Bully and Victim

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„Na, wie findest du das, Schwuchtel?", ruft James und tritt mir mit voller Wucht in den Bauch. Ich zische schmerzerfüllt auf und rolle mich zusammen, um mich vor weiteren Tritten zu schützen. „Das wird dir auch nichts helfen, Schlampe!", beschimpft der Braunhaarige mich weiter und beginnt nun auf meine Arme und Beine einzutreten.

Ryan und ein paar weitere Jungen treten und schlagen stattdessen auf meinen Rücken und vereinzelt auf meinen Kopf ein. Die unterschiedlichsten Beleidigungen entkommen ihren Mündern, doch sie sind alle an mich gerichtet. Ein besonders starker Tritt von James sorgt dafür, dass sich mein Ellenbogen mit voller Wucht in meine Rippen rammt, weshalb ich anfange stark zu husten und nach Luft zu ringen. Ich kann nicht genau sagen wer, aber ich vermute Ryan donnert seine Faust ohne Gnade gegen meinen Schädel und kurz wird mir schwarz vor Augen, bevor ich noch stärker huste und beginne Blut zu spucken. Etwas davon landet auf James' Schuhen und zornig blickt der Ältere auf mich herab.

„Dir Missgeburt hat wohl nie jemand Benehmen beigebracht, hä? Man spuckt keine Schuhe anderer an und erst recht nicht meine! Hast du das verstanden, Schwuchtel? Hast du?", schreit der Braunhaarige und beugt sich leicht zu mir herab. Grob packt er meinen Kiefer mit seiner einen Hand und zieht meinen Kopf leicht zu sich herauf. Es tut weh, aber es ist nichts im Vergleich zu den anderen Schmerzen, die ich diese Woche schon erleiden musste. „Die waren neu. Das wirst du büßen.", knurrt er. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie James mit seiner Hand ausholt und stelle mich bereits darauf ein, heute auch noch ein Veilchen zu erhalten, doch so weit kommt es nicht. Hinter dem Älteren ist ein anderer Junge aufgetaucht, welcher das Handgelenk des Braunhaarigen fest im Griff hat.

„Griffin, lass es.", erklingt eine tiefe, monotone Stimme und mit einem Mal ist es todstill auf dem Schulhof. Ryan und seine Kumpels lassen schlagartig von mir ab und treten einen Schritt zurück. Angestrengt versuche ich über James' Schulter hinweg einen Blick auf ihn zu erhaschen. Denn wer dort gerade überraschend erschienen ist, ist kein anderer als Keith Kogane. Größter Troublemaker der Schule, Bad Boy, beliebtester Junge bei allen weiblichen Geschöpfen und eiskalt. Noch nie hat ihn jemand lachen gesehen, nicht mal sein Gefolge, zudem James, Ryan und ein paar weitere Jungen gehören, von denen einige mit auf mich eingeprügelt haben.

„Aber er hat meine Schuhe beschmutzt! Das la-aaargh", versucht James zu widersprechen. Keith jedoch verfestigt seinen Griff um das Handgelenk des Braunhaarigen nur und ein unheilvolles Knacken durchschneidet die Stille. „Habe ich mich undeutlich ausgedrückt?" „Nein, nein hast du nicht!", winselt James und atmet erleichtert auf, als der Schwarzhaarige von ihm ablässt. „Griffin, Kinkade, los jetzt! Ich will nicht nochmal zu spät kommen. Einmal nachsitzen für diese Woche hat mir gereicht, ist sterbenslangweilig dort.", grummelt Keith, sieht mich abschätzig an und dreht sich dann um.

Wie treudoofe Hunde folgen ihm die anderen. Auch James schenkt mir noch einen wütenden Blick und murmelt so etwas wie ‚Glück gehabt, Loser'. Als die Truppe am anderen Ende des Pausenhofes durch die schweren Metalltüren ins Innere des Schulgebäudes gehen, rappele auch ich mich wieder auf. Vorsichtig klopfe ich den Dreck von meinen Klamotten und fahre ein paar Mal durch meine Haare, in der Hoffnung, dass sie danach nicht allzu wüst aussehen.
Mir tut alles weh, aber nach einiger Zeit habe ich aufgehört mich darüber zu beklagen und so seufze ich nur leise und mache mich dann daran, mein Schulzeug wieder einzusammeln, welches zerstreut auf dem Boden liegt. Damit fertig sprinte ich zu meiner ersten Unterrichtsstunde und schlüpfe gerade noch so vor meiner Lehrerin in die Klasse.

Die Ereignisse der letzten Minuten müssen für alle Außenstehenden sehr verwirrend sein, Entschuldigung. Mein Name ist LanceMcClain, ich bin 17 Jahre alt und gehe zurzeit in die 11. Klasse. Ich habe genau zwei Freunde, Pidge und Hunk. Die beiden sind ebenfalls in meinem Jahrgang, jedoch ist Pidge ein Jahr jünger. Meine Familie kommt eigentlich aus Kuba und ich kann euch eines sagen, bei mir zu Hause wird es nie langweilig. Ich habe jede Menge große und kleine Geschwister, Nichten und Neffen, Tanten und Onkel. Manchmal ist es wirklich nervenzerrend, aber meistens lohnen sich die Anstrengungen. Denn auf alle schlechten Zeiten, folgen Gute. Das ist mein Motto und auch, wenn ich manchen Menschen damit auf die Nerven gehe, immer gut gelaunt zu sein, stört mich das keines Weges und viele gewöhnen sich irgendwann einfach daran.

Klance OneshotsKde žijí příběhy. Začni objevovat