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen.

Ich würde mir die zweite Hälfte auf jeden Fall noch holen kommen!

Applaus bitte!
Und zwar für euch ;)

Ihr habt mich super aufgemuntert und motiviert mit euren lieben Kommentaren <3
Ich fahre über die folgenden Festtage zu meiner Oma und werde ihr die Glückwünsche ausrichten 💕💕!

Der OS ist leider relativ traurig, allerdings kam mir die Idee heute, als ich selbst durch den Regen lief und eben genau so eine Kette trug (die andere Hälfte, hat natürlich eine andere Person ;) )

Ich werde diesen Kalender übrigens auf jedenfall noch zu Ende bringen, danach aber bis zum 11.1. wahrscheinlich nichts mehr bringen.

Die Festtage möchte ich mit meiner Familie und der Arbeit an einer neuen FF für meinen Zweitaccount verbringen und danach habe ich mit der Klasse Skilager weswegen dort noch nichts kommen wird.

Danach aber natürlich wieder so regelmäßig, wie ich es hinbekomme 💕

Ich wünsche euch eine erholsame Nacht
(hätte ich mal gerne uwu)!

Ciao Ciao~



Btw...DANKE FÜR F***IN 4K READS 😍
YOU ARE GOREGOUS!!! I LOVE YOU ALL SO MUCH ❤

Klance OneshotsDove le storie prendono vita. Scoprilo ora