17. Dezember: Allein...

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-POV Lance-

Fast schon lautlos drehte ich das halbleere Weinglas in meiner Hand.
Nur wenn man genau hinhörte, nahm man das leise schwappen der roten Flüssigkeit war.

Mein Blick war starr gerade aus gerichtet, klebte förmlich an diesem einen Bild.
Das Bild, welches seit dem letzten Weihnachtsabend über dem lodernden Kamin hing.

Um den Rahmen verteilt standen Kerzen die, als einzige, eine Art Beleuchtung für den Raum darstellten.

Ein Weihnachtsbaum stand geschmückt in einer Ecke des großen Zimmers und doch waren seine Lampen nicht eingeschaltet.

Irgendwo hinter mir, auf einer kleinen rotbraunen Kommode, stand ein schlichtes graues Radio, aus dem eine Vielzahl an Liedern erklang, die auf die Festtage einstimmen sollten.

Vermutlich stimmten sie eher den Würgreiz an, da die Lieder so oft hoch und runter gespielt wurden, dass man sie nicht mehr hören konnte.

Ich selbst saß auf einer älteren schwarzen Couch, dessen Farbe mittlerweile wohl eher einem dunklen grau glich.

In Gedanken schweifte ich an den Abend vor einem Jahr zurück.
An den Abend an dem das Unheil seinen Lauf nahm.

Meine Freunde hatten sich dazu entschlossen bei mir zu feiern, ich hatte mich ehrlich gefreut, aber so schön die Feier auch war, als am Ende Alle sturzbesoffen das Haus verließen, hatte ich schon damals ein ungutes Gefühl gehabt.

Auf dem Bild, dass immernoch wie angemeißelt auf dem Kaminsims stand, saßen wir alle zusammen auf dieser Couch.
Lächelten in die Kamera, hielten mehr oder weniger geleerte Weingläser in die Höhe und versuchten uns so gut wie möglich gegeneinander zu quetschen.

Zu gut war die Erinnerung daran, wie Allura uns damals angemotzt hatte, weil keiner still halten konnte und wir das Bild bestimmt 5 Mal machen mussten.
Daran, wie Keith mit roten Wangen, wohlgemerkt durch den Alkohol, wie sein Hund Kosmo im Wohnzimmer herum gehüpft war.
Daran, wie Lotor versucht hatte, mit allen Mitteln, Allura zum rappen anzustiften.
Daran, wie Shiro, Adam, Matt und Hunk sich eine wilde Kissenschlacht geliefert hatten, dessen Federüberreste ich noch heute irgendwo in den letzten Ecken der Wohnung fand.

Ich hatte mich immer wohl gefühlt in ihrer Nähe, war ich auch nie wirklich der, der immer gelacht hatte, so hatten sie mich aufgemuntert und mir Mut gemacht.

Vielleicht wäre ich genauso extrovertiert wie Allura, Shiro und die anderen geworden, wären da nicht meine Mobber gewesen.
Die Mobber, die meine Schulzeit zur Hölle gemacht hatten.
Die die Folgen, des Mobbings, welche mich bis heute verfolgten, mit Leichtigkeit ignoriert hatten.

Durchaus könnte all Das, der Grund für meine tiefen dunklen Gedanken sein, doch man konnte nur spekulieren.
Wahrscheinlich war für mein Leben schon von Anfang an diese tiefe Schwärze und Leere geplant.
Immer dann, wenn ich dachte meine Vergangenheit, zu der nicht nur das Mobbing, sondern auch der Tot meiner Eltern zählte, hinter mir gelassen zu haben, holte sie mich wieder ein.

So wie an diesem Dezemberabend.
Es war dumm von mir gewesen meine Freunde bei so starken Schneefall, angetrunken aus dem Haus gehen zu lassen, aber ich hatte das Folgende nicht im Geringsten geahnt.
Gut, dass war vielleicht nicht ganz war, denn in meinem Leben gab es keinen einzigen Moment in dem ich nicht ein winziges bisschen Vorahnung auf eine schlechte Situation hatte.

In meinem Kopf spielte sich wieder das Geschehen ab, welches ich nie selbst miterlebt hatte und es mir trotzdem bis ins kleinste Detail vorstellen konnte.

Wie sie gemeinsam lachend und grölend an dieser Ampel gestanden haben mussten.
Die Freude in ihre Gesichter geschrieben.

Bis sie diesen schwarzen Van wahrgenommen haben mussten, wie er komische Schlenker auf der  Straße fuhr.

Wahrscheinlich war es Pidge als Erste aufgefallen, dass der Wagen sich ihnen bedrohlich näherte.
Sie hatte die anderen bestimmt zum ausweichen animiert, doch so betrunken wie sie waren, war das wohl nicht möglich gewesen.
Und die Folgen der zur kurzen Zeitspanne zwischen den Ereignissen war drastisch.

Mit einem lauten Krachen und Knallen muss der Wagen in die kleine Menschengruppe hinein gerast sein und selbst wenn zu dem Zeitpunkt noch einige von ihnen bei Bewusstsein gewesen wären, so hatte sich das bei der grausamen Explosion des Motors endgültig geändert.

Eine einsame kalte Träne rann meine Wange herunter, Als sich mein Kopf wie jedes Mal bei den Gedanken an diesen Unfall, dass Zerfetzen ihrer Körper vorstellte.
Wie die Hitze, die Flammen und die Wucht mit der er explodierte, ihnen die Haut von den Knochen riss.
Wie die kläglichen und schmerzvollen, aber dennoch kurzen Schreie meiner einstigen Freunde die stillte Nachtluft durchschnitten haben mussten.

Wie das Gesicht, des einzigen Jungen den ich jemals wirklich von ganzem Herzen liebte, verunstaltet wurde, bis man weder ihn noch die anderen entstellten Leichen hätte jemals wiedererkennen können.

Ja, all das ging mir seit einem Jahr durch den Kopf, nahm mir die Luft zum atmen.
Im diesem Jahr hatte ich meine Geschichte in abgeänderter Version und mit anderen Namen niedergeschrieben und als Buch verkauft.
Sie war zum Bestseller geworden, doch all meine Gedanken verhinderten die Freude darüber.

Denn ich würde alle Weihnachten, die in meinen restlichen Jahren auf Erden stattfinden würden, alleine verbringen.
Alleine, ohne meine Freunde.
Alleine, ohne Keith.

Alleine...

...ihr hasst mich oder?
Wenn ja (und ihr am besten noch heult) weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe ^^

Dieser Oneshot soll auf die vielen Attentate, die sinnlosen Tode und die am Boden zerstörten Angehörigen aufmerksam machen.

Denn egal wie oft Medien darüber berichten, anscheinend kommt die Message nicht wirklich bei allen an.

Wir leben immer noch in gefährlichen Zeiten und das wird sich nicht so schnell ändern, also passt auf euch auf...

...So, jetzt lächeln wir alle wieder und denken an die schönen Dinge im Leben (...mir fallen keine ein, deswegen müsst ihr euch selbst welche ausdenken) !

Ich wünsche euch noch eine gute Nacht,
Ciao Ciao~  

Klance OneshotsWhere stories live. Discover now