4. Dezember: Stiller Schnee

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Es war kalt. 

Nicht draußen im Schnee. Nicht hier in diesem sterilen Raum. 

Es war kalt. Es war kalt tief in mir drin. 

Die letzten Monate waren die Schönsten und gleichzeitig die Qualvollsten die ich je erleben durfte.
Ich hatte sie mit dem Jungen verbringen können den ich über alles liebte.
Dem Jungen, den ich immer beschützen wollte.
Dem Jungen, den ich nie gehen lassen wollte.

Und doch saß ich nun hier.
Ich hatte die letzte Zeit so oft gehört, dass ich loslassen musste. Ich hatte so oft gehört, dass ich stark sein musste und doch hatte ich an all diese Sätze nicht geglaubt.

Heute Morgen jedoch, hatte auch ich endlich begriffen, dass unsere Zeit vorüber war.
Als ich aufwachte, in diesem erschreckend weißen, Krankenhauszimmer.
Als ich meinen Jungen schwer atmend in seinem Bett gefunden hatte. 

Mein Verstand hatte es so schnell realisiert, dass ich Kopfschmerzen davon bekommen hatte.
Er hatte realisiert, dass meine große Liebe noch an diesem Tag an ihrer Krankheit versterben würde.

All die Monate hatte ich kein einziges Mal geweint, hatte mich zusammen gerissen und gelächelt. Ich wusste, er liebte mein Lächeln und ich wusste, dass er es brauchte. 

Wir hatten vieles erlebt in diesen Wochen.
Hatten die Welt bereist und waghalsige Aktionen unternommen.
Einfach alles ausprobiert, was ein Mensch mit sicherem Einkommen und einem glücklichen Umfeld nie getan hätte. 

Doch uns war es egal ob der Hai, beim Tauchen in diesen Käfig hätte eindringen können.
Uns war es egal, ob irgendein giftiges Insekt aus dem Regenwald uns umbringt.
Uns war es egal, ob der Fallschirm beim Sprung auch wirklich aufging.
Wir hatten diese Zeit einfach nur genießen wollen.
Hatten verdrängen wollen, dass es irgendwann ein letztes Lächeln geben würde, einen letzten Kuss, ein letztes Ich liebe dich

Und doch kam dieser Moment. 

Es war kurz nachdem die Straßenlaternen draußen angingen.
Das Fenster war leicht angekippt, doch draußen war es still.

Nicht einmal die weißen Flocken, die vom Himmel fielen, machten ansatzweise Geräusche.

Bis ein markerschütterndes Husten die Stille durchbrach. Ängstlich blickte ich in die Augen meines geliebten Schwarzhaarigen.
All den Glanz und den Stolz hatten sie verloren.
Trüb, als wäre der Ozean aus Emotionen und Gefühlen vom Nebel verschleiert, schauten sie mich an.
Ohne, dass er es aussprach wusste ich was er mir sagen wollte.

Seine Zeit war um.

Mein Atem stockte.
Seine Hand zitterte, als er sie nach meinem Hemdkragen ausstreckte und mich zu ihm zog.
Er blickte mich entschuldigend an bevor er seine Lippen ein letztes Mal mit meinen vereinte.
Sanft und zärtlich bewegten sie sich, fanden ihren eigenen Rythmus.

Ich schließe meine Augen, aus denen die erste Träne austritt.
Fast schon heiß fühlte sie sich an, während sie meine Wange hinunter kullert.

Langsam lösen sich unsere Lippen.
Der Druck an meinem Hemdkragen lässt nach und schwach fällt seine Hand zurück auf das Bett.

Mein Blick wandert zu seinem Gesicht.
Seine Augen strahlten ein letztes Mal so liebevoll.
Es war das letzte Mal, dass ich in die schönsten Augen der Welt blicken durfte.
In die Augen, in die ich mich verliebt hatte.
Die mir alles bedeuteten.

Mit einem letzten, kleinen Lächeln auf den Lippen hauchte er mir ein
"Ich liebe dich, Lance" zu.

Schwach und entkräftet ließ er sich ins Kissen zurück fallen.

Wie, als würde er einschlafen, schlossen sich seine Augenlieder.
Seine rechte Hand, die meine gehalten hatte erschlaffte.
Seine Atmung wurde immer ruhiger, als ich ihm leise entgegen flüsterte:

"Ich liebe dich auch, Keith. Ich werde es immer tun"

In diesem Moment hätte ich schwören können das seine Lippen sich zu einem klitze-kleinen Lächeln verzogen bevor sein Atem endgültig stoppte.

Ein Ohren betäubendes Piepen durchzog die Luft in dem weißen, langweiligen Raum.
Eine Schwester und ein Arzt kamen in den Raum gestürmt.

Jedoch nahm ich weder das Piepen, noch das restliche Geschehen richtig war.
In meinem Kopf verwandelten sich all diese Geräusche in ein lautes Rauschen.
Es übertönte sogar all meine anderen Gedanken.

Das Einzige was blieb war ein Wort....
'Keith'

~

Genau dieses Wort laß ich nun auf dem schwarzen Stein vor mir.
Davor lag ein Strauß roter Rosen, welche ich nur wenige Minuten zuvor dort abgelegt hatte.

Ein Jahr war vergangen, doch der Schnee viel immer noch so still.
Er kam immer wieder, war nie ganz fort, so wie die Gefühle für meine große Liebe.

Applaus! Dieser OS kommt mal nicht mitten in der Nacht XD
Also als erstes:
Ich hoffe euch gefällt der Oneshot und ihr bringt mich jetzt nicht um, weil ich ihn habe sterben lassen...hehe
Ich hatte einfach Lust mal was Trauriges zu schreiben, besonders weil meine Stimmung zur Zeit eh im Keller ist ;-;

Zweitens: Da jemand fragte warum der OS vom 3. Dezember "Engelsstimme" heißt und das Wort nur ganz am Ende vorkommt, dass hat eine Grund. Dieses Wort ist ein Insider zwischen mir und einer sehr wichtigen Person für mich.
Deshalb ist es für alle anderen wahrscheinlich nicht so gut zu verstehen, aber ich hoffe das geht trz so XD

Ansonsten hab ich nichts mehr zu sagen...
Ciao Ciao~

Ps: OMFG! Holy Shit! Wir haben die 2K Reads geknackt *-*
THANK YOU SO MUCH GUYS!
Ihr seid die Besten <3

Klance OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt